BattleTech 01: Grey Death I - Entscheidung am Thunder Rift
mindestens fünf identifizierte Geschütztürme ausgeschaltet, aber die Feuerkraft des Schiffes hatte kaum nachgelassen. Wie es schien, war eine ganze Reihe von Strahlgeschützen an Bord des Schiffes montiert worden — teilweise in eigens dafür geschnittenen Luken in seinem Rumpf.
»Status... der... Basis?« Carlyle mußte die Worte einzeln herauspressen, während er nach Luft schnappte. Der Computerschirm zeigte, daß die Temperatur der Pilotenkanzel ständig anstieg. Jede Bewegung, jeder Feuerstoß und jeder Treffer jagten sie weiter in die Höhe.
»Die Angreifer müssen Hilfe aus der Burg erhalten haben, Hauptmann. Jemand hat unsere Überwachungskameras ausgeschaltet und die Außentore des Wartungshangars geöffnet. Da unten geht's ziemlich hoch her.«
»Haupt?«
»Bei Griffith. Er kämpft gegen die Eindringlinge.«
»Sagen Sie ... ihm, er... hat das Kommando. Die
Lanze ... muß da raus. Wir... können ... nicht länger... Trellwan bleiben ...«
»Paps! Halt durch! Xiang muß gleich da sein!«
»Ich seh ihn. Seine Leute verteilen, sich auf dem Gelände. Ich ...«
Eine lange Pause folgte. »Hauptmann!« rief Riviera drängend.
»Oh, verfluchte Scheiße ...« Die Worte kamen leise, fast ehrfürchtig. Das Kamerabild war jetzt auf das Heck des gelandeten Frachters ausgerichtet, auf das klaffende Maul der offenen Luke, aus der eine schwere, schwarze Rampe hinunter auf den narbigen Stahlbetonbelag führte. Das darübergelegte IR-Bild gab der Szene durch die grellen Farben, wo normalerweise nur Dunkelheit zu sehen gewesen wäre, eine gleißende Unwirklichkeit.
Etwas schob sich langsam die Rampe herunter, kohlrabenschwarz vor dem gelben Glühen des Frachterrumpfes. Die Videokamera zoomte heran und löste die Silhouette auf in graues Metall und funkelnde Gelenke. Das Fadenkreuz der Zielerfassung schaltete sich ein, und vier Lichtpunkte liefen an seinen Armen entlang, um sich im Zentrum zu einem blinkenden Lichtimpuls zu vereinigen. An einer Seite des Schirms flimmerten Laserscandaten auf, die Entfernung, Größe, Masse und Bewegungsrichtung anzeigten. Grayson brauchte die Computerangaben nicht, um zu erkennen, was er da vor sich sah. Es war ein Mech, ein Koloß vom Typ Marodeur.
Der Marodeur wies nicht die humanoide Bauweise der meisten Mechs auf. Statt dessen waren die 75 Tonnen seiner Waffen und Panzerung zu einem krabbenähnlichen Rumpf geformt, der auf einem Paar übergroßer Beine ruhte, die auf die vorwärtsgeneigte Art eines Zehenfüßers zunächst nach hinten und dann gerade nach unten stießen.
Die Maschine war alt, gezeichnet von den Flicken und anderen Spuren häufiger Reparaturen und Austauscharbeiten. Der in Schwarz und Grau gehaltene Anstrich wies an vielen Stellen braunroten Rost und alte Kampfnarben auf. Genau vor den Kniegelenken hingen zwei Arme herab, die beide über je eine schwere Partikelprojektorkanone und ein Lasergeschütz verfügten. Die Waffen waren übereinander angebracht, und ihre Läufe nahmen die Stelle ein, an der man bei einem lebenden Wesen Unterarm und Hand erwartet hätte. Über dem Rumpf balancierte der Kampfkoloß den wuchtigen Lauf einer 120-mm-Schnellfeuerautokanone. Dieses Geschütz vervollständigte die Bewaffnung des Riesen.
Der Feuerfalke war 30 Tonnen leichter und selbst in bester Verfassung der schwereren Maschine in einem Zweikampf deutlich unterlegen. Und jetzt war der Mech schon beinahe außer Gefecht...
»Paps! Kannst du seine Insignien erkennen?«
»Ja.« Die Kamera hatte das Glänzen frischer Farbe auf der narbigen Oberfläche des linken Mechbeins aufgefangen. Der Gegner trug ein stilisiertes Tierauge in Gelb und Grün, mit geschlitzter Pupille und drohendem Blick.
Es war das Zeichen Hendriks III., König von Oberon, des Banditenhäuptlings, mit dem sie den Trellwan-Vertrag hatten abschließen wollen. Hinter dem ersten Feindmech tauchten die Umrisse einer zweiten, kleineren Maschine auf, und dann die einer dritten. Grayson war sich nicht sicher, aber er glaubte, eine Hornisse und einen Heuschreck zu erkennen — beides 20-TonnenMechs, die besser zu Erkundungsuntemehmen oder zum Einsatz gegen Infanterie geeignet waren, als zu Gefechten mit schweren Mechs.
Aber selbst solche leichten Scouts konnten einem einzelnen Feuerfalke zu mehreren gefährlich werden, besonders, wenn der ohnehin kaum stehen oder zurückschlagen konnte. Die Autokanone des Marodeurs eröffnete das Feuer, und die Geschosse prallten auf die schwer angeschlagene Panzerung des Feuerfalke.
»Verräter!«
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