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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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im
Bett sagte er zu Dziunia: klopf klopf, das Zipfelchen hat Hunger. Dziunia hatte
Schinkelchen und Brötchen wie Sahnepudding. Stefan griff und knetete Bauch und
Hintern seiner weichen Frau und schnalzte. Er saugte mit Hingabe an ihren
großen Milchbrüsten und schlief oft mit ihrer Brustwarze im Mund ein wie mit einem
Schnuller. Manchmal, wenn er in Jadzia drin war, stellte er sich ein großes
Stück Fleisch in Sauce vor, und während er auf sein Ziel zukeuchte, schmatzte
er am Rest des Sößchens, das er mit einem Stückchen Brot völlig wegputzen
konnte. Als er Jadzia Maslak zum ersten Mal sah, hatte er zuerst Magenknurren
verspürt und erst dann die Lust, mit ihr ins Bett zu gehen und sie von Kopf bis
Fuß abzuschlecken wie einen Lutscher.
    An dem Tag, als sie sich
kennenlernten, wölbte sich Jadzia unter dem hellen Pepitamantel (dunkelgrau mit
Fischgrätmuster, korrigierte sie ihn) wie ein aufgegangener Hefeteig unter dem
Geschirrtuch. Stefan meinte, der Knopf auf dem Busen würde im nächsten Moment
abspringen und ihn im Auge treffen. Er wurde fast ohnmächtig beim Anblick
ihrer schweren, nach unten ziehenden Brüste und der prallen Birne ihres
Hinterns in dem kurzen Rock, den er sah, als sie im Bahnhofsbuffet den Mantel
(hell- oder dunkelgrau, je nach Belieben) auszog und über die Stuhllehne
hängte, denn dorthin, ins Bahnhofsbuffet, hatte er sie nach der glücklichen
Landung in seinen Armen eingeladen. Vor Aufregung verschüttete er die Hälfte
des Tees, als er - was seinen Untergang endgültig besiegelte - Jadzias kleine
Füße und die kurzen wohlgeformten Beine mit schwarzen Härchen auf den Waden
sah. Härchen, die von den durchsichtigen Strümpfen platt gedrückt wurden -
Stefan hatte nie etwas Schöneres an einer Frau gesehen. Als er sich vorbeugte,
um Jadzia den Zucker zu reichen, stieg ihm ihr Duft in die Nase, so rein und
appetitlich, dass ihm schwindlig wurde. Während er in Jadzias Duft frisch
angesetzten Aspik mit Schweinefüßchen und Einbrennsauce erschnupperte, begriff
er, dass er die Frau seines Lebens gefunden und in ihrer Person den Schlüssel
zu einer Speisekammer voller Leckerbissen erhalten hatte, die ihm als
unwiederbringlich verloren erschienen waren.
    Bevor man seine Mutter Haiina
Czeladz dem Schmied Wladek Chmura aus dem Nachbardorf bei Grodno zur Frau gab,
hatte Stefan die ersten vier Jahre seines Lebens im Haus seines Onkels
Franciszek verbracht. Ein Fräulein mit Kind hatte keine guten Chancen, und die
Geste des Bruders bezeichnete man als Gunst. Doch solche Gunst und Lerchensang
klinget wohl und währt nicht lang. Stefan, der Bankert, der Uneheliche,
trippelte auf krummen Beinen vor der Speisekammer herum und leckte sich die
trockenen Lippen, die rissig waren wie zwei Rindenstückchen. Er durfte nicht
hinein. Würstchen? fragte manchmal der Onkel Franciszek und hielt ihm ein
Stück wacholderduftender Trockenwurst unter die Nase, als hätte er plötzlich
seine Haltung zu dem rotzlöffeligen Kostgänger geändert und ihn liebgewonnen
wie seine eigenen vier Kinder, die er nie grundlos verprügelte. Wenn Stefan den
Mund so weit wie möglich geöffnet hatte, damit auch recht viel hineinpasste,
und er schon den Geschmack der fettglitschigen Wurst auf der Zunge hatte, fuhr
der astdicke Arm zurück. Wurst gibt's für den Hund doch keine, er kriegt
Scheiße unverfeinert! Von diesem Lachen klirrten die fliegenbekackten
Fensterscheiben, fielen die jungen Störche aus dem Nest, wurde das Brot im Ofen
klitschig und gerann die Milch. Stefan schluckte den im Mund zusammengelaufenen
Speichel, während er zusah, wie die Wurst zwischen den gelben Zähnen von Onkel
Franciszek zermalmt wurde und verschwand. Einmal, unmittelbar vor Ostern, fand
Stefan die Speisekammer offen und erstarrte mit der Hand am Türrahmen.
Fassungslos glotzte er auf die Wurstringe, den geräucherten Speck, die Käse und
Kuchen unter Küchentüchern, schön wie die Muttergottes, wie Vergissmeinnicht.
Er konnte nicht einmal etwas anfassen, denn hinter ihm stand Onkel Franciszek
und knallte die Tür zu, dass ihm drei Finger eingeklemmt wurden und dunkelblau
anliefen. Der Schmerz der Ohrfeigen, die von oben kamen, konnte dem der
geklemmten Finger nicht das Wasser reichen.
    Die Erinnerung daran lag in
Stefans Herz zusammengeringelt wie ein mit scharfen Stacheln ausgestatteter
Bandwurm, und bei jeder Gelegenheit fraß er sich auf Vorrat voll, doch der
Hunger verließ ihn nie und er nie den Hunger. Junge, was bist du

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