BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
zu trainieren. Gelegentlich leistete Melissa ihm Gesellschaft. Sie machte zwar einen zerbrechlichen Eindruck, war jedoch inzwischen zäh wie Leder.
Bei ihren Übungen an den computerkontrollierten Trainingsmaschinen im Sportsaal lachten und scherzten sie, aber wenn sie an einer Seite des riesigen Saales allein waren, außer Hörweite der Trainer und der anderen Sportfanatiker, wurde ihre Unterhaltung häufig ernster.
Der Winter neigte sich dem Ende entgegen, als Ardan eine wichtige Entscheidung traf. Er wußte, daß er nach Stein's Folly zurückkehren mußte, aber es mußte heimlich geschehen. Und dazu benötigte er Hilfe. Zum einen mußte er eine Nachricht an Sep schicken. Er hoffte, daß sie ihm sein schroffes Benehmen bei ihrer letzten Begegnung verziehen hatte und ihr Versprechen halten würde, ihm zu helfen, wenn er sie irgendwann brauchte. Er klammerte sich an dieses Versprechen, denn es war die einzige Hoffnung, sein Ziel zu erreichen.
Melissa hörte ihm aufmerksam zu, als er ihr zwischen den Kraftstößen auf der Muskelmaschine keuchend seine Folgerungen mitteilte. Schon die ganze Zeit über hatte er den Eindruck gehabt, daß sie von allen Bewohnern Tharkads als einzige bereit war, seine Geschichte von dem seltsamen Doppelgänger Hanses zu glauben. Jetzt fühlte er ihre Zustimmung zu seinen Plänen, auch wenn sie nur wortlos die Griffe ihrer Trainingsmaschine pumpte.
»Ich bin beinahe wieder auf dem Normalstand«, begann Ardan. »Wenn man den Computerausdrucken glauben kann, bin ich stark genug, längere Belastungen auszuhalten. Das bedeutet, ich muß einen Weg finden, in dieser ... Angelegenheit weiterzukommen.«
Melissa nickte. Ihr Gesicht war von der Anstrengung gerötet.
»Ich muß zurück nach Folly. Seit der Feind abgezogen ist, hat sich die Lage dort beruhigt. Deine Mutter hat mir mitgeteilt, daß auch die Säuberungsaktionen abgeschlossen sind. Die Garnison am Hauptraumhafen ist verstärkt worden, aber alle übrigen wurden geschlossen und mit Fallen versehen. Hanse will verhindern, daß noch einmal jemand unsere eigenen Anlagen gegen uns einsetzt.«
Er machte eine Pause, um die Maschine zu wechseln und Atem zu schöpfen.
»Ich brauche Hilfe. Ich brauche meine Stellvertreterin, Candent Septarian. Sie hat mir erklärt, sie sei jederzeit einsatzbereit, wenn ich sie brauche, und jetzt muß ich so schnell wie möglich Kontakt mit ihr aufnehmen. Hast du Zugriff auf ComStar?«
Melissa lächelte geheimnisvoll. »Ich habe mich mit der Akoluthin hier angefreundet. Sie ist sehr intelligent und ungeheuer pflichtbewußt. Sie hält auch nichts von Regeln.«
»Kann sie an das HPG-System? Ich muß Sep so schnell wie möglich eine Nachricht zukommen lassen.«
»Drei Wochen«, erwiderte Melissa. »Die Naturgesetze sind unüberwindlich. Aber in drei Wochen hat sie die Botschaft. Was genau soll ich ihr sagen?«
Ardan dachte ein paar Minuten lang intensiv nach. »Gibt es inzwischen einen Frachtdienst zwischen Tharkad und Folly?« fragte er schließlich.
»Seit der Rückeroberung hat Kerrion den Dienst wieder aufgenommen. Sein Frachterlandungsschiff liegt gerade im Hafen. Aber ein Frachter ist zu langsam. Du brauchst dein eigenes Sprungschiff. Ein kleines Sprungschiff, mit dem du unauffällig hinüberfliegen kannst. Man wird dich auf Folly nicht gerne wiedersehen.«
»Aber ich habe kein Sprungschiff«, erklärte er geduldig. »Und ich muß mit dem auskommen, was ich habe.«
»Mutter glaubt nicht an deinen Doppelgänger, aber wenn ich sie darum bitte, wird sie dir ein Schiff leihen.«
Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Dann bitte Sep, mich an Punkt X-r-23 zu treffen, hinter dem größeren Mond von Stein's Folly. Bei der Übertragungsdauer der Botschaft... plus der Zeit, die sie benötigt, um sich und wen immer sie mitbringen kann vorzubereiten ... plus den acht Sprüngen von New Avalon ... Es dürfte zeitlich mit unserem Treffen ungefähr hinkommen.«
Er sprang hoch in die Ringe und schwang auf in einen Handstand. »Bitte sie, alle mitzubringen, die sich freimachen können. Wenn möglich mit ihren Mechs. Wir könnten beim Einbruch in die Anlage einige Schwierigkeiten bekommen.
Sie kann Hanse um Hilfe bitten«, keuchte er. »Aber nur privat. Noch besser heimlich. Wir wissen nicht, was los ist, oder wer noch in die Sache verwickelt ist.«
Melissa erhob sich von ihrer Maschine und griff nach einem Handtuch. Sie legte es sich über die Schultern und wand ein zweites um ihre schweißnassen Haare. »Ich bin
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