BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
froh, daß du etwas unternimmst. Ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Irgend etwas geht hier vor, aber ich kann nicht erkennen, was.«
Sie drehte sich noch einmal um. »Als erstes werde ich die Botschaft abschicken. Dann bitte ich meine Mutter um das Schiff. Sie wäre als Archon nicht soweit gekommen, und noch weit weniger als MechKriegerin, wenn sie die Neigung hätte, sich zurückzuhalten, wenn Handeln angesagt ist. Und ich glaube auch nicht, daß sie von deiner >Halluzination< überzeugt ist. Also nicht schlappmachen!« Und dann war sie fort.
Während er seinen schmerzenden Körper über alle Maßen quälte, dachte Ardan nach. Möglicherweise gab es auf Folly nichts mehr, was ihm einen Hinweis auf seine seltsame Vision bieten konnte. Aber falls doch noch etwas zu finden war, würde er es aufspüren.
Und was dann? Seine einzige Hoffnung bestand in der Anwesenheit eines neutralen und zuverlässigen Zeugen. Nicht Sep ... man würde ihr vorwerfen, daß sie als seine Stellvertreterin bei den Royal Guards automatisch auf seiner Seite stand. Er hoffte, sie würde Freunde mitbringen, aber er betete auch, daß sie jemanden fand, der ihn nicht privat kannte.
Nachdem er seine Übungen abgeschlossen hatte, duschte Ardan und kehrte in sein Zimmer zurück, wo eine Einladung Katrina Steiners zum Abendessen auf ihn wartete. Ardan schloß daraus, daß Melissa ihre Mutter überredet hatte, und der erste Schritt seines Unternehmens getan war. Ein Sprungschiff auszuleihen, auch ein kleines, war kein Pappenstiel — diese Schiffe gehörten zu den seltensten und wertvollsten Überbleibseln der Sternenbundzeit. Katrina Steiner mußte ihre Tochter schon sehr lieben und ihr viel Vertrauen entgegenbringen, wenn sie ihm einen solch gewaltigen Gefallen erwies.
Er legte die formelle Garderobe, die Katrina Steiner vorsorglich zur Verfügung gestellt hatte, mit Bedacht an. Der Archon konnte sich den Luxus eines privaten Abendessens nicht erlauben. Dazu gab es zu viele drängende Geschäfte. Außerdem waren ständig irgendwelche Würdenträger zu beruhigen oder Potentaten zu beeindrucken.
Und sie machte ihre Sache gut. Er hatte bereits früher an derartigen Essen teilgenommen, allerdings nur als Mitglied der Ehrenwache. Diesmal konnte er das Ganze vom Standpunkt eines Gastes aus betrachten, und er fand den Unterschied recht interessant. Er mischte sich unter den Blumenkorso prächtig gekleideter Männer und Frauen aus allen Ecken und Enden des Lyranischen Commonwealth sowie einiger Repräsentanten kleinerer Systeme.
Am heutigen Abend hatte Katrina volles Haus. Er erkannte Klefft, den Botschafter der Konföderation Capella, der sich intensiv mit Hardt unterhielt, seinem Kollegen aus dem Draconis-Kombinat. Und dort war Baron Sefnes von New Syrtis... Ardan hatte gar nicht gewußt, daß Michael Hasek-Davion eigene diplomatische Beziehungen mit Haus Steiner unterhielt. Als Staatsoberhaupt der größten Wirtschaftsmacht in der Inneren Sphäre war Katrina eine Pragmatikerin, die Handel und Militärangelegenheiten getrennt voneinander zu halten versuchte. Es spielte keine Rolle, daß ihr Haus militärisch gesehen mit Kurita und Liao verfeindet war — Geschäft war Geschäft. Schließlich war es die innovative Handels- und Wirtschaftspolitik Haus Steiners gewesen, die als Grundlage für das kontinuierliche Wirtschaftswachstum und die Stärke des rohstoffreichen Commonwealth gedient hatte. Seine militärischen Erfolge standen dagegen auf einem anderen Blatt und waren einer der Gründe, warum die praktisch veranlagte Katrina Hanse Davion zum Verbündeten und zukünftigen Schwiegersohn wollte.
Ardan wanderte zwischen den Gästen umher, unter
hielt sich mit Melissas Cousine, der Markgräfin Kelya, und studierte besonders das Verhalten der Davion- und Liao-Gäste. Aber der weiträumige Saal war so voller Trubel, daß er sich nur schwer auf einzelne Antagonisten des derzeitigen Konflikts konzentrieren konnte.
Als der Gong zu Tisch bat, sah sich Ardan neben Melissa, die ihn beim Arm nahm und mit ihm auf den großen Torbogen zusteuerte. »Wir sitzen nebeneinander. Ich habe es mit dem Arbiter Elegantiae so arrangiert. Er hat sich erst ein bißchen geziert, aber ich weiß einiges von ihm. Er kann sich das Risiko, daß ich ihn verrate, nicht leisten«, erklärte sie in selbstgefälligem Ton.
Neben der Tür des Speisesaals stand ein elegant gekleideter Herr, der die Ankunft der wichtigen Gäste verkündete. Ardan bewußt ignorierend
Weitere Kostenlose Bücher