BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
rief er: »Der designierte Archon, Melissa Steiner. Und Begleiter.«
Ardan versuchte sein Grinsen zu verbergen. Er fühlte, wie Melissa an seinem Arm bebte und wußte, daß auch sie ihr Lachen unterdrückte. Wenn es um formelle Gelegenheiten und die damit verbundene Überheblichkeit ging, waren sie einer Meinung.
Als sie alle an der langen, reich geschmückten Tafel Platz genommen hatten, beobachtete Ardan verstohlen Katrina und überdachte wieder einmal das Leben an den Fürstenhöfen der Inneren Sphäre. Er hatte die Kunst noch nie beherrscht, bei den eleganten und tückischen Wortspielchen zu brillieren, die hier als Konversation galten. Kaum jemals sprach man aus, was man meinte, und selbst die harmloseste Bemerkung konnte eine düstere Absicht verbergen. An diesem Abend saß Katrina lächelnd und nickend zwischen den Botschaftern Liaos und Kuritas. Gelegentlich gab sie einen Kommentar zu dem ab, was ihre Tischnachbarn sagten. Ardan konnte nicht alles verstehen, was die drei sagten, und er war nicht in der Lage, ihre ausdruckslosen Diplomatengesichter zu lesen.
Als die Diener gerade den ersten Gang, eine Aspergrotcremesuppe, aufgetragen hatten, warf Katrina einen Blick in die Runde und hob ihre Stimme, um von allen gehört zu werden. »Geehrte Gäste«, begann sie in ihrem gnädigsten fürstlichen Tonfall, »lassen Sie uns zum Ausdruck bringen, welch eine Freude es ist, Sie hier versammelt zu sehen. Und lassen Sie uns hinzufügen, welche besondere Genugtuung es uns bereitet, daß wir einige herausragende Repräsentanten der benachbarten Häuser hier in unserer Mitte begrüßen dürfen.« Katrina lächelte Hardt, Klefft und Sefnes zu, dann sprach sie weiter.
»Wir leben in Ungewissen Zeiten, aber Haus Steiner wird fortfahren, wo und wann immer möglich starke Bande des Handels und der Wirtschaftsbeziehungen zu knüpfen. Dies war von je her unsere Stärke. Unsere Wirtschaft ist findig und begabt, und sie verschafft uns Freunde an den erstaunlichsten Orten.«
»Haus Steiners großes Talent auf dem Gebiet des Handels wird von allen in der Inneren Sphäre bewundert«, stellte der Botschafter Liaos vielleicht etwas zu glatt fest. »Alle beneiden Steiner um diese Gabe ...«
»... und wären gut beraten, uns nachzueifern«, ließ sich Katrina auf das Spiel ein. »Wir erhielten kürzlich gar Nachricht, daß unsere in die Peripherie vorgestoßenen Freihändler dort unter den Außenweltlern sehr gute Geschäfte machen konnten, die zu ihrem Wohlstand und dem unseres Hauses beitragen. Wie meine gelehrte Tochter es auszudrücken pflegt« — Katrina lächelte Melissa zu — »scheinen unsere Händler eine wahre Midasgabe zu besitzen!«
»Ah«, meldete sich Kuritas Gesandter Hardt. »Euer Gnaden bezieht sich auf die alte Erdensage von dem König, der den Reichtum derart liebte, daß er die Götter bat, alles in Gold zu verwandeln, was er berührte.«
»Wie ich sehe, ist auch der Botschafter Luthiens mit den alten Legenden vertraut«, stellte Katrina umgänglich fest.
»Nun, wenn meine Erinnerung nicht trügt, berichtet die Sage, daß jener Midas beinahe verhungerte, als seine magische Berührung auch Nahrung und Getränke in Gold verwandelte.«
Katrina ignorierte den versteckten Sarkasmus und lachte. »Nun, eines ist sicher, heute nacht wird niemand Hungers sterben.« Damit deutete sie auf die Berge von Delikatessen, die über die ganze Tafel verteilt waren. »Wir wollen uns gemeinsam dieser Reichtümer erfreuen, denn sie sind rein und unverdorben von des Midas' Gabe.«
Die Diener trugen einen Gang Köstlichkeiten nach dem anderen auf. Die einfachen Speisen akzeptierte Ardan, aber die unglaublich hergemachten und überladenen Angebote wehrte er ab. Jetzt, wo es ihm wieder besser ging, hatte er nicht die Absicht, sich mit schweren Gerichten von fernen Welten den Magen zu verderben.
Als die Diener silberne Schälchen für diejenigen Gäste auftrugen, die ihre Häppchen mit den Fingern gegessen hatten, nutzte Katrina die Pause, um mit dem Griff ihres Messers auf eine Glasglocke zu klopfen.
»In den letzten Monaten hatten wir einen sehr lieben Gast hier auf Tharkad«, erklärte sie mit Blick auf Ardan. »Wir freuen uns, Ihnen Ardan Sortek vorstellen zu können, Freund und Untertan Hanse Davions, des Prinzen der Vereinigten Sonnen. Zu unserer Freude hat er sich nun von den Verletzungen erholt, auf Grund derer man ihn hierher brachte. Zu unserem Bedauern kehrt er nun wieder zurück nach Argyle, an die Seite seines
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