BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
großer Stiefel, der seine Ferse wundscheuerte. Als er den Kanzler überzeugt hatte, Tsen weder exekutieren zu lassen noch ins Exil nach Mutig Herz zu schicken, hatte Justin eigentlich erwartet, daß Shang sich freute. Statt dessen schien er nur noch düsterer zu werden. Und Justin wußte auch warum. Hinter den Stimmungsumschwüngen seines Partners konnte nur Romano Liao stecken. Er schüttelte den Kopf. Diese Frau ist das beste Argument für nachträgliche Geburtenkontrolle.
Justin hatte Tsen Shang zwei Jahre zuvor auf der Spielwelt Solaris VII kennengelernt. Tsen, ein Maskirovka-Agent, hatte die Rolle eines wohlhabenden capellanischen Adligen gespielt, der bei den Gladiatorenkämpfen auf Solaris ein Team schwerer Mechs finanzierte. Justin, damals gerade erst aus den Vereinigten Sonnen verbannt, hatte sich gut geschlagen und das Glück der Konföderation Capella bei den Spielen gewendet. Auf Grund einiger von Justins Aktionen war Tsen Shang schnell zu dem Schluß gekommen, daß sich der Sohn des davionschen Geheimdienstministers für die Konföderation Capella als wertvoll erweisen könnte. Shang hatte Justin entführt, und Maximilian Liao persönlich hatte Justin für die Maskirovka rekrutiert.
Justin und Tsen arbeiteten eng zusammen und entwickelten einen Plan, die Maskirovka organisatorisch zu straffen und ihre Effizienz zu erhöhen. Maximilian Liao akzeptierte ihren Plan, führte ihn aus und setzte die beiden an die Spitze seines >Krisenstabs<. Diese Beförderung hatte Justin und Tsen nicht nur eine enorme Verantwortung aufgebürdet, sie waren auch in engen Kontakt mit der capellanischen Fürstenfamilie gekommen.
Ein Lächeln spielte um Justins Lippen, als er den Weg vom Simulationszentrum zum Frühlingspalast zurück-
legte. In sehr engen Kontakt sogar. Romano warf sich auf
Tsen wie ein Vampyr auf einen spicanischen Blutfisch. Sie wollte ihn als ihren Schoß-Maskirovka-Agent, und sie hat ihn bekommen. Daß sie ihn irgendwann gegen mich aufhetzen würde, um ihre Machtbasis zu vergrößern, war mir von vornherein klar, aber daß sie es so schnell und mit solchem Nachdruck versucht, liegt wohl an meiner Beziehung zu ihrer älteren Schwester. Shang ist gefangen zwischen unserer FreundSchaft und ihren Manipulationen. Unglücklicherweise scheint Romano zu gewinnen ...
Justin zwang sich, einen Augenblick stehenzubleiben. Er atmete tief durch und wartete darauf, daß der frische, saubere Frühlingsduft den letzten Gestank der Infernoladung aus seinen Lungen vertrieb. Er schaute am wuchtigen Palast vorbei auf die ferne Linie hoher Fichten. Das Dunkel des Waldes schien so einladend, daß er für einen Moment mit dem Gedanken spielte, sich dorthin zu flüchten.
Er wischte den Gedanken beiseite. Der Bruch zwischen Tsen und mir ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Und seine Entdeckung, daß mein Adjutant Alexi Malenkow Romano nachspionierte, hat auch nicht gerade dazu beigetragen, sein Vertrauen zurückzugewinnen. Wahrscheinlich hat er Romano von dieser Überwachung erzählt, aber sie hat nicht versucht, mich umbringen zu lassen. Vermutlich hat ihr meine Wut über den Attentatsversuch auf meinen Vater Angst gemacht. Sie hat Tsen noch nicht soweit, daß er sich mir offen entgegenstellt, aber seine säuerliche Einstellung zu Operation Eindringling dürfte bedeuten, daß sein Widerstand nachläßt.
»Justin, warte!«
Als Justin Candace Liaos Stimme hörte, leuchtete seine Miene auf. Mit langen Schritten schloß sie die Lücke zwischen ihnen. Ihre grauen Augen blitzten schelmisch, als sie Justins rechte Hand schüttelte. Ihr langes schwarzes Haar fiel über die Schultern und rahmte ihr hübsches Gesicht.
Justin drückte ihre Hand, dann küßte er sie. »Guten Morgen.« Er blinzelte zur Sonne hinauf wie ein Seemann, der ihre Höhe abzuschätzen versucht. »Was machst du so früh schon auf den Beinen?«
Candace verzog das Gesicht zu einem gespielten Schmollen. »Du hättest mich wecken sollen. Ich hab dir doch gesagt, ich möchte den Testlauf deiner Operation beobachten.«
Justin grinste. »Als ich heute morgen aus dem Bett gestiegen bin, hast du aber ganz andere Töne angeschlagen.«
Candace hob eine Braue. »Du hast gar nicht versucht, mich zu wecken.«
Er lachte. »Und ob ich das versucht habe. Du, meine Herzogin, hast mir befohlen, es zu tun, und ich habe einen mutigen Versuch unternommen, meiner Pflicht Genüge zu tun. Heute morgen jedoch hast du deinen Befehl widerrufen.«
»Was habe ich gesagt?«
Justin legte die
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