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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Zweck sogar bereits ein Internetforum gegründet.
    Genau in diesem Moment blickte
ich zufällig aus dem Fenster und zu Alisons Juwelierladen gegenüber. Ihr Geschäft
hat eines dieser altmodischen Schaufenster, die nicht ganz bis zur Straße
hinunterreichen, sondern nur bis auf Kniehöhe, mit einer Ziegelmauer darunter
und einer schmalen Fensterbank. Unvermeidlich hocken sich da immer wieder
irgendwelche Passanten darauf, und Alison verbringt ihr halbes Berufsleben
damit, Penner, Betrunkene, Kinder und alte Menschen zu verscheuchen. Eine Gang
jugendlicher Tunichtgute hatte sich dabei als besonders hartnäckig erwiesen,
und obwohl sie schon mehrfach von der Polizei entfernt worden waren, ließen sie
sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder darauf nieder. Alison war
überzeugt, dass sie vorhatten, irgendwann die Scheibe einzuschlagen und den
Schmuck zu stehlen, aber ich zweifelte, dass sie es so offensichtlich angehen
würden. In meinen Augen hielten sie sich dort vielmehr aus einem von zwei
Gründen auf: Entweder weil sie dort direkt gegenüber vom Weinmarkt hockten, in
dem sie Ladenverbot hatten, und potenzielle Opfer eines Raubüberfalls ausspähen
konnten; oder sie wollten freie Sicht auf Alison, weil sie so hübsch war.
    Ein paarmal, als ich Alison
zurück zum Laden begleitet hatte, musste ich mich durch ihr bedrohliches
Spalier drängen. Zu uns hatten sie zwar nichts gesagt, aber sobald ich Alison
drinnen abgeliefert hatte, sah die Sache anders aus.
    Mehrfach war ich Opfer wüster
Beschimpfungen geworden, während ich darauf wartete, die Straße überqueren zu
können. Sie nannten mich Wasserkopf, Dumpfbacke, Pinocchio, Klumpfuß, Blödmann,
Behinderter, Spast, Klemmschwuchtel, Homo, Arschficker, Lesbe, Fotzenlecker,
Junkie, Fixer, Kiffer, Schlampe, Spermacontainer, Fickschnitzel, Koitussy,
Schizzo und Katholik. Natürlich perlte das von mir ab wie Wasser vom Rücken
einer Ente. Schließlich bekam ich zu Hause wesentlich Schlimmeres zu hören.
    In diesem Moment jedoch
überlegte ich, mir ihre kriminelle Energie zunutzezumachen, da sie meiner
Nemesis folgen konnten, ohne Verdacht zu erregen - entweder zu Fuß oder in
einem der Autos, die sie regelmäßig für ihre nächtlichen Vergnügungsfahrten
stahlen.
    Heute waren nur zwei von ihnen
anwesend, daher erschien mir die Vorstellung, ihnen mein Angebot zu unterbreiten,
nicht ganz so bedrohlich wie bei Anwesenheit der gesamten Gang. Jeder andere
hätte eine erste Kontaktaufnahme wahrscheinlich mit den Worten »Ey, was geht,
Mann?« gestartet, was aber nicht nur erniedrigend, sondern auch ziemlich albern
für jemanden mit meinem Hintergrund und meiner Erziehung gewesen wäre.
Stattdessen bat ich sie in meinen Laden, begab mich hinter die Theke, eine Hand
am Schlachtermesser, und fragte sie, ob sie je von den Hilfspolizisten der
Baker-Street-Bande gehört hätten.
    »Was für 'n Scheiß laberst du
da?«, lautete ihre wohlerwogene Antwort.
    Ich erklärte ihnen, dass
Sherlock Holmes gelegentlich eine Bande von Gassenjungen beschäftigt hatte, die
ihn bei seiner Arbeit unterstützte.
    »Was für 'n Scheiß laberst du
da?«, lautete ihre wohlerwogene Antwort.
    »Nennst du uns etwa
Scheißgassenjungen, Holmes?«, erkundigte sich der eine.
    Ich erklärte ihnen, ich sei
bereit, ihnen Geld zu geben, wenn sie etwas für mich täten.
    »Verpiss dich, du Scheißpädo«,
lautete ihre wohlerwogene Antwort.
    Es war ein Spiel, ein lockerer
Schlagabtausch, wir steckten verbal die Grenzen ab. Es war wie bei einem Paarungsritual,
natürlich ohne anschließende Paarung, oder wie bei Katzen, die pissend ihr
Revier markieren. Als Teil dieses Rituals hob ich Der Verbrecher von Jim Thompson hoch und
leckte daran. Naturgemäß zog sich der Prozess danach weiter in die Länge, aber
Stück für Stück wurde ihnen klar, was ich von ihnen wollte, wenn auch nicht,
warum. Und da ihnen gerade das Geld für Drinks oder Drogen ausgegangen war,
freundeten sie sich schlussendlich mit meiner Idee an. Es gab ein bisschen
gutmütiges Gekabbel über die Entlohnung - mein erster Vorschlag, sie mit
ausschließlich in diesem Laden einlösbaren Büchergutscheinen zu bezahlen,
wurde mit viel Humor begrüßt -, aber schließlich einigten wir uns auf
Barzahlung, die eine Hälfte jetzt, die andere später. Dafür sollten sie wie
gewohnt vor Alisons Laden abhängen, doch sobald meine Nemesis das Buchgeschäft
verließ, würde ich hinter dem Schaufenster den Daumen heben, woraufhin sie ihm
in die Höhle des

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