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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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gelegentlich Gewichte stemmt, jagt lediglich Frauen Angst ein. Und
angesichts seiner Tätigkeit für amnesty war wohl weniger damit zu rechnen, dass
er den Attentäter unschädlich machte als dass er eine Kampagne zu dessen
Freilassung startete, nachdem er mich ermordet hatte. Obwohl natürlich eine
gewisse Chance bestand, dass der Attentäter, nachdem er mich beseitigt hatte,
auch Jeff erledigte. Daher schien es angeraten, die zu meiner Sicherheit
anrückenden Mannschaften quantitativ aufzustocken. Ich wählte Alisons Nummer
und setzte sie ins Bild, woraufhin sie mir erklärte, ich sei völlig verrückt,
diesen Kerl in meinen Laden zu lassen. Stattdessen forderte sie mich auf, die
Polizei zu verständigen, denn es sei allemal besser, sich lächerlich zu machen
und zu leben, als tapfer zu sterben. Damit hatte sie natürlich nicht ganz
Unrecht. Aber die Polizei zu alarmieren, würde erstens viel Zeit kosten und
zweitens eine fantastische Menge an Erklärungen erfordern. Und am Ende wäre ich
der Lösung des Falles der jüdischen Musikanten keinen Schritt näher gekommen, hätte mir aber vermutlich
einen Gerichtstermin eingehandelt, wegen fahrlässiger Verschwendung von
Polizeiarbeitszeit oder falscher Anschuldigungen gegen einen älteren
Büchersammler.
    Dennoch glaubte ich, einen Weg
gefunden zu haben, den Schutz der Polizei anzufordern, ohne ihnen alles zu
verraten.
    Ich rief Detective Robinson
an. Da ich ihn früher schon im Verdacht gehabt hatte, in den Diensten Odessas
zu stehen, erkundigte ich mich zunächst, ob er am Abend schon etwas vorhatte.
»Abgesehen davon, dass ich Ulster vor dem Bösen schütze, nein«, erwiderte er.
Zufrieden mit seiner Antwort, erklärte ich ihm, dass an diesem Abend im Kein
Alibi eine besondere, private Präsentation für bevorzugte Kunden stattfand, zu
der er herzlich eingeladen sei. Eine Anzahl ausgesprochen rarer und
interessanter Sammlerstücke stünden zum Verkauf, mit teilweise doppeltem
Preisnachlass (was für mich in etwa elf oder zwölf Prozent bedeutet). Selbst
wenn er den Kinky Friedman nur aus Gründen der Tarnung gekauft hatte, bot ich
ihm damit die Gelegenheit, noch weiter bei mir herumzuschnüffeln, während er
mir gleichzeitig einen gewissen Schutz angedeihen ließ. Daher war ich auch
nicht sonderlich überrascht, als er mir dankte und versicherte, das sei sehr
entgegenkommend und, ja, er komme gerne.
    Nachdem ich auf die Art für
ausreichend Schutz in meinem Laden gesorgt hatte - ich ging nicht davon aus,
dass der Attentäter so leichtsinnig wäre, gleich ein ganzes Massaker
anzurichten -, wandte ich meine Aufmerksamkeit der Frage zu, mit was ich wohl
zu rechnen hatte, wenn er mich nicht an Ort und Stelle erledigen konnte. Falls
er ein kluger Taktiker war, würde er seine seriöse Fassade wahren, ein oder
zwei Bücher erwerben und sich dann zurückziehen, um einen neuen Plan
auszuhecken. Das war dann genau der Moment, in dem ich zuschlagen musste - ich
hatte vor, ihn in eine Falle zu locken.
    Aber natürlich konnte ich das
nicht alleine. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich nur äußerst ungern bei
Dunkelheit fahre, außerdem hielt ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass
ich zum Kein-Alibi-Lieferwagen gelangen und dort meine nötigen
Sicherheitschecks durchführen konnte, bevor er sich aus dem Staub gemacht
hatte, selbst wenn er ein alter Tattergreis war. Abgesehen davon habe ich an
bestimmten Tagen im Monat eine Aversion dagegen, links abzubiegen, und
zufälligerweise war das einer dieser Tage, also bestand die fünfzigprozentige
Möglichkeit, dass ich ihn verlor, wenn er irgendwo abbog. Eine mögliche
Alternative bestand darin, mir die Datenbank meiner Stammkunden
zunutzezumachen. Es sind zwar keine Freunde im engeren Sinn, aber sie sind
loyal, unterstützen mich, wo es geht, und waren mir auch bei früheren Fällen
schon eine Hilfe. Falls ich einen Aufruf an sie losschickte, musste dieser
allerdings sehr vage gehalten sein, denn obwohl sie mir immer bereitwillig
halfen, würden sie ohne Zweifel wissen wollen, warum sie nicht ebenfalls als
»bevorzugte Kunden« zu dem Verkauf eingeladen waren, und am Ende müsste ich
dann die Hälfte meiner Sammlung an sie verkaufen, und das zu noch günstigeren
Preisen. Wahrscheinlich hätte ich ein oder zwei von ihnen herauspicken können -
aber das Gerücht hätte unweigerlich die Runde gemacht; ich bin nämlich überzeugt,
dass sie hinter meinem Rücken über mich klatschen und tratschen, vermutlich
haben sie zu diesem

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