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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Laden anbot, und konnte kaum mit der Nachfrage Schritt halten. Ich riet ihr,
sich bald eine richtige Druckerei zu suchen. Und als ich ihr das verdiente Geld
überreichte - abzüglich meiner Kommission versteht sich, schließlich bin ich
nicht die Wohlfahrt -, blickte sie mich an, als hätte ich ihr soeben die
Schlüssel zur Bank ausgehändigt. Sie deckte mich mit Küssen ein. Hätte ich
gewusst, dass sie so reagiert, hätte ich schon Wochen vorher die Kasse geöffnet
und ihr einen Fünfer in die Hand gedrückt.
    Aber.
    Ich hätte es besser wissen
sollen.
    Goldene Tage nennt man deshalb
golden, weil sie so wertvoll und selten sind, oder anders ausgedrückt, es sind
ihrer wenige, sie sind rar gesät und zudem ausgesprochen flüchtig. In diesem
Moment war ich noch glücklich und lächelte, im nächsten klingelte schon das
Telefon, und ich hätte es besser wissen und nicht drangehen sollen. Kaum hatte
der Mann am anderen Ende zu sprechen begonnen, schrillten bei mir sämtliche
Alarmglocken.
    »Hallo, ist dort das Kein
Alibi, ja?«
    Eine ältliche Stimme, mit
einem starken, deutsch klingenden Akzent. Ich war so geschockt, dass ich
sofort zugab, dass es sich um das Kein Alibi handelte, anstatt zu sagen »falsch
verbunden« und umstandslos aufzulegen.
    »Ich habe gehört, Sie kaufen
und verkaufen seltene Bücher?«
    »Ja... das ist richtig.«
    »Und haben Sie auch einige
davon in Ihrem Laden vorrätig?«
    »Ja, natürlich.«
    Ausgerechnet in diesem Moment
war ich alleine und fühlte mich auch so. Obwohl sich der Mann am anderen Ende der
Telefonleitung befand, fühlte ich mich physisch bedroht.
    »Ich frage mich, ob es möglich
wäre, einen Termin für ein Treffen zu verabreden? Ich bin Sammler und wäre
Ihnen sehr verbunden, wenn ich die Bände außerhalb der Geschäftszeit ungestört
betrachten könnte, natürlich in Ihrer Anwesenheit.«
    »Also, normalerweise ist es
nicht üblich...«
    »Ich bin ein alter Mann, und
der ganze Publikumsverkehr, das Gedränge und Geschiebe ... ich würde es wirklich
vorziehen... sagen wir einfach um 19 Uhr?«
    »Nun, ich...«
    »Ausgezeichnet, also dann um
19 Uhr.«
    Er unterbrach die Verbindung.
Mir war nicht mal die Idee gekommen, ihn nach seinem Namen zu fragen. Ich
zitterte und schwitzte. Aber, so merkwürdig das vielleicht klingt, ich war auch
neugierig. Bevor ich begonnen hatte, in diesen Fällen zu ermitteln, war ich nie auf irgendwas neugierig
gewesen. Jetzt, und besonders bei diesem Fall, verspürte ich einen großen
Wissensdurst. Natürlich konnte es einfach irgendein ein alter Knacker mit
fremdländischem Akzent und einer Leidenschaft für Bücher sein. Aber er hatte
es so arrangiert, dass er mich außerhalb der Geschäftszeit, privat, ganz alleine traf; und das kurz nach einer
Phase, in der ich in panischer Angst vor einem ältlichen, deutschen Attentäter
gelebt hatte. (Und ich sage hier bewusst Attentäter, denn, ob es einem gefällt
oder nicht, ich war nun mal eine bedeutende Persönlichkeit, vor allem in der
schrumpfenden Welt des unabhängigen Buchhandels.) Das alles konnte kein Zufall
sein. Er hatte es auf mich abgesehen. Es war wie in The Night of the Jackal. Meine persönlichen
Reichenbach-Fälle. Meine Verabredung mit dem Schicksal. Ich würde die Angst
besiegen und mich der Herausforderung stellen. Es war das Aufeinandertreffen
zweier brillanter Hirne. Ich würde ihn überlisten. Ich war wie der Typ in
diesem schwedischen Film, der sich hinsetzte, um Schach mit dem Sensenmann zu
spielen, und ihn mit logischem Denken übertölpelte. Und wenn das nicht klappte,
würde ich das Schlachtermesser unter der Theke benutzen.
    Außerdem würde ich mir
Verstärkung holen.
    Ich war ja nicht blöd. Er
mochte alt sein, aber einer aus unmittelbarer Nähe auf mich gerichteten Waffe
war es egal, wie alt der Mann am Abzug war. Zunächst rief ich Jeff an und
schilderte ihm die Situation. Er versicherte mir, das klinge beängstigend, und
er würde mir an sich auch gerne helfen, leider hätte er bereits eine Verabredung
zum Schwimmen. Woraufhin ich ihm erklärte, er könne seinen Job getrost
vergessen und stattdessen mit einer Zahlungsaufforderung für all die Bücher
rechnen, die er seinen Kumpels zum Einkaufspreis verschachert hatte. Er
erwiderte, er wäre vor 19 Uhr da. Einer meiner Lieblingsdetektive, Spenser,
ruft immer einen großen, coole Sprüche klopfenden Schwarzen namens Hawk an,
wenn er Verstärkung braucht. Hawk jagt allen Angst ein, und die Frauen lieben
ihn. Jeff, der

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