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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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begann, es nicht mit einem Levadamonster, sondern mit einem simplen Paarhufer zu tun zu haben, schwanden Evas Kräfte. Wie gut darum, daß sie im gleichen Augenblick an beiden Armen gepackt wurde. Nicht von Salty Dog, versteht sich, sondern von zwei Jungen, die rechts und links des Schweins im Kanal standen, sich über den Rand gebeugt hatten und Eva nun jeweils an den Gelenken faßten, um sie hinaufzuziehen. Halb bereits über der Kante, half auch noch ein drittes Kind mit. Die drei Jungs mochten um die zehn, elf Jahre sein, aber es waren kräftige Kerle, deren Kraft hier absolut gefragt war. Wie oft kann man das von einer Kraft schon sagen? Hier konnte man.
    Das eigentlich Erstaunliche aber war, daß ein Schwein namens Salty Dog die drei kleinen Helfer an diesen Ort gelockt hatte. Wie sich noch herausstellen sollte, hatte sich Salty Dog zwischen eine Gruppe Fußball spielender Kinder gedrängt, war zunächst mit Steinen beworfen, wohl auch mit Fußtritten traktiert worden, hatte sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen. Die Jungens hingegen sehr wohl und waren schließlich dem Schwein in einer Weise gefolgt, so, wie man anderswo Trüffelschweinen folgt.
    Fragte sich, wie Salty Dog hatte wissen können, daß sich Cheng und die anderen in höchster Not befanden und kein Palle Swedenborg und keine Sehnaz Hilfe geholt hatten. – Die Antwort darauf ist so schwierig wie einfach. Gewiß ist, daß die Fähigkeiten von Schweinen und anderen geistig veranlagten Tieren in eine Richtung tendieren, die die Menschen unter Parapsychologie oder, noch schlimmer, unter Esoterik verbuchen und damit Dinge bezeichnen, die sie so wenig beherrschen wie Höflichkeit beim Einsteigen in Straßenbahnen.
    Schweine und Wale! Natürlich wird gerne eingewandt, es sei doch erstaunlich, daß diese Tiere, wenn sie denn so überirdisch klug seien, nichts dagegen unternehmen würden, abgeschlachtet zu werden. Nun gut, das erinnert an die Frage, wieso Christus nicht einfach vom Kreuz stieg. – Um was zu tun? Mit einem Laserschwert seine Schlächter zu schlachten?
    Cheng hatte dem kleinen Schwein seine kleine Würde zurückgegeben. Er hatte es aus einem winzigen verdreckten Käfig befreit. Und da war es gemäß einem Schweinehirn nur recht und billig, das gleiche für ihn zu tun. Fantastisch, absurd oder unlogisch wäre nur gewesen, hätte das Schwein, mit einem Mal aufrecht gehend, ein Seil besorgt, um Cheng eigenhändig aus dem Loch hochzuziehen. Aber das war ja nicht geschehen, sondern Salty Dog hatte im Einklang mit seinen geistigen und körperlichen Fähigkeiten die Bedrohung von Chengs Leben registriert und sodann dort Hilfe geholt, wo dies immer noch am Realistischsten ist, bei hellhörigen Kindern. Das war weder ein Wunder noch absurd, sondern das einzige für ein solches Schwein in Frage Kommende.
    Am selben Abend saßen die Geretteten auf ihrer Terrasse einem Beamten der madeirischen Polizei gegenüber. Lino mit eingegipstem Bein. Salty Dog unten auf der Wiese, unauffällig, bescheiden, in der Erde schnüffelnd, tierisch unbedarft. Der Polizist war allerdings nicht gekommen, um Salty Dog auszuzeichnen oder sich für den desolaten Zustand eines Levadatunnels zu entschuldigen, sondern zu dem Zweck, ein mögliches Verbrechen aufzuklären. – Sehnaz war verschwunden.
    Nicht aber Palle Swedenborg, welcher behauptete, mit alldem nichts zu tun zu haben. Zwar gab er gerne zu, die sechs Österreicher im Lokal des Schotten kennengelernt zu haben, so wie er auch zugab, eine Nacht mit Eva verbracht zu haben. Aber das war es auch schon. Er bestand darauf, nachdem Eva ihn verlassen hatte, keinen von ihnen nochmals gesehen zu haben und schon gar nicht in einen baufälligen Tunnel marschiert zu sein. Er sei Geschäftsmann und nicht Vollidiot.
    Nun, in erster Linie war er natürlich ein Gast im Reid’s Palace und somit auch ein halboffizieller Gast des offiziellen Madeira. Man glaubte ihm, ja man fühlte sich unbedingt verpflichtet, ihm zu glauben, einem Mann, der neben dem Vergnügen, auf dieser Insel seinen Urlaub zu verbringen, auch angekündigt hatte, in einige der Bauprojekte investieren zu wollen. Investoren waren ganz sicher nicht die Leute, die man mit dem Verschwinden einer jungen Frau in Verbindung zu bringen gedachte. Da war es der Polizei sehr viel lieber, sich ein paar ausländische Studenten vorzuknöpfen, deren Aussagen ohnehin recht dubios klangen. Weshalb der ermittelnde Beamte nach einem ersten eher saloppen Verhör alle fünf

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