Bator, Joanna
kurze Erläuterung der
Verhütungsproblematik hatte Stefan eingeleuchtet. Stefan begriff Jadzias
übermäßige Fruchtbarkeit als eine unangenehme Nebenwirkung ihres Vergnügens,
obwohl ihre Reaktionen nie über leises sporadisches Stöhnen hinausgingen und
sie hinterher sofort ins Bad rannte, um sich mit Essig abzuwaschen.
Als Dziunia sieben Wochen nach der
Geburt der Tochter wieder schwanger war, sah Stefan in diesem Missgeschick
die Bestätigung von Steiger Kowaliks Theorie. Sie konnten jetzt nicht sofort
wieder eins haben, also brachte er sie im Taxi ins Spital und mit dem Taxi
wieder nach Hause, dabei weiß doch jeder, wie diese Typen mit dem Taxometer
betrügen. Als sie geschwächt im Bett lag, kaufte er ihr drei Nelken mit Grün,
damit sie bald wieder die Alte wäre, denn mit so einer Fremden wusste er nichts
anzufangen. Das Ganze war ein teurer Spaß. Er hatte zwar vergessen, dass
seine Frau Gerbera oder Fresien lieber mochte, aber trotzdem - schließlich
hatte er doch Mitgefühl bewiesen, und es setzte ihm ein bisschen zu, dass sie
keine Spur von Dankbarkeit zeigte und sich sogar zur Wand drehte. Vielleicht
hatte sie Schmerzen, aber von außen konnte man ihr kein bisschen ansehen, dass
sie krank war.
Stefan wusste, was »mein«
bedeutete: Sein waren Jadzia und Dominika, zwei Geschöpfe, die mit ihm durch
Bande des Blutes und Gesetzes verflochten waren, des Gesetzes Gottes und der
Menschen, denn sie hatten kirchlich und standesamtlich geheiratet. Nie würde
man ihm nachsagen können, dass er am Wodka und am Priester gespart hatte,
obwohl das ganz schön ins Geld gegangen war. Als Dominika auf die Welt kam,
beugte er sich über das katzengroße Wesen im Bettchen, gluckste und blubberte:
Tititi, kennst du den Papa? Er bekam ein ganz feuchtes Gefühl in der Nase, als
die großen schwarzen Augen einen Moment lang seinen Blick zu erwidern schienen.
Bleibst du wohl weg mit deinen Bakterien! fauchte Jadzia ihn an. Er solle sich
die Hände waschen, befahl sie ihm, dabei hielt er die doch auf dem Rücken
verschränkt, weil er fürchtete, sie könnten für so etwas Zerbrechliches wie
Dominika zu grob sein. Er hätte lieber einen häufigeren Namen gehabt, Iwonka
oder Mariola, aber Dziunia war eisern gewesen, das kam nicht in Frage. Jetzt
wusste er nicht, wie er aus diesem großen sperrigen Namen eine Koseform machen
sollte, die zu dem kleinen Mädchen passte, wenn er, von Jadzia unbeobachtet,
behutsam ihr Köpfchen streichelte, um sich zu vergewissern, dass sie
existierte. Stefan konnte seine Liebe in ein Sparbuch bei der Staatlichen
Sparkasse und in gehortete Rücklagen umsetzen, in die Groschen, aus denen er
Frau und Tochter im Wachen beschenkte, während er im Traum auf das große Los im
Totolotto zurückgreifen konnte. Er brauchte nie etwas nur für sich, denn außer
der Familie interessierte ihn nichts, höchstens die Zeitung Motor mit den halbnackten Frauen auf der vorletzten Seite, die
so einen seltsamen starken Ausdruck im Gesicht hatten. Abgesehen davon hätte er
einfach nur dasitzen und Jadzias und Dominikas Freude betrachten können,
kribblig vor Stolz, dass er, der Bankert, der Uneheliche, so viel zu geben
hatte. Jedes Mal, wenn die eine oder die andere zu ihm käme, würde er ein
Geschenk aus der Kunsdedertasche nehmen: ein neues Kleid, eine Apfelsine,
einen Krakus-Schinken. Zärtliche Worte jedoch waren nicht Stefan Chmuras
starke Seite, der nur pinkeln und furzen konnte. Die einzige Möglichkeit, sich
die Liebesworte zu eigen zu machen, die er so unfertig und ungestalt unter der
Zunge liegen hatte, waren Verkleinerungen und Koseformen, und deshalb machte ihm
der große Name dieses kleinen Säuglings, seiner Tochter, solche
Schwierigkeiten. Durch die Koseformen wurden Dziunias Brüste, dieses wundersam
verdoppelte Kleinod, so vertraut wie gut geknetete Kartoffelklöße. Ihre Beine
waren Beinchen, ihre Hände Händchen oder Händileinchen. In der Wut brauchte man
das verkleinerte Wort nur mit einer zornigen Intonation zu färben und wie mit
der Gabel zu zerdrücken, und schon hatte man die Gröschelchen, die er, Stefan,
verdiente und die Jadzia für irgendwelche Fummelchen und Fürzchen vergeudete.
Aus dem Fenster schmiss sie die Scheinchen, und sogar die Rücklagen in seinem
Nestchen hatte sie ihm abgepresst. Stefans Zorn verflog meistens nach einem
Süppchen. Dann bat er um ein Teechen und las das Käseblättchen, das er nicht
mehr lesen würde, sobald sie sich ein Fernseherchen leisten konnten. Nachts
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