BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
sie schon mein ganzes Leben lang zu kennen, aber ich wußte nichts von ihr. Daß sie auf Tharkad ...« — er zögerte — »>sicher< war, machte es mir leichter. Ich wußte, daß wir uns trennen mußten und ich nichts von ihr hören würde, also habe ich die Sorge und den Trennungsschmerz abgekapselt.« Hilflos hob er die Schultern. »Jetzt möchte ich etwas fühlen, aber es ist nur Leere ... eine gähnende Leere in mir.«
Er zog das grüne Seidenband von der Stirn und zupfte an seinem Knoten. »Ich kannte nicht einmal ihren vollen Namen.«
Morgan zögerte, dann antwortete er mit leiser Stimme. »Ihr Name war Jeana Clay. Sie wurde 3002 auf Poulsbo geboren, wo sie mit ihrem Vater und ihrer Mutter aufwuchs. Ihr Vater starb 3005 bei einem Überfall auf die dortige Militärbasis Bangor, der Katrina Steiner, Arthur Luvon und mir die Möglichkeit bot, den Loki-Agenten zu entkommen, die Alessandro auf uns gehetzt hatte.«
Geschockt sah Dan zu seinem kommandierenden Offizier auf. »Woher weißt...? Warum hast du mir nicht vorher ...?« Wut loderte durch seine Gedanken, erwies sich aber letztendlich als ebenso flüchtig wie die anderen Gefühle, die er einzufangen versucht hatte. Eine Antwort drängte sich ihm in einem Wort auf, und er sprach es mit gedämpfter Stimme aus: »Heimdall.«
Morgan nickte. »Jeana und ihre Familie gehörten zu Heimdall. Ich glaube nicht, daß Clay ihr wirklicher Familienname war — ihren Vater kannte ich nur als Grison. Nach unserer Rückkehr ins Lyranische Commonwealth hat Arthur Luvon eine ganze Serie neuer Identitäten für die Familien und Überlebenden der Heimdallzelle auf Poulsbo erfunden und in die LNC-Computer eingespeist. Jeana hat Sanglamore durch ein von Arthur ermöglichtes Stipendium besuchen können.«
Dan sank zurück und legte beide Hände auf die Augen. »Ein einziges Gewirr von Täuschungen. Melissas Doppelgängerin ist eine Frau, die einer Oppositionsbewegung angehört. Herzog Aldo Lestrades Sohn ist Mitglied derselben Gruppe, und sein Vater versucht mit allen Mitteln, eine ganze Heimdallsiedlung, Neue Freiheit, auszulöschen. Geheime Dateien in den LNC-Computern.« Seine Hände senkten sich. »Simon Johnson würde den Verstand verlieren, wenn er davon erführe.«
Morgan schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.« Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf dessen Kante. »Simon Johnson war es, der Jeanas neue Identität in den Computer eingab, und ihre Verbindung zu Heimdall war der Grund, aus dem er sie als Melissas Double auswählte.«
Dan lauschte mit offenem Mund. »Simon Johnson, der Chef des LNC, ist Mitglied von Heimdall?«
Morgan lachte trocken. »Vergiß bitte nicht, daß wir eine loyale Opposition sind. Uns konnte es nur nutzen, Leute im Lyranischen Nachrichtencorps zu haben. Besonders nach Poulsbo. Ich gebe zu, daß Arthur, Patrick und ich uns köstlich amüsiert haben, als Alessandro Simon beförderte. Der Gedanke, daß Alessandro sich für die Aufgabe, Heimdallzellen zu entdecken und zu zerstören, auf ein Mitglied Heimdalls verließ, war durchaus beruhigend.«
Dan nickte schwach. »Hast du mir nichts von Jeana erzählt, weil ich nicht zu Heimdall gehöre?« Dans Gefühl, verraten worden zu sein, blieb unausgesprochen, aber sein Tonfall verriet ihn.
Morgan drückte Dans Arm. »Auch wenn du nie formell in Heimdall aufgenommen wurdest, könntest du ebensogut Mitglied sein. Ich hätte dir trotzdem mindestens das über sie erzählt, wenn ich es gewußt hätte. Ich habe die Informationen auch gerade erst erhalten. Clovis hat die Daten an die Botschaft angehängt.«
Dan bedankte sich mit einem kläglichen Lächeln. Er blickte auf die verknotete Schärpe hinab und versuchte sich zu konzentrieren. Seine Stimme wurde tonlos und war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. »Weiß man, wer es getan hat... wer die Attentäter geschickt hat?«
Morgan atmete tief durch. Seine dunklen Augen wurden zu Schlitzen. »Er hat keine wirklichen Beweise hinterlassen, und der Mann, den Jeana ausgeschaltet hat, blieb stumm. Aber Katrina weiß, daß das Komplott seinen Ursprung in der Isle of Skye hatte.«
Dan löste die Schärpe und wickelte sich die Enden um beide Fäuste, bis das Tuch sich zwischen ihnen spannte. »Aldo Lestrade.« Er starrte auf die improvisierte Garotte, und seine blauen Augen waren wuterfüllt. »Er hat in letzter Zeit viel von sich reden gemacht. Wenn wir die Genyosha erledigt haben, wird es Zeit, daß wir ihm die Rechnung
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