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BattleTech 08: Woelfe an der Grenze

BattleTech 08: Woelfe an der Grenze

Titel: BattleTech 08: Woelfe an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charette
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daß es schon viele Jahre hatte vorbeiziehen sehen, aber der feste Schritt des neuen Präzentors bot keinen Hinweis darauf, daß ihn das fortschreitende Alter gebrechlich gemacht hatte. Seine Bewegungen waren die eines Menschen, der sich seiner Macht und Würde sicher und bewußt war. Er ging auf den schweren Teakholzschreibtisch des Kriegsherrn zu, verbeugte sich und sagte: »Der Segen des Heiligen Blake sei mit Ihnen, mein Sohn.«
Samsonow starrte ihn nur kalt an. Der nichtangekündigte Wechsel der Präzentoren war ganz eindeutig ein Versuch, ihn zu beirren. Dieses Spiel konnten auch zwei spielen, entschied er. Anstatt seinem Besucher zu antworten, deutete der Kriegsherr mit einem knappen Wink auf einen Stuhl. Der Präzentor ließ ob dieser erneuten kleinen Beleidigung keinerlei Anzeichen der Verärgerung erkennen. Er setzte sich auf den bezeichneten Stuhl und schwieg.
Die Stille zog sich hin, beide warteten darauf, daß der andere unter der Spannung nachgeben würde. Schließlich war es Samsonow, der von wachsender Neugier und steigender Gereiztheit geplagt das Schweigen brach. »Welchem Umstand habe ich die Ehre Ihres Besuchs zu verdanken, Präzentor?« sagte er kalt lächelnd.
»Die Ehre ist ganz meinerseits, Kriegsherr. Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß Präzentor Phud abberufen worden ist.« Der Präzentor machte eine kleine Pause, während sein Gesicht einen Ausdruck förmlicher Trauer annahm. »Er hat dem Ersten Bereich berichtet, daß sich seine Beziehung mit Ihnen reibungslos gestaltet hat und für alle Beteiligten vorteilhaft war. Das ist ein Vorbild, dem man — so glaube ich — nacheifern kann.
Ich bin Alexandre Kalafon, sein Nachfolger. Ich bin gekommen, um meine Ausweispapiere beglaubigen zu lassen. Alle Dokumente befinden sich in ihrem wöchentlichen Mitteilungskorb, den mein Sekretär im Vorzimmer bereit hält.«
»Sicher haben Sie noch einen anderen Grund für Ihren Besuch?«
Der Präzentor lächelte höflich über diese Frage, von der sie beide wußten, daß sie das Offensichtliche feststellte.
»Muß dieser Mann zugegen sein?« fragte Kalafon. Seine Augen wichen keine Sekunde von Samsonow, und er machte auch keine Bewegung, aber es gab keinen Zweifel, daß er sich auf Akuma bezog, der sich immer noch in der Nähe der Tür aufhielt.
»Gewiß. Er hat sich mein Vertrauen viele Male durch treue und diskrete Dienste verdient.«
»Wie Sie wünschen, Kriegsherr. Ich bin sicher, Sie beurteilen Ihre Leute richtig. Ein Mensch, der sich Ihres Vertrauens erfreut, wird niemals die Strafen fürchten müssen, die Haus Kurita denjenigen vorbehält, die seine Geheimnisse verraten.« Nach dieser ominösen Bemerkung begann der Präzentor von den Unbilden seiner Reise nach Galedon und von seiner Freude angesichts des milden Wetters bei seiner Ankunft zu erzählen.
Samsonow wußte, daß der Mann in bewährter Kuritamanier, vor dem Geschäftlichen unverbindlich zu plaudern, dummes Zeug schwatzte. Samsonow wußte auch, daß der erste, der zur Sache kam, dem Kuritabrauch zufolge an Gesicht verlor. Das war ein weiteres Ärgernis, mit dem er sich jeden Tag abzugeben hatte. Anders als viele andere im Machtgefüge des Kombinats fühlte er sich nicht förmlichen Ritualen und Begriffen von Ehre verbunden. Solche Dinge waren ihm nur von Nutzen, wenn sie ihm halfen, seine Angelegenheiten voranzutreiben oder einem Rivalen ein Bein zu stellen. Der Präzentor gehörte nicht zum Haus Kurita, und er war lästig. Je früher der Mann wieder verschwand, desto besser.
»Sie müssen ein vielbeschäftiger Mann sein, Präzentor«, unterbrach Samsonow. »Was auch für mich gilt. Lassen Sie uns auf die Formalitäten verzichten und wie alte Freunde miteinander reden, indem wir ohne große Vorrede gleich zur Sache kommen.« Der Kriegsherr beugte sich vor und fragte direkt: »Was wollen Sie?«
»Es soll sein, wie Sie es wünschen, Kriegsherr«, willigte Kalafon ein.
Samsonow konnte keinerlei Anzeichen dafür entdecken, daß sich der Präzentor durch den Bruch der Etikette gestört fühlte. Vielleicht war er ein Mann, mit dem man Geschäfte machen konnte.
»Ich fürchte, Sie mißverstehen den Zweck meines Besuches«, fuhr Kalafon gelassen fort. »Ich will nichts von Ihnen. Vielmehr habe ich Ihnen etwas anzubieten.« Er hielt inne und lächelte gütig. »Zufällig bin ich in den Besitz von Informationen gelangt, die für einige Ihrer gegenwärtigen Unternehmungen von Wert sein könnten.«
Samsonows Argwohn war augenblicklich geweckt.

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