BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
hier einige Stellen, die für einen Hinterhalt geradezu ideal waren. Nicht daß ein Angriff gegen diesen Konvoi wahrscheinlich war, aber die verthandischen Rebellen hatten sich in den letzten Wochen einige Verrücktheiten geleistet. Ein Angriff war also nicht auszuschließen.
Er senkte den Kopf seines Feuerfalke und blickte hinunter auf die Gefangenenkolonne. Es waren fünfzig Frauen, schmutzig und zerlumpt, die hintereinander den Weg entlangschlurften. Ein Seil, das einen Hals mit dem nächsten verband, hielt sie in Kolonne. Zu beiden Seiten marschierten Kombinatssoldaten, teilweise im Schwarz eines Offiziers, teilweise im Orange und Hellbraun eines Mannschaftsrangs.
Die Frauen zeigten kaum Gefühlsregungen, sondern trotteten stumm vorwärts, die Köpfe gebeugt, die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden. Pallonby kam zu dem Schluß, daß die Ereignisse der vergangenen zwanzig Stunden ihre Gefühle abgestumpft hatten. Die Schlacht an der Universität hatte Hunderte das Leben gekostet und Hunderte waren als Gefangene im trümmerübersäten Hof des Unigeländes verhaftet worden. Nach der Schlacht hatte die Garde des Generalgouverneurs die Rädelsführer der Verschwörung identifiziert, die die loyalistische Regierung Verthandis unterwandert hatte. Die Erschießungen hatten sich über den ganzen Tag und bis weit in die Nacht hingezogen, und in den Straßen vor der Universität lagen die Leichen haufenweise.
Alle übrigen Männer und die meisten Frauen waren früh am Morgen zusammengekettet und nach Süden in Marsch gesetzt worden. Auf die Männer wartete der Arbeitseinsatz in den Bergwerken am Rand der Wüste. Nagumo selbst hatte die Frauen ausgesucht und erklärt, daß sie an Bord eines Kurita-Frachters ins All transportiert würden, um auf einer anderen Kombinatswelt als Geiseln zu dienen. Pallonby hielt es für weit wahrscheinlicher, daß sie in Bordellen auf Luthien oder anderen Welten des Kurita-Reichs endeten. Frauen wie diese brachten bei den richtigen Käufern einen guten Preis, und jemand wie Nagumo besaß bestimmt die richtigen Verbindungen ...
Pallonby ruckte den Kopf seines Mech hastig wieder hoch. Sein magnetischer Anomaliedetektor hatte ausgeschlagen. Ein MAD-Signal dieser Stärke konnte einen schnellen BattleMech anzeigen.
»Denik«, rief er über den Befehlskanal, »Phillips, Hochstater! Habt ihr einen Blip auf euren MADs gesehen? Null-Sieben-Fünf Grad oder so ...«
Die drei anderen Mechs der Kolonne stockten und suchten mit ihren Ortungsgeräten die Umgebung an. Pallonby fingerte nervös an den Kontrollen seiner Maschine. Wenn sich dort draußen wirklich RebellenMechs aufhielten, konnte das einen bösen Kampf geben. Seine Truppe bestand aus zwei Feuerfalken, einer Wespe und einer Hornisse. Das war mehr als genug Feuerkraft, um eine Gefangenenkolonne zu kontrollieren und Rebelleninfanterie von einem Rettungsversuch abzuhalten, aber in einem längeren, harten Gefecht mit gegnerischen Mechs nicht viel wert.
Er war instruiert worden, auf Rebellenhinterhalte zu achten, obschon die offizielle Meinung gleichzeitig besagte, daß es die Rebellen darauf nicht ankommen ließen. Schließlich wären bei einem Angriff feindlicher Mechs fünfzig hilflose Frauen — das Ziel der Rettungsaktion — einem Feuergefecht ausgesetzt. Die Seile um ihren Hals sollten verhindern, daß die Frauen sich zerstreuen und in Deckung werfen konnten. Kein MechKommandant der Rebellen würde das Risiko eingehen, sie abzuschlachten.
»Ich hab eine Bewegung auf Eins-Null-Drei«, meldete Phillips. Der ungestüme junge Wespe-Pilot an der Kolonnenspitze war ein Neuzugang der Einheit. Jetzt drehte er sich und richtete seinen Laser hoch auf die Bäume am rechten Wegrand. Auch Pallonby wandte sich um. Die niedrige, ungleichmäßige Vegetation verbarg einen fünfhundert Meter entfernten Berghang.
»Denik!« rief Pallonby. »Sieh nach!«
»Verstanden.« Der zweite Feuerfalke bewegte sich zum Hang hinüber. Den schweren Harmon-Laser hielt er im Anschlag.
Der Dunkelfalke schien aus dem Nichts emporzuwachsen und zwischen den Bäumen ein paar Meter neben Deniks Kampfmaschine zu materialisieren. Pallonby schrie eine Warnung, aber Denik fuhr bereits herum und brachte seinen Laser nach oben. Der RebellenMech sprang vor und trat unmittelbar vor den Feuerfalke. Der hoch an der linken Schulter des Dunkelfalke montierte Panzerschild krachte gegen die leichtere Maschine, und sein linker Arm zuckte vor und schloß seine Metallhand um den schweren
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