Bator, Joanna
misslungenen
Brautwerbung fiel er zwei Jahre aus dem Rennen, weil er an Kinderlähmung
erkrankte, die sein linkes Bein kürzer machte und ihn so gründlich mit Verbitterung
erfüllte, dass sich in ihm wie in einer guten Thermosflasche diese saure Wärme
bis ans Ende seiner Tage hielt. Er war überzeugt, dass Zofia ihn besonders
mochte, und die Erinnerung an einen Korb Pilze, den er im letzten Herbst vor
der Kinderlähmung von ihr bekommen hatte, wendete er wie den Beweis für das nahe
Glück auf der Zunge hin und her. Solche Pilze! Nur Steinpilze hatte sie ihm
geschenkt! Janek Kos' Kinderlähmung mochte eine Rolle gespielt haben, aber
Maciek hatte vor allem deshalb bei der schönen Müllertochter Glück, weil ihr
verbissenster Verehrer, Maniek Gorgöl mit seinen dicken Lippen und seinem
Geruch nach verbranntem Fleisch bei ihr solchen Widerwillen weckte. Da halfen
keine noch so verschwenderischen Mengen des vom Apotheker in Skierniewice
hergestellten Eau de Cologne namens »Zorz«, mit dem sich Maniek Gorgöl jedes
Mal beträufelte, wenn er zur Mühle ging. Zofia roch ihn schon, bevor er auf dem
Pfad zu sehen war, und versteckte sich hinter den Mehlsäcken, die den
abstoßenden Geruch wie Löschpapier aufsaugten. Dort wartete sie ab, bis ihre Mutter
sie rief und ihr sagte, die Stinkmorchel sei weg, der eher Birnen in der Asche
wachsen sehen würde als ihre Tochter zur Frau zu bekommen. Am Tag ihrer
Hochzeit mit Maciek sah Zofia auf dem Weg von der Kirche Maniek verborgen im
Schatten des Mostbirnenbaums neben seinem Haus stehen, doch schon bevor sie
die Augen erspähte, die, ausdruckslos wie hingespuckter Auswurf, auf ihr
verweilten, war ihr der untrügliche Geruch nach Verbranntem in die Nase gestiegen.
Alle paar
Monate bekam Zofia Besuch von Kazimierz Maslak, dem ungeliebten Cousin ihres
Mannes, der weiß der Himmel woher ins Dorf geschneit kam, um Lebensmittel zu
kaufen und mit einem Rucksack voller Würste, Eier und Trockenpilze wieder zu
verschwinden. Jedes Mal, wenn Zofia ihn sah, hatte sie das Gefühl, er rechne etwas
aus, während er sie anschaute, und sie verschränkte unwillkürlich die Arme vor
der Brust. Sie war immer erleichtert, wenn die Tür hinter ihm ins Schloss fiel,
obwohl sie ihm nichts direkt vorwerfen konnte. Maniek Gorgol heiratete Marysia
Kobialka, die Tochter des reichsten Bauern am Ort und trat den blauen
Polizisten bei. Die Leute im Dorf nannten ihn Beulenpest und gingen ihm aus dem
Weg. Der alte Kobialka erzählte in der Kneipe Sosenka, er habe eine Teufelsbrut
als Enkel, und wenn sie nach Gorgol gerieten und er nur einen Schatten der
Gorgölschen Niedertracht an ihnen feststellen sollte, würde er sie mit eigener
Hand wie Katzen ersäufen, danach könnte er ruhig am Galgen baumeln. Maniek
Gorgol spazierte in Uniform über die Dorfstraße und spuckte den Leuten vor die
Füße, und wenn er an Zofia vorbeikam, schnalzte und schmatzte er, als wollte er
Reste aus einem faulen Zahn saugen. Manchmal sah sie ihn nachts, dann stand er
rauchend in der Dunkelheit und schaute auf ihr Haus.
***
Das ist die
schönste halbe Stunde meines Lebens, sagte Jadzia und setzte sich vor den
Fernseher, in die Sitzkuhle, die Stefan hinterlassen hatte. Süßer Tee mit
Zitrone, ein Teller mit Süßigkeiten, nach denen sie griff ohne hinzugucken,
denn ihr Blick hing wie gebannt am Bildschirm, bis die stachelbeergrünen Augen
tränten. In den besonders spannenden Momenten biss sie sich die Nagelhaut bis
aufs Blut ab. Die Sklavin Laura zog sie mit jeder Folge in eine fremde Welt, die ihr dennoch so nah war,
als sei auch sie, Jadwiga Chmura aus Walbrzych, auf einer Plantage geboren, in
der Sonne Glut.
Isaura war eine
schöne Sklavin im fernen Brasilien, das sehr anders ist als Walbrzych. Wie
viele schwarze Neger es in diesem Brasilien gibt! In der Nacht, da erkennt man
so einen Neger ja nur an den Augen oder wenn er lacht, weil die Zähne so weiß
sind. Ein Mädchen vom Babel war nach Breslau zur Uni gegangen und hatte sich
einen Neger mitgebracht. Das gab ein Gelächter! Aber ihre Eltern, die sind vor
Scham fast gestorben. Isaura hatte dunkle Augen, die Haare gescheitelt, Kleider
mit Puffärmelchen und eine Haut, die war beinah so weiß wie Negerzähne. Leoncio
ist Isauras Besitzer und auch ihr Peiniger, aber hässlich ist er nicht, eher
geheimnisvoll. Leoncio ist ein böser Mann, die eigene Frau hat er verbrannt,
und Isaura lilienrein fleht: töten darfst du nicht, o nein!, das singen die
Kinder in den
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