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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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Als sie nach mehreren Metern herausstiegen, schüttelte der Hund sich ausgiebig, während Tony sich die Füße abtrocknete und die Sandalen wieder anzog. Danach begleitete Harpalos ihn wie selbstverständlich weiter. Es war, als hätte der Hund nur darauf gewartet, dass auch in seinem Leben endlich etwas Aufregendes passierte.
    Sie liefen zügig in die Richtung, aus der Tony an seinem ersten Abend zusammen mit Bassus und Donatus gekommen war.
    Nach drei oder vier Meilen blieb er stehen und drehte sich um. Das Gut war bereits verschwunden, und er war sicher, dass er es nie wieder betreten würde.
     
    Als sie die Straße endlich erreichten, hatten dichte Wolken sich vor den Mond und die Sterne geschoben. Ein kalter Wind setzte ein. Harpalos lief unbeirrt neben ihm her. Tony tastete nach seinem Halsband. Er nahm eine Schnur aus dem Korb und verknotete sie mit dem Halsband. Jetzt konnte er Harpalos wie einen Blindenhund benutzen.
    Bald hatten sie einen langsamen, stetigen Rhythmus gefunden. Hin und wieder streichelte er dem Tier über den Kopf.
    Allmählich ging ihm das Gefühl für Zeit und Raum verloren. Gab es jenseits dieser quadergroßen Steine, auf denen Harpalos ihn sicher führte, überhaupt noch eine Welt?
    Wieder versank er in einer ungeheuren Verlassenheit. Würde es in seinem Leben jemals eine Zeit geben, in der er sich nicht einsam fühlte?
    „Wuff“, machte der Hund auf einmal. Es klang freundlich.
    Gut, dass er bei ihm war. Nicht nur, weil er ihm Gesellschaft leistete und ihn führte, sondern weil Harpalos von jetzt an auf ihn angewiesen war. Genau wie er brauchte auch der Hund Nahrung und eine Unterkunft. Schon allein seinetwegen musste er sich zusammenreißen.
    Kaum war es hell geworden, begegneten ihnen die ersten Reisenden. Tony fragte einen Mann mit einem Wanderstab und einer großen Umhängetasche.
    „Ist es noch weit bis zur Colonia Agrippinensium?“
    „Nein. Du wirst noch vor dem Mittag dort sein.“
    Einige Zeit später näherten sich zwei Reiter einer Ala. Tony hatte sich genau zurechtgelegt, was er sagen würde, falls Soldaten ihn ansprechen und nach seiner Familie fragen sollten. Doch die Männer ritten weiter, ohne sich um ihn zu kümmern. Gut. Das bedeutete, dass er nicht auffiel.
    Nach diesem Adrenalinschub fühlte er sich unbeschreiblich müde. Er setzte sich auf die niedrige Mauer, die die Straße abgrenzte, holte seine Plastikflasche aus dem Korb und trank von dem Wasser. Hoffentlich hielten die Passanten sie für eine Glasflasche.
    Harpalos hatte sich zu seinen Füßen niedergelassen und beobachtete den inzwischen regen Verkehr. Tony schüttete etwas von dem Wasser in seine Hand, und der Hund trank. Harpalos war wirklich problemlos. Danach teilten sie das Essen.
    Wieder musste er an die Allgegenwart der römischen Armee denken. Der eigentliche Test stand ihnen noch bevor: die Soldaten an den Stadttoren von Köln.
    Was, wenn sie seinen Korb durchsuchten und die Ledertasche mit den Gegenständen aus seiner Zeit fanden? Der Hund legte seinen Kopf auf Tonys Knie und sah ihn an. Das half: Ihm fiel die Lösung ein. Gut, dass er die vielen Schnüre hatte. Er nahm die Ledertasche und bohrte mit dem Taschenmesser zwei Löcher hinein. Dann fädelte er eine Schnur durch und band sie am Halsband von Harpalos fest.
    Sie liefen weiter. Tony roch Rauch und musste husten. Die ersten Holzkohlemeiler tauchten zu beiden Seiten der Straße auf. Dann sah er rußende Schornsteine. So hätte er sich eher eine Industrieanlage des neunzehnten Jahrhunderts vorgestellt. Er drückte seinen Ärmel auf Mund und Nase. Es dauerte lange, bis die Luft endlich wieder besser wurde.
    Bald danach tauchten am Straßenrand die ersten Grabmäler auf. Tony staunte. Hier in der Nähe hatten Bassus und Donatus ihn damals entdeckt. In jener Nacht war ihm nicht aufgefallen, was für eine lange Strecke sie zurückgelegt hatten.
    Die Grabmäler standen jetzt immer dichter. Ein Zeichen, dass sie bald da sein mussten. Und dann war es so weit: Am Horizont der fast schnurgeraden Straße tauchte allmählich eine gewaltige Mauer auf.
    Köln! Tonys Herz schlug schneller. Würde ihm an seiner Heimatstadt noch irgendetwas vertraut vorkommen?
    Als sie sich den Wachposten neben dem wuchtigen Portal näherten, entdeckte er in den Steinen, die sich darüber bogen, die Buchstaben CCAA.
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium!
    Darunter und daneben standen Soldaten mit prächtigen Helmen und bunten, rechteckigen Schilden. Über den roten

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