Bator, Joanna
Kindergärten von Walbrzych, denn sie gucken auch Isaura. Wie er Isaura peinigte, dieser
Leoncio. Wie er sie peinigt, guck mal!, die Mutter rief nach Dominika, denn
sie konnte es kaum aushalten, die Leiden der schönen Sklavin allein anzusehen.
Er peinigt sie, demütigt, verwundet und beißt sie, dieser Leoncio, und sie
vergießt Tränen auf ihrem Dornenweg. Aber einen Schnauzbart hat er, wie
Schuhkreme so schwarz, wie die mondlose Nacht. Er reißt Isaura zum Tanz, beugt
ihre schmale Taille wie einen Tulpenstengel, quetscht ihre Brust an seinen
gewaltigen Oberkörper, das Mädchen fällt fast in Ohnmacht davon. Dieser Leoncio
ist in einer seltsamen grausamen Leidenschaft zu Isaura entbrannt. So eine
Leidenschaft hätte Jadzia gern mal erlebt gehabt! Im Gegensatz zu Leoncio ist
Alvaro ein Guter, er will Isaura heiraten; Jadzia hat Stefan geheiratet, und
man hat ja gesehen, wie das ausgegangen ist, wozu seine Güte getaugt hat. Der
böse Leoncio reizt und kitzelt sie hier und da, als lange er eigenhändig aus
dem Bildschirm nach ihr, und diesen Kitzel spürt Jadzia noch lange nach der
glücklichsten halben Stunde der Woche, sodass es ihr kalt den Rücken
hinunterläuft. Nachdem Isaura so von Leoncio durch die Mangel gedreht worden
ist, erscheint sie in der nächsten Folge wieder taufrisch wie ein Gänseblümchen
auf der Wiese. So zart und bescheiden, jede Mutter hätte gern eine solche
Tochter, obwohl andererseits etwas in Jadzia wünschte, dass Leoncio Isaura am
Kopf packen, in den Staub schleudern und vergewaltigen würde. Dass er sie
zerzausen, beschlafen, besudeln, schänden würde, ihr dieses propere Kleidchen
verschmutzen, zerfetzen, besabbern, beschmieren, bespritzen würde. Jadzia
glüht, sie kriegt rote Flecken auf der Brust, trinkt prickelnde Orangeade zur
Abkühlung, aber nach jeder Folge von Isaura sieht sie noch lange aus, als würde in ihr ein Feuerwerk abbrennen, ihre
helle Haut schimmert golden, purpurn, türkis. Eine Spannung voll Schauder,
Gänsehaut und der Ahnung eines fernen, unbekannten Lebens.
Von Isaura
reden die Frauen in den Walbrzycher Läden, Aufzügen, Bussen, bei der Arbeit am
Schreibtisch und auf ihre Schrubber gestützt seufzen sie, dass dieser Leoncio
doch etwas hat, trotz Gemeinheit, die sich in jeder Folge wieder zeigt. Sie
können sich nicht entscheiden, ob ihnen die Selbstverteidigung der beißenden
und tretenden Isaura gefällt oder ob sie lieber hätten, dass sie klein beigeben
und sich von ihm flachlegen lassen würde. Krysia Sledz stellt sich auf Leoncios
Seite und sagt, wenn er sie wollte, dann würde er sie schon nehmen, dass sei ja
sein Herrenrecht, aber da bäumt sich in der sonst so friedlichen Jadzia etwas
auf, und sie fährt ihre Stacheln aus, was bei ihr allerdings eher so aussieht,
als blase sie die Backen auf. Isaura hat Jadzias Meinung nach das Recht, sich
zu widersetzen, ein solcher Widerstand entfacht das Feuer der Liebe. Länge und
Intensität der männlichen Bedrängung erhöhen die Temperatur bei Bedrängendem
und Bedrängter. Widerstand steigert den Respekt des Mannes, denn so ein Mann
schätze das höher ein, um das er sich habe mühen müssen. Die Frau Isaura soll
sich widersetzen, um schließlich dem Mann Leoncio zu erliegen. Erst
Widerstand, dann Erliegen. Diese Reihenfolge muss eingehalten werden.
Sei es aus
Zuneigung zu Isaura, sei es aus dem Bedürfnis, Leoncios Leidenschaft zu
erwecken, falls es ihn mal von seiner Hazienda nach Walbrzych verschlagen
sollte - die Frauen in Walbrzych jedenfalls machten auf Isaura. Schwarze Haare
bis auf die Schultern passen irgendwie besser zu dunkelhäutigen Brünetten, doch
die Hellhaarigen wollen nicht das Nachsehen haben, wenn blond unerwarteterweise
ins Hintertreffen gerät. Im Salon Marie-Celeste donnern sie sich auf. Der
Isaura-Stil - mit Färbung und Frisur — findet in den Friseursalons auf Piaskowa
Göra und in Szczawienko reißenden Absatz. Die Mutigeren gehen ins Hotel
»Sudeten«, da haben sie für Damen einen männlichen Friseur, einen scherenden Homo-dingsbums,
jung und geschmeidig, eine echte Neuheit in Wafbrzych. Jadzia zögert noch, die
Angst vor den Homo-dingsbums-Bakterien siegt, welche Vorsicht, und das, wo in
Wafbrzych noch kein Mensch von Aids auch nur gehört hat. Schließlich färbt sie
sich mit dem deutschen Haarfärbemittel Londa selbst auf Isaura. Eine Woche
lang sind ihre Stirn und Finger schwarz, bei jeder Wäsche fließt ihr Isaura aus
den Haaren, die dünn sind wie Entenflaum. Die Frauen
Weitere Kostenlose Bücher