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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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zurück in die Schlammpfütze beförderte. Er klatschte flach auf.
    Die stinkende Sauce war eigentlich das große Glück an dieser Geschichte. Auch wenn ein jeder hier ziemlich aufgeweicht war, verdankte man doch die eigene Unversehrtheit, oder wenigstens relative Unversehrtheit, dieser vor sich hingärenden Masse. Nicht zuletzt Benny, der sich nun aufrichtete, voller Wut mit dem Finger auf Erich zeigte und ihn einen Idioten schimpfte.
    »Reg dich ab«, meinte Erich. »Wenn du zu blöd für sowas bist, ist das dein Problem. Steck dir deinen Finger doch sonstwo hin.«
    Das tat Benny nun auch, aber anders als gemeint. Er fügte den Finger als letztes Glied in seine geballte Faust und stürzte sich auf Erich. Was sicher ein Fehler war. Benny war belesen, keine Frage, er hätte Erich zu einem Quiz auffordern sollen, nicht zu einem Boxkampf. Eine linke Gerade Erichs genügte, dann befand sich Benny wieder genau dort, von wo er soeben gekommen war. Nur, daß diesmal Blut aus seiner Nase tropfte. Da hatte auch der gütige, weiche Schlamm nichts genutzt.
    »Großartig«, kommentierte Cheng.
    »Vielleicht sollten wir jetzt das Wurstbrot teilen«, schlug Eva vor.
    Ja, es muß gesagt werden, daß neben einigen Wasserflaschen dieses Wurstbrot sich als einzige vorhandene Nahrung herausgestellt hatte. Offenkundig hatte niemand außer Erich ans Essen gedacht, beziehungsweise daran, wie bedeutungsvoll dies abseits jeglicher Möglichkeit, im nächsten Restaurant einzukehren, werden könnte.
    Zwischenzeitlich hatte dieses Wurstbrot somit eine richtiggehende Aura erlangt. Es leuchtete durch den Stoff von Erichs Jackentasche. Natürlich wußte er, daß er es würde aufteilen müssen. Nichtsdestotrotz war er der Besitzer dieses anfangs ja noch belächelten Kleinods. Und als solcher wollte er wenigstens den Zeitpunkt bestimmen, es auf eins der Holzbalken zu legen und mit dem Messer in fünf gleich große Teile zu portionieren. Andererseits war dies tatsächlich der Moment, da eine Stärkung sinnvoll und notwendig erschien. Nach beinahe vierundzwanzig Stunden in diesem Loch schwanden die Kräfte, Kräfte, die nötig waren, um vielleicht doch noch eine Pyramide hinzubekommen.
    »Okay, essen wir«, sagte Erich und ging daran, eine gerechte Aufteilung vorzunehmen, was ja bei einer ovalen Form nicht ganz einfach ist. Doch er war bemüht. Auch beschwerte sich keiner. Jeder nahm das kleine Stück dieser zwischen zwei schmale Brotteile geklemmten zweischichtigen Kompression einer toten Kuh und tat einen ersten Bissen.
    Keine Frage, niemals in ihrem Leben hatten sie alle dermaßen konzentriert und dankbar etwas Eßbares in ihrem Mund getragen. Langsam kauend, vorsichtig, liebevoll, gerade so, als wollten sie in ihren Mundhöhlen eine kleine Zucht anlegen, eine Wurstbrotzucht. Als seien sie Maulbrüter. Doch am Ende stand die Wehmut, wenn auch der letzte Krümel sich im Mund aufgelöst hatte. Nein, in diesen Mündern würden keine jungen, neuen Wurstbrote wachsen. Es ergab sich bloß ein Hauch von Sättigung und der Mut war eher gesunken als gestiegen.
    Trotzdem, am neuerlichen Versuch, eine Pyramide zu bauen, kam man nicht vorbei. Benny sagte: »Diesmal stelle ich das Fundament.«
    »Blödsinn«, meinte Cheng. Und da hatte er natürlich recht. Denn nur Erich eignete sich als leibhaftiger Sockel, so klein, kräftig und ziegelsteinartig kompakt, wie er war.
    Doch Benny bestand darauf, die Basis dieser Pyramide zu bilden, stellte sich breitbeinig an die Wand und verklemmte die Hände zu der obligaten Einstiegsstelle für den nächstfolgenden, nämlich Erich, der sich als äußerst geschickt erwies und rasch seine Position auf den Schultern Bennys gefunden hatte.
    »Sieht super aus«, meinte Eva, als sei sie hier die Turnlehrerin. In ihrer Fröhlichkeit steckte ein erster kleiner Irrsinn. Vielleicht vom Brot.
    Als nächster kam Cheng an die Reihe, obgleich er kaum schwerer als Eva sein mochte. Aber die gazellenhafte Eva war ganz sicher die bessere Sportlerin. Cheng stieg also in Bennys händischen Steigbügel, faßte seinen Freund seitlich an den Schultern und stemmte sich hoch. Benny stieß einen Fluch aus, der aber dazu führte, das die Sache voranging. Jedenfalls fühlte sich Cheng auf eine erstaunlich flüssige, schwerelose Weise nach oben geschoben, beziehungsweise erwischte er jetzt die Hand Erichs, der ihn aufwärts zog, während sein linker Fuß von Erichs anderer Hand gepackt und ebenfalls in die Höhe gedrückt wurde.
    Das Ganze

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