Bassus (German Edition)
Wollhemden und Hosen trugen sie Lederpanzer. In den Händen hielten sie Speere und musterten aufmerksam jeden, der nach Köln hineinwollte.
Tony beobachtete die anderen Reisenden. Die meisten beachteten die Soldaten nicht. Doch einige tauschten mit ihnen scherzhafte Bemerkungen aus. Tony hängte sich an einen Mann mit einem Eselskarren. Es sollte so aussehen, als gehörten er und Harpalos zu ihm. Doch zu seinem Unglück kannte der Mann einen der Soldaten und rief ihm einen Gruß zu.
„Gehört der Junge mit dem Hund zu dir?“, fragte der Soldat prompt.
Der Mann drehte sich um. „Nein. Die gehören nicht zu mir.“
„Bitte entschuldige“, murmelte Tony schnell ehrerbietig und trat einige Schritte zur Seite.
Der Mann sah ihn misstrauisch an.
Zum Glück gab der Soldat ihm zu verstehen, dass er weitergehen solle, und zusammen mit Harpalos betrat er den dunklen Durchgang.
VII
Bereits nach wenigen Schritten war Tony klar, dass ihn hier nichts, aber auch gar nichts an die Stadt Köln erinnern würde, in der er einmal zuhause gewesen war. Die Erkenntnis war wie ein Schlag in die Magengrube. Auf einmal vermisste er Melanie noch mehr als sonst. Aber auch Franzi, Ralf und Gwanwyn fehlten ihm. Er musste sich hinsetzen. Doch das war nicht einfach. Es war nicht wie in „seinem“ Köln, wo man immer irgendwo eine Bank finden konnte. Er nahm schließlich den Korb ab, lehnte ihn an eine Wand und setzte sich auf ihn. Harpalos streckte sich auf den Boden aus.
Unter den Passanten waren Germanen und Kelten, aber auch Orientalen und Schwarze aus Afrika. Etliche waren Soldaten. Auch viele der Paare, die unterwegs waren, waren gemischt.
An einem Gemüsestand kaufte ein dunkelhäutiger Soldat mit einer Germanin und einem offensichtlich gemeinsamen Kind gerade Rüben. Die meisten sprachen Latein. Die Germanen und Kelten unterhielten sich untereinander in ihrer Sprache. Jetzt liefen zwei Männer an ihm vorbei, die Griechisch sprachen.
Er fühlte wieder die Müdigkeit, die er schon weit vor der Stadt verspürt hatte. Sie kam jetzt nicht nur von der schlaflosen Nacht, sondern auch vom Hunger. Harpalos musste es doch ähnlich gehen!
„Komm, wir suchen eine Taverne“, sagte er zu ihm.
Der Hund erhob sich sofort.
Tony setzte seinen Rucksack wieder auf, und sie gingen weiter. Die Straße war gepflastert und sauber gekehrt, und so weit er das sehen konnte, traf das auch auf die Seitengassen zu.
Sie erreichten einen großen Platz. Unter einem überdachten Säulengang entdeckte er mehrere freie Holztische mit Hockern und setzte sich. Harpalos legte sich unter den Tisch. Es dauerte nicht lange bis, die Bedienung kam.
„Junge, kannst du denn auch bezahlen?“, fragte sie.
Er hielt ihr eine von Severus‘ Münzen hin.
„In Ordnung. Was kann ich dir bringen?“
„Etwas Warmes mit Fleisch und Gemüse.“
Gerade als die Frau weggehen wollte, fügte er hinzu: „Ich habe noch eine Frage, vielleicht ist sie aber sehr unhöflich.“
„Nur zu, Junge“, ermunterte ihn die Frau.
„Mein Hund hat Durst, hättest du einen Napf für ihn?“
Wie auf Kommando setzte sich Harpalos auf die Hinterpfoten, legte den Kopf schief und sah die Frau treuherzig an.
Sie lächelte. „Ich werde schon etwas für ihn auftreiben.“
„Gut gemacht“, sagte Tony, als sie weg war.
Wenig später kehrte sie mit einem voll beladenen Tablett zurück. Für Harpalos hatte sie eine extra Tonschale dabei. Tony dankte ihr und bezahlte.
Er gab dem Hund nicht nur Wasser, sondern teilte auch seinen Eintopf mit ihm. Danach ging es ihm bedeutend besser. Er blieb noch sitzen und beobachtete das Kommen und Gehen.
Es würde schwer werden, einen Platz für die Nacht zu finden. Es war alles anders, als er es sich vorgestellt hatte. Hier gab es garantiert keine verlassenen Häuser. Er sah auch keine Obdachlosen oder Bettler.
Ein geschminkter älterer Mann in bunter Kleidung, die sehr teuer aussah, und ein kleiner Junge von etwa neun oder zehn Jahren setzten sich an den freigewordenen Tisch neben ihm. Auch der Junge war geschminkt, aber so wie der Mann mit ihm umging, war er kein Sohn, sondern ein Sklave. Der Mann tätschelte dauernd an dem Jungen herum. Dieser lächelte zwar, doch glücklich sah er dabei nicht aus.
Tony ertrug es nicht, den beiden länger zuzusehen, und drehte ihnen den Rücken zu. Sein Blick fiel auf einen Stand,
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