Bateman, Colin
Löwen folgten.
Alles schien sich vortrefflich
zu fügen.
29
Die Uhr tickte, und alle bis
auf einen Mitspieler waren auf Position. Ich stand hinter der Theke, eine Hand
am Schlachtermesser. Detective Robinson trieb sich im hinteren Teil des Ladens
herum, wo er die drei Regale mit signierten Erstausgaben durchstöberte; Jeff
kniete auf dem Boden neben einem Bücherkarton und tat so, als zeichnete er neu
eingetroffene Ware aus; und Alison war in der Küche, spülte bei geöffneter Tür
ab und hielt in der untergetauchten Hand ein Steakmesser umklammert. Auf der
anderen Seite der Straße lungerten meine Botanic-Avenue-Hilfspolizisten herum
und waren offensichtlich dabei, Klebstoff zu schnüffeln.
19 Uhr kam, 19 Uhr ging. Gegen
19.15 Uhr hielt Detective Robinson zwei Bücher in der Hand und schien sich
damit der Theke nähern zu wollen. Ich blinzelte Jeff zu, und er begriff
überraschenderweise sofort: Er förderte ein weiteres Dutzend signierter
Erstausgaben zutage, in denen Detective Robinson zu schmökern begann; er wusste, dass sie wertvoll
waren, weil ich sie in Plastikumschläge gesteckt hatte, die so eng waren, dass
sie potenzielle Interessenten von einer näheren Begutachtung Abstand nehmen
ließen; und ich wusste,
dass sie das nicht waren, denn sie waren alle signiert von Jehovas Rache
Grisham.
Auf der anderen Straßenseite
legte sich einer meiner Verfolger plötzlich flach auf den Gehsteig.
Alison erschien auf der
Türschwelle und fragte: »Soll ich uns allen eine schöne Tasse ...?«
Summmmmmmm.
Sie hielt inne. Detective
Robinson blickte auf. Jeff glotzte. Ich ließ mir mehrere Sekunden Zeit und studierte
weiter meinen Computerbildschirm, damit wenigstens ich einen entspannten
Eindruck erweckte. Erst dann sah ich zur Tür.
Dort stand er.
Ein alter Mann in gepflegtem
Anzug. Silbernes, kurz geschnittenes Haar. Das Valium erwies sich als
wirkungslos. Summmmmmmm.
Ich drückte auf den Türöffner.
Als er eintrat, erklärte ich: »Entschuldigung, ich war völlig in meine Arbeit
versunken.«
»Kein Problem.« Er winkte ab,
als wollte er eine Fliege verscheuchen. Dann marschierte er mit ausgestreckter
Hand auf die Theke zu. Völlig überrascht von dieser vertraulichen Geste,
musste ich rasch das Schlachtermesser loslassen, um den Händedruck zu erwidern.
Es gelang mir, das einigermaßen leise zu tun, aber meine Nerven lagen so blank,
dass ich bei dem Versuch, über die Theke zu langen, den Griff eines Tackers
erwischte und ihn herunterfegte. Mein Erzrivale lenkte seine Hand blitzschnell
um und fing den Tacker auf, bevor er mehr als nur ein paar Zentimeter gefallen
war.
Er mochte vielleicht ein alter
Mann sein, aber er besaß die Reflexe eines Jongleurs.
Dann stellte er ihn zurück auf
die Theke, lächelte und bot mir erneut seine Hand an.
Ich schüttelte sie. Sein
Händedruck war kräftig, seine Haut kalt.
»Vielen Dank, dass Sie Zeit
für mich hatten«, sagte er.
»Es ist mir ein Vergnügen«,
erwiderte ich.
Keiner von uns stellte sich
mit Namen vor. Was an sich nicht weiter verdächtig war: Buchhandel kann ein verschwiegenes
Geschäft sein.
Er blickte sich im Laden um.
»Das ist ein hübsches Geschäft«, verkündete er mit starkem Akzent. »Ich hatte
gedacht, wir wären alleine.«
»Inventur«, erklärte ich, »es
ließ sich leider nicht vermeiden.« Sein Blick fiel auf Detective Robinson.
»Das ist ein weiterer Sammler. Als er erfahren hat, dass ich so spät noch offen
habe, ließ er sich nicht abwimmeln. Sammler können sehr überzeugend sein.«
Er nickte. In diesem Moment
fiel mir auf, dass sein Jackett ausgebeult war, auf Höhe der linken
Innentasche. Augenblicklich war ich mir sicher, dass es keine Brieftasche war.
In Anbetracht dessen, was ich über ihn zu wissen glaubte, hatte ich eine
ziemlich genaue Vorstellung davon, um was es sich handelte.
»Kein Problem«, erwiderte er.
Machte er auch nur den
geringsten Ansatz, nach seiner Waffe zu greifen, würde ich sofort das
Schlachtermesser zücken und es ihm in die Brust rammen. Wenn sich die Waffe
dann im Nachhinein doch als Brieftasche erwies, würde ich zwar nicht allzu
viele gute Kritiken in puncto Kundenfreundlichkeit ernten, war aber zumindest
noch am Leben.
Ursprünglich hatte ich die
Möglichkeit wieder verworfen, dass er ein Massaker begehen würde, aber plötzlich
dachte ich - warum eigentlich nicht? Drei Menschen waren bereits tot. Vier
weitere machten den Kohl auch nicht mehr fett.
»Ich möchte Ihnen etwas
zeigen«,
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