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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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meinte Morvran leichthin.
    „Er möchte, dass ich die richtige innere Einstellung bekomme für meinen zukünftigen Beruf als Soldat.“
    Morvran sah ihn an.
    „Ich habe zufällig mitbekommen, dass du da etwas anderer Meinung bist.“
    „Es wäre das Letzte, was ich tun wollte.“
    „Warum hast du diese ungewöhnlichen Kampftechniken erlernt, wenn du einen solchen Widerwillen gegen das Kämpfen hast?“
    Tony wollte eigentlich sagen: „Es spielt keine Rolle mehr.“ Doch dann hörte er zu seiner eigenen Verwunderung, wie er antwortete: „Ich wollte meine jüngere Schwester und mich vor jemandem beschützen, der unser Leben bedroht hat.“
    „Und? Ist es dir gelungen?“
    „Nein. Ich habe versagt.“
    Die blaugrünen Augen von Morvran sahen ihn noch immer an.
    „Hm“, brummte er nach einer Weile.
    „Was meinst du mit ‚hm‘?“
    „Dass du ein guter Arzt wärst.“
    „Danke“, sagte Tony bitter. „Nur leider interessiert das niemanden.“
     
    Tony musste sich beeilen. Der Sommer würde bald in den Herbst übergehen. Und bevor der Winter kam, wollte er bereits in Köln leben.
    Er brauchte unbedingt einige seiner Sachen. Die Taschenlampe, das Taschenmesser, das Feuerzeug und den Laserpointer. Und brauchte eine unauffällige Tasche, in die alles hineinpasste. Einen Sack vielleicht. Und warme Kleidung. Dumm, dass er nicht seine eigenen Kleider anziehen konnte. Doch damit wäre er zu sehr aufgefallen.
    Die Sklaven kümmerten sich um die Kleider, in seinem Fall also Lentulus. Der sorgte dafür, dass seine schmutzigen Tuniken nach dem täglichen Bad immer verschwunden waren und an ihrer Stelle saubere Sachen lagen.
    „Wozu willst du wissen, wo saubere Kleidung aufbewahrt wird? Ich kümmere mich doch um alles“, sagte Lentulus.
    Tony erklärte ihm, dass er schrecklich fror und einfach mehrere Sachen übereinander anziehen musste. Daraufhin brachte ihm Lentulus sofort zusätzliche Tuniken, einen Wollschal, mehrere Socken und einen Umhang, schließlich sogar eine Wollhose, die bis übers Knie ging.
    „Was soll ich denn mit dir machen, wenn erst der Winter kommt?“, jammerte er.
     
    Auf der Suche nach einem Sack, in dem er seine Sachen transportieren konnte, entdeckte Tony an der Wand der Scheune einen hohen, geflochtenen Korb mit zwei Schulterriemen. Der perfekte Ersatz für seinen Rucksack! Er ließ ihn dort hängen, sammelte jedoch in den nächsten Tagen alle Schnüre ein, die er irgendwo entdeckte, und warf sie in den Korb.
    Seine Botengänge für Severus nutzte er dazu, mit den Gänsen und Hunden vertraut zu werden. Er steckte jeden Tag Leckerbissen ein und verteilte sie an die Tiere. Ferox und Harpalos machte er sich damit schnell zu Freunden. Bei den Gänsen war er da nicht so sicher. Und das beunruhigte ihn, denn sie konnten viel mehr Lärm machen als ein Hund.
    Aber aufhalten würde ihn niemand. Auch die Wachen nicht, die nachts auf dem Gelände patrouillierten.
    An der Stelle, wo der Bach unter dem Zaun hervorkam, lockerte Tony einige Bretter, aber so, dass es nicht auffiel. Die Bretter könnte er schnell zur Seite biegen, und durch diese Lücke würde er in der Nacht seiner Flucht verschwinden und dann eine Weile durch das Bachbett laufen.
    Bei den Sklaven, die für Severus mit den Ochsenkarren zu den Märkten in Köln oder zum Hafen fuhren, erkundigte er sich nach Entfernungen und den Gebräuchen beim Kaufen oder Handeln. Und er fragte nach Stützpunkten der Armee. Schließlich wollte er nicht von einer Patrouille aufgegriffen werden.
    Er war überrascht, wie viel Militär es um sie herum gab. In Bonna waren zwei komplette Legionen stationiert, in Durnomagus die Ala Noricorum, in Burungum die Ala Indiana, und in Novaesium eine Ala und eine Kohorte. Entlang des Rheins und der großen Verbindungsstraßen gab es praktisch alle paar hundert Meter Wachtürme oder Kastelle. Tag und Nacht wurde patrouilliert.
    „Und südlich der Colonia ist zudem das Hauptquartier der Rheinflotte. Sie überwachen den Fluss und setzen Kundschafter über“, erklärte ein Sklave.
    „Gibt es denn keine Brücke?“
    Der Sklave lachte. „Vielleicht später einmal.“
    Tony erinnerte sich wieder an den Anblick vom Wachturm aus, an seinem ersten Tag in der Römerzeit. Wenn der Rhein überall so breit war, würde es in der Tat schwer sein, eine Brücke zu bauen. 
    Er fragte auch nach den Lebensbedingungen in Köln. Da die Sklaven jedoch nicht wussten, dass sie alles einem Menschen erzählten, der aus einer anderen Zeit kam,

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