BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
Davion. Seine Untersuchungsergebnisse stimmen in weiten Bereichen nicht mit den gespeicherten Daten und eingelagerten Gewebeproben überein. Er ist ein Betrüger.«
Doktor Shali rutschte in ihrem breiten Sessel umher. »Sie haben alles Menschenmögliche getan«, stellte sie fest, aber ihr Tonfall war seltsam zurückhaltend. Sie drehte sich in ihrem Sessel herum und blickte die versammelten Zeugen an. »Und doch bin ich nicht zufrieden. Irgend etwas ist noch nicht getestet worden ... etwas Entscheidendes.«
Der Adjutant sprang ungeduldig auf. »Die Untersuchungen sind beendet. Es ist bewiesen, daß dieser Mann und seine Komplizen nicht die sind, für die sie sich ausgeben. Ich verlange, daß sie mir ausgeliefert werden, um entsprechend den Notstandsgesetzen auf der Stelle hingerichtet zu werden.«
Shali runzelte die Stirn. Sie stand auf, und trotz ihrer kleinen Statur strahlte sie Autorität aus.
»Ich weigere mich, jemanden auszuliefern, solange ich nicht vollständig überzeugt bin. Es hat... in letzter Zeit... Unregelmäßigkeiten gegeben. Der Prinz hat zahlreichen NAIW-Projekten seine Unterstützung entzogen, an deren Fortgang er vorher außerordentlich interessiert war. Und seine Politik im Hinblick auf unsere Verbündeten hat eine radikale Wendung genommen. Männer, die auf eine lange und erfolgreiche Dienstzeit zurückblicken können, wurden entlassen ... oder sogar verhaftet.«
Ihre Stimme hob sich. »Ich werde die Leitung dieser Angelegenheit nicht abgeben, bis ich endgültig zufriedengestellt bin. Hat irgend jemand hier noch einen Vorschlag für eine weitere Untersuchung? Irgendeine Prozedur außerhalb der Grenzen der Wissenschaft?«
Ardan dachte verzweifelt nach. Es mußte etwas geben, das die Verschwörer nicht gewußt haben konnten. Etwas so Privates, daß nicht einmal er den Schlüssel dazu besaß. Etwas, das nur Hanse selbst wissen konnte und sonst niemand ...
Ardan fühlte sich wie von unsichtbaren Fäden auf die Beine gezogen. »Madam«, sagte er.
Shali neigte den Kopf. »Bitte sprechen Sie, Ardan Sortek.«
»Es gibt etwas, das nur der echte Prinz vollbringen kann. Kein anderer Krieger der Galaxis wäre dazu in der Lage. Ich schlage vor, daß diese beiden Männer in den Wartungs- und Lagerhangar unter Kaserne A geführt werden und dort versuchen, den Kampftitan des Prinzen Davion zu aktivieren.«
Alle Anwesenden keuchten. Er hatte recht — niemand außer seinem Krieger kannte die exakte Abfolge von Worten und Bewegungen, die einen Mech aus dem Ruhezustand weckte.
Ardan blickte hinunter zu den beiden Hanses. Keiner der beiden schien von seinem Vorschlag überrascht oder verunsichert. Jetzt, nachdem er weggeschaut hatte, war er sich selbst nicht mehr sicher, wer von beiden der Echte war. Aber die Techs hatten ihre Hände farblich markiert. Wenn nötig, ließ es sich feststellen.
Shali lächelte. Es war nicht ihr offizielles, undurchdringliches Lächeln, sondern ein Leuchten, das von ihren Lippen bis zu den Augen reichte.
»Gut gemacht, Ardan Sortek. Ein hervorragender Vorschlag. Lek, helfen Sie den beiden Herren, sich entsprechend zu kleiden! Wir werden vorausgehen und sie in den Mechhangars erwarten.«
Ein Rascheln ging durch den Saal, als sich die übrigen Beobachter erhoben, um Doktor Shali zu folgen. Ardan blickte sich zu den beiden Hanses um, die in den Ankleideraum geführt wurden.
Eine der beiden großen rothaarigen Gestalten drehte den Kopf etwas zu ihm her. Die Spur eines Grinsens zeigte sich auf seiner Wange. Ardan entspannte sich.
Er wußte wieder, wer sein alter Freund war. Er schritt fröhlicher aus, als er in den Gang zu Sep und den anderen trat. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, und die Wahrheit würde offenbar werden.
35
Die unterirdischen Werkstätten und Hangaranlagen für die Mechs und ihre Techniker waren von schier endloser Ausdehnung. Der Transport der gigantischen Maschinen, und erst recht ihre Reparatur, erforderte riesige Hallen. Das blanke Metall der Wände reflektierte die leuchtenden Scheinwerfer an der Decke. Die Wartung eines Mechs war eine Arbeit, die halbwegs zwischen Mechanik und Chirurgie angesiedelt war, und die Techs waren Männer und Frauen von höchster Fingerfertigkeit.
Das Krachen von Metall auf Metall hallte durch die Kuppeln der Hangars. Ein paar der Beobachter zuckten unter dem Lärm zusammen, bis ein von Ardan beauftragter Melder dafür sorgte, daß bis zur Beendigung dieses entscheidenden Tests alle Arbeiten eingestellt wurden.
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