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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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funktionierte durchaus im Stile einer aus Zahnrädern gebauten Maschine, einer dieser Versuche, ein Perpetuum mobile herzustellen, ein geschicktes Ineinandergreifen, wenn eine Kraft mit einer anderen Kraft harmoniert, eine Ehe beschließt, eine gute Ehe, aus der viele neue kleine Kräfte hervorgehen. – Sinn solcher Maschinen ist natürlich die Überwindung der Naturgesetze. Und genau das geschah, praktisch eine Überwindung höchstpersönlicher Naturgesetze. Denn gerade jemand wie Cheng hätte eigentlich nicht in der Lage sein dürfen, die Schulter Erichs zu erklimmen und dort auch allen Ernstes eine feste oder wenigstens halbwegs feste Position zu beziehen. Dennoch, es gelang: Da war sie, eine Pyramide aus drei Männern, deren Gesamtgewicht freilich von der Wand, gegen die diese Pyramide lehnte, verringert wurde. Der glatte, mit einem bakteriologischen Film überzogene Fels bildete somit gleichzeitig das Gefängnis wie auch die Möglichkeit, ihm zu entkommen.
    Erneut kicherte Eva. »Ich bin tief beeindruckt, Männer!« Sie holte ihre kleine Kamera aus der Tasche und stellte sich frontal zu den Dreien, um ein Foto zu machen.
    Benny, rot im Gesicht, schäumend, brüllte sie an. Er verwendete einen sehr häßlichen Begriff, den ihm niemand zugetraut hätte.
    Was aber nichts nützte. Eva schoß ihr Blitzlicht-Foto, sodann noch ein zweites, wobei sie wenigstens auf irgendwelche Anweisungen vonwegen Lächeln verzichtete, und ging endlich daran, an den drei Männern nach oben zu steigen.
    Auch sie zeigte nun kein geringes Geschick darin. Immerhin war sie als Dreizehnjährige eine hochtalentierte Geräteturnerin gewesen, bevor dann ein extremer Wachstumsschub und noch einige andere Schübe diese Karriere beendet hatten. Doch hier und jetzt überwand sie mit der alten Leichtigkeit einer an Sprungpferd und Schwebebalken geschulten Person die Konstruktion dreier Körper.
    So großgewachsen Eva auch war, als sie die Spitze erreicht hatte und als einzige mit dem Gesicht zum Felsen auf Chengs Schultern stand, da hätte sie ruhig noch etwas größer sein dürfen.
    »Verdammt, es reicht nicht!« sagte sie, diesmal ohne zu kichern.
    Viel war es nicht, was fehlte. Eine Handlänge. Ein Witz eigentlich. Mein Gott, wie oft doch im Leben eine solche Handlänge verschenkt wird, weil niemand auf die Idee kommt, Handlängen zu sparen. Dann aber, in einem bestimmten dramatischen Moment, fehlt genau eine solche Handlänge. Und nirgends ein Zylinder, aus dem man sie herauszaubern könnte.
    Blieb somit nur noch eine Möglichkeit: statt der fehlenden Handlänge eine vorhandene Kopflänge zu nehmen. Wenn es ihr gelang, auf Chengs Scheitel zu stehen zu kommen – wie sie es ja zuvor bereits angekündigt hatte –, dann würde es sich vielleicht ausgehen.
    Sie tat es, ohne Vorwarnung, stieg auf Chengs Kopf, verzichtete jedoch auf einen sicheren Tritt und katapultierte sich augenblicklich in die Höhe. Sofort geriet Cheng aus dem Gleichgewicht und mit ihm der Rest der lebenden Skulptur.
    Während da drei Männer ihr Verbundensein aufgaben, flog die Frau ein Stück nach oben und schlug ihre rechte Hand an die Kante, die den Rand zwischen dem steinernen Kanal und der Felswand bildete. Auf diese Weise hing sie nun einarmig über dem Abgrund, während unter ihr Cheng und Erich in jener Schlacke landeten, der man eine komödienhafte Wiederholung verdankte.
    »Zieh dich hoch!« schrie Lino.
    Alle schrien. Außer natürlich Eva, die jetzt auch mit der zweiten Hand die Kante erreichte hatte und sich in der Art eines Klimmzuges aufwärts bewegte. Allein die Arme einsetzend, da die Füße an der glitschigen Wand abrutschten.
    Als sie sich nun mit dem Kinn auf Höhe der Hände befand, ja, sich genau mit diesem Kinn praktisch einhaken wollte, da fiel ihr Blick … jetzt war sie es, die einen Schrei losließ. Gott sei Dank aber nur den Schrei und nicht ihre Hände.
    Für einen Moment meinte sie … nein, sie meinte gar nichts, sie sah bloß die teuflische Fratze, die ganz nahe an ihrem Gesicht stand, die beiden tiefen Löcher mitten in einem kleinäugigen, behaarten Antlitz. Eine Mischung aus alter Frau und altem Hund, wie aus einem bösen Märchen.
    Nun, es war keine Greisin und auch kein greiser Köter, sondern vielmehr ein vielleicht junges, vielleicht auch nur kleines Schwein. Die Lichtverhältnisse waren ungünstig, das Grunzen hingegen eindeutig.
    Salty Dog!
    Während noch der Schrecken anhielt, sich aber gleichzeitig die Erkenntnis durchzusetzen

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