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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Munition keiner puren Laune entsprang. Daß die Zahl eine Bedeutung besaß, eine Bedeutung, die das Abfeuern von nur vier oder aber auch sechs und mehr Geschossen ausgeschlossen hatte. Zudem hatte der Täter in allen drei Fällen dafür gesorgt gehabt, daß die Opfer alleine gewesen und es auch geblieben waren, bis der Tod eingetreten war. Er hatte fürsorglich die Fenster geschlossen, Vorhänge zugezogen, Telefone und Handys entfernt und die Opfer zudem eine Tinktur einatmen lassen, die es ihnen zusätzlich zu den Verletzungen erschwert hatte, sich zu bewegen, ohne aber sogleich das Bewußtsein zu verlieren. Welches wohl erst nach und nach, im Zuge des Blutverlustes, dem Tod ein Stück des Weges vorausgeeilt war. Die Anordnung der Schußverletzungen ergab in etwa die Form eines Kreises, da jeweils die beiden Oberschenkel, die Oberarme sowie die Schulter der Herzseite betroffen waren.
    Inspiriert von dieser systemhaften Gliederung, hatten die Ermittler, die von einem Oberstleutnant Straka angeführt wurden, die Theorie entwickelt, daß die Zahl Fünf sich auch auf die letztendliche Zahl der geplanten Opfer beziehe, man also – je nach Sichtweise – noch zwei Personen würde retten können oder aber deren Tod würde hinnehmen müssen. Tragischerweise hätte Letzteres bedeutet, wenigstens ein komplettes Bild analysieren zu können. Aber selbstverständlich stand zunächst einmal der Schutz zweier Menschen auf dem Programm, Menschen, die man leider nicht kannte, bei denen es sich aber mit einiger Sicherheit um Schauspieler handelte. Weshalb versucht wurde, von den drei Ermordeten – Winter, Brüggen und Lovis – auf die verbleibenden beiden zu schließen. Wie gesagt, es war eine Theorie, die etwas an den Haaren, man könnte sagen, an den Kugeln Herbeigezogenes an sich hatte. Doch immer noch besser, als sich auf die bloße Spurensuche und die Befragung von Zeugen zu konzentrieren, die nichts bezeugten außer ihrer Erschütterung. Von haltlosen Verdächtigungen abgesehen.
    Straka erklärte gerne: »Ich bin zu alt für solche Sachen.« Wobei, so richtig alt war er eigentlich noch nicht, aber er stand wie in einem Nebel seiner selbst. Es war kein unglücklich machender Nebel, bloß eine Art von Müdigkeit, und aus dieser Müdigkeit heraus eine Konzentrationsschwäche. Denn es ist ja ein großer Unterschied, ob die Welt im Nebel steht oder man selbst. Wenn Straka in den Spiegel sah, so konnte er sich kaum erkennen. Er fühlte sich außerstande zu sagen, ob er gesund oder krank wirkte, ob er für seine Fünfundfünfzigundeinbißchenwas einen guten oder schlechten Eindruck machte, mehr ins Gräuliche oder mehr ins Alterspittoreske tendierte. Was freilich nicht bedeutete, daß er sich völlig aus dem Auge verloren hatte. Er wußte in etwa, wo er da im Nebel stand, vergleichbar einem Salzkrebschen, das in einem kleinen Glas salzhaltiger Milch schwimmt, während draußen die Welt, etwa die Lerchenfelder Straße, in aller milchlosen Klarheit dasteht.
    Wie auch immer, Straka war auf Weisung des Polizeipräsidenten beauftragt worden, die Quintus-Gruppe zu leiten und endlich Licht in diesen höchst unbequemen Kriminalfall zu bringen. Wenn an einem Ort wie Wien Schauspieler auf diese Weise starben, war das ein Angriff auf die ganze Stadt.
    Und genau das sagte ja Straka gleich zu Beginn seiner Ermittlungen: »Vielleicht will der Mörder uns alle bestrafen. Nicht bloß ein Theater, sondern jedes Theater.«
    »Da kriegen wir dann aber mehr als die fünf prognostizierten Leichen zusammen«, bemerkte seine Assistentin, eine junge Frau, die kaum Erfahrung besaß, praktisch frisch aus der Ausbildung kam und von der Straka so gut wie nichts wußte. Aber er fand nun mal, seinerseits mit dermaßen viel Erfahrung, möglicherweise sogar zu viel Erfahrung ausgestattet zu sein, daß ein Gegengewicht nicht schaden konnte. Darum hatte er die unerfahrenste Person von allen ausgewählt und damit nicht wenige Kollegen verärgert, die ja um das Argument der Unerfahrenheit nicht wußten und die beträchtliche Hübschheit der jungen Frau als ausschlaggebenden Grund zu erkennen meinten. Häßliche Männer tun das gerne. Sie sind auf das Äußere fixiert.
    Ihr Name war Elly Hillrod. Manche meinten, das wären gar ein bißchen viel l s. Aber im Grunde paßte der Name, zumindest wenn man bei seiner Nennung eine gewisse Leichtigkeit und Luftigkeit verspürte, etwas Schwebendes und Sphärisches, eine l -Spirale. Darum war es auch stimmig, daß eine einst

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