BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)
letztendlich«, meine Stimme klang vielleicht eine Idee zu scharf, »sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Wenn jemand etwas für den Artenschutz tun kann, so vielleicht der WWF oder noch besser die UNO. Nur international anerkannte Gesetze können den Handel unterbinden. Nicht ein kleiner Fotograf wie ich. Es ist alles eine Frage des Marktes: kein Angebot – keine Nachfrage. Ganz einfach.«
»Ganz einfach, ja, ja. Es wäre schön, wenn alles so einfach wäre.« Herausfordernd stemmte sie ihre zur Faust geballten Hände in die Hüften. In den finsteren Augen war wieder eine schwache Glut. Sah ich tatsächlich die Andeutung eines Lächelns?
»Immerhin spricht es für Sie, dass Sie schon einmal etwas vom WWF gehört haben; viele halten die drei Buchstaben für die Abkürzung eines Baseballclubs oder eines Mittelwellensenders.« Tatsächlich ein Kompliment! Sie machte eine kleine Pause, ihr Körper straffte sich wieder. »Aber dennoch beteiligen Sie sich an diesem schändlichen Geschäft!«
Diese letzte Spitze musste sie mir wohl geben. Da ich einer endlosen Diskussion aus dem Weg gehen wollte, überhörte ich sie geflissentlich. »Ihre Aufregung ist eigentlich vollkommen unbegründet. Ich habe nie die Absicht gehabt, Sie mit einem Pelz vor der Kamera posieren zu lassen.«
»Sondern?«
»Rein privat interessiere ich mich in erster Linie für Gesichter. Interessante, aussagekräftige Gesichter. Ungeschminkt. Nichts ist ehrlicher und natürlicher. Kleider verhüllen nur. Sie täuschen.«
»Klingt, als seien Sie ein Aktfotograf.«
»Zuweilen mache ich auch das, vorausgesetzt das Gesicht dominiert das Bild.«
Sie lächelte, aber auf eine eher ironische Art.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, erklärte ich schnell. »Ich möchte nur Ihr Gesicht ablichten. Keine Nacktaufnahmen oder was immer Sie befürchten mögen. Ehrensache.«
Sie wirkte ernst und belustigt zugleich. Zu gerne hätte ich jetzt auf den Auslöser gedrückt.
»Ist es wirklich das, was Sie wollen?«
Diese einfache Frage ließ mich innerlich taumeln. Es war, als sei mein Geist von ihren zarten Fingern abgetastet worden, als wüsste sie Dinge über mich, die selbst mir noch nicht klar waren. Sie hatte Recht. Ich wollte etwas anderes von ihr, etwas ganz anderes. Gnädigerweise kostete sie den nun entstandenen Moment peinlicher Stille nicht allzu lange aus. Mein Schweigen war auch eine Antwort.
»Wie sieht es eigentlich mit der Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Modell aus?«
Wieder ein Treffer.
»Ich … ich weiß nicht, was Sie meinen«, wand ich mich mühsam.
»Sie sprachen doch von der notwendigen Beziehung zwischen Bild und Betrachter, eine Verbindung, die doch sicher nur dann entstehen kann, wenn Kamera und Modell in ähnliche Weise zusammenarbeiten. Nun, da Kamera und Fotograf identisch sind, so müsste doch zwangsläufig zwischen Fotograf und Modell eine Art … wie nannten Sie es …?«
»Nicht unbedingt«, entgegnete ich, wohlwissend, nach welchem Ausdruck sie suchte. »Kein Profi-Model oder Dressman sieht hinter dem Objektiv das Auge des Fotografen. Bei vielen Aufnahmen wäre dies nur störend. So können Fotos zufällig und intim wirken, obwohl ihnen ein bis ins einzelne durchdachter Plan zugrunde liegt. Gerade darin besteht die Kunst des Fotografierens; Kamera und Fotograf müssen eine Symbiose eingehen, identisch sind sie aber keinesfalls.«
»Aha.« Sie nickte, was aber wohl bedeutete, dass sie mir kein Wort glaubte. »Ich jedenfalls bin kein Berufsmodell. Vorausgesetzt ich stimmte zu, dann nur unter einer Bedingung: Ich muss mehr über Sie erfahren. Wenn ich etwas von mir gebe, dann nur, wenn ich auch etwas von Ihnen dafür bekomme.« Wieder dieses ironische Grinsen. »Auch ich habe meine Grundsätze«, verkündete sie. »Mich interessiert nicht die Kamera, sondern der Mensch dahinter. Könnten Sie das akzeptieren?«
Warum fragte sie überhaupt; sie wusste doch, dass ich zu allem Ja und Amen gesagt hätte. Ich konnte es kaum fassen. Diese so unnahbar scheinende Frau hatte doch tatsächlich zugesagt. Oder fast wenigstens.
»Selbstverständlich!«, prustete ich los. »Wir werden alles so machen, wie Sie es wollen. Nur …«
»Wie wir uns näher kennenlernen?«, brachte sie meinen unausgesprochenen Gedanken auf einen Punkt. »Nun, hier ist zugegebenermaßen nicht der geeignete Ort dafür. Sie könnten mich aber heute Abend zum Essen einladen. Alles andere wird sich schon finden.«
Es war schon beschämend, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher