Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
Vom Netzwerk:
herumhängen!“
    „Das ist Severus auch klar. Er hat längst Pläne für dich. Da du so gut kämpfen kannst, sollst du Soldat werden. In der Ala Noricorum. Jetzt bist du noch etwas zu jung, aber wenn du 18 bist, oder vielleicht sogar schon mit 17, werden sie dich sicher nehmen.“
    Tony wäre fast explodiert. Mit aller Gewalt riss er sich zusammen. Das war wieder typisch. Severus entschied über seine Zukunft, ohne mit ihm zu kommunizieren. Soldat! Es schüttelte ihn bei dem Gedanken.
    „Soldat kommt für mich nicht in Frage. Ich möchte Menschen helfen, nicht erobern und töten.“
    „Die Armee kämpft nicht nur, sie baut auch Straßen und Wasserleitungen.“
    „Soldaten müssen gehorchen.“
    „Alle Menschen müssen irgendjemandem gehorchen.“
    „Ich nicht!“
     
    Er lief dieselbe Strecke wie beim letzten Mal. Im Wald ließ er sich ins weiche Moos fallen und blieb auf dem Bauch liegen.
    Wenn er nur weinen könnte!
    Nach einer Weile rollte er sich auf den Rücken. Die Sonne schien strahlend hell. Selbst durch dieses dichte Blätterdach hindurch schafften es einige Strahlen, helle Muster auf den Boden oder auf die Rinden der Baumstämme zu zeichnen. Hier war es so friedlich!
    In seiner Zeit gab es solche Wälder nicht mehr. Zumindest nicht in dieser Gegend. Alles war zubetoniert. Es gab so gut wie keine Stille. Autobahnen, Straßenbahnen, Züge, Flugzeuge, Motorsägen, Fernseher, Smartphones.
    Und doch war es eine Welt, in der er freier leben konnte als in der Römerzeit. Gerade diese Errungenschaften der Technik hatten ihm das ermöglicht.
    Es half nichts, er musste dafür sorgen, dass er auch in der Römerzeit ein möglichst unabhängiges Leben führen konnte. Und dazu musste er das Gut von Severus verlassen. Genau wie in seinem alten Leben würde er sich als Dieb durchschlagen.
    Das ging am besten in einer größeren Stadt.
    Köln! Die Colonia Agrippinensium.
     
    Zum ersten Mal kam er zu spät zum Abendessen. Doch anstatt schweigsam und trotzig einzutreten, verneigte er sich zerknirscht vor Severus und bat ihn um Verzeihung für seine Verspätung. Tony überraschte ihn damit so, dass Severus einfach auf seinen leeren Platz deutete, und damit war die Sache erledigt. Tony triumphierte innerlich. Solange er noch hier war, würde er niemandem mehr eine Angriffsfläche bieten.
    Er langte tüchtig zu. Jetzt noch etwas von dem Fleischsalat. Er hatte bereits das halbe Schälchen geleert, als Marcia plötzlich danach griff und es sich unter die Nase hielt. Dann reichte sie es einer Sklavin und sagte: „Wirf es weg. Es ist nicht mehr gut.“
    Sie wandte sich an Tony.
    „Du solltest dir den Finger in den Hals stecken und es wieder herauswürgen.“
    Er winkte ab. „Kein Problem. Ich trinke etwas unverdünnten Wein dazu, dann ist es gut.“
    „Bitte, Tony, tu, was Mama sagt“, bat Flavia.
    Es ging ihm prächtig. „Das ist wirklich nicht nötig.“
    „Einer der Sklaven kann dir dabei helfen“, bot Marcia an.
    Das fehlte noch, dass ihm ein Fremder seine schmutzigen Finger in den Rachen steckte.
    Severus mischte sich ein. „Lasst ihn doch.“
    Tony sah ihn dankbar an. Warum konnte er nicht immer so locker sein?
     
    Im Bett formulierte er seinen Plan. Spätestens Ende nächster Woche wollte er in Köln sein.
    Zu den Details kam er jedoch nicht mehr.
    Noch nie ein seinem Leben war ihm so übel. Er schaffte es gerade noch zur Latrine, wo er sich heftig übergeben musste. Und der Durchfall hörte gar nicht mehr auf.
    Ab einem bestimmten Punkt war ihm alles egal. Seine Welt, diese Welt, Melanie, Flavia, Roland, Severus. Es gab nur noch diese entsetzliche Übelkeit, die schlimmer war als der schlimmste Schmerz. Dazu der Schwindel. Alles drehte sich um ihn, als ob er in einem Karussell säße. Hatte jemand unter dem Fußboden ein Feuer gemacht? Es war so warm. Er griff sich an die Stirn. Klatschnass.
    Vom Fieber bekam er Gliederschmerzen. Doch vor allem die Kopfschmerzen waren unerträglich. Er stöhnte. Zum ersten Mal war er dankbar, dass es in der Latrine keine Trennwände gab. So konnte er auf der einen Öffnung dem Durchfall freie Bahn lassen und gleichzeitig in das Loch daneben hineinkotzen.
    Während er unsäglich litt, lachte jemand.
    Er sah auf.
    Severus lehnte an der Tür.
    „Ich sterbe.“
    „Wirklich?“ 
    „Bitte hilf mir.“
    „Ich soll dir doch nicht etwa den Kopf halten oder den Hintern abwischen?“
    „Nein. Du sollst es abkürzen. Bitte töte mich mit irgendetwas, das schnell geht.“
    Severus

Weitere Kostenlose Bücher