BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Bedauerlicherweise war es durch die Notwendigkeit, die Zeitpläne einzuhalten, oft unvermeidlich, diese Unglücklichen auf den Feindplaneten aufzugeben, ohne daß man eine vernünftige Suche nach ihnen durchführen konnte. Gerade das stößt bei den Dragonern auf sehr wenig Gegenliebe. Ich habe formgerecht mein Beileid ausgesprochen, aber ich mußte bei jeder Aktion darauf hinweisen, daß die Befehle zum Aufbruch dem Vertrag nach absolut legal sind. Folglich waren die Dragoner vertraglich verpflichtet zu gehorchen. Ein paar von diesen unglücklichen Kriegern sind dann später von den Dragonern gerettet worden, aber derartige Rettungsunternehmen sind teuer.
Sie können sich diese Ausgaben immer weniger leisten, weil sie Geldprobleme haben. Zwar wird ihre Bezahlung strikt gemäß der vertraglichen Regelung abgewickelt, aber die Einkünfte aus An Ting sind bedauerlicherweise zurückgegangen. Auf den Märkten des Kombinats scheint das Interesse an Produkten dieses Planeten sehr gering zu sein. Dann sind da auch noch die hohen Versorgungskosten, die zwar äußerst betrüblich, aber wegen des ökonomischen Drucks, den unsere Feinde auf das Kombinat ausüben, leider unvermeidlich sind. Ich habe den Dragonern militärische Quellen angeboten, aber sie scheinen andere Lieferanten vorzuziehen. Sie werden in Kürze herausfinden, daß gewisse Schlüsselgüter über konventionelle Lieferanten jenseits unserer Grenzen nicht mehr erhältlich sind. Ich werde sie dann davor gewarnt haben. Auch andere Pläne machen gute Fortschritte.«
»Zum Beispiel?« hakte Samsonow nach.
»Zum Beispiel die Kaltstellung ihres treuesten Fürsprechers.«
Akuma konnte damit nur einen Menschen meinen. Seit er dem Stab des Kriegsherrn angehörte, hatte Akuma einen unmäßigen, aber nicht blinden Haß auf Tetsuhara an den Tag gelegt. Hatte der kühle Rechner einem hitzigen Impuls nachgegeben? »Haben Sie Tetsuhara ermorden lassen?«
»Tetsuhara ermorden lassen?« wiederholte Akuma entrüstet. »Ich bin kein ungehobelter Mörder.«
Nein, dachte Samsonow, nicht ungehobelt.
»Ich war gerade dabei, Sie ins Bild zu setzen, als der Präzentor eintraf«, sagte Akuma, dessen Gleichmut wiederhergestellt war. »Einer Ihrer treuesten Offiziere, Elijah Satoh, kommandiert jetzt die Ryuken. Wie es scheint, war Tai-sa Tetsuhara in einen Schweberunfall verwickelt.«
»Tot?«
»Nur schwer verletzt... unglücklicherweise. Der Arzt der Bruderschaft an Bord des Landungsschiffes war seinem Berufsethos gegenüber sehr loyal.« Einer der Mundwinkel Akumas zuckte, als würde ihm eine ärgerliche Erinnerung zu schaffen machen. »Der Arzt war sehr geschickt, und Tetsuhara hat überlebt. Er könnte durchaus in der Lage sein, seine Arbeit nach einer Phase der Rekonvaleszenz wieder aufzunehmen.
Die Operation auf Barlow's End ist dadurch jedoch nicht gefährdet. Satoh kann auf einen exzellenten Plan zurückgreifen, den auszuführen er auch in der Lage sein sollte, so daß er Ruhm ernten wird. Selbst ein gesunder Tetsuhara wird sich schwer tun, einen Helden zu verdrängen.«
»Wir wollen hoffen, daß Sie recht haben. Satoh ist phantasielos, mir aber treu ergeben. Durch ihn kann ich die Ryuken kontrollieren. Sie werden in der nächsten Zeit ein Hebel sein. Das Schwert des Drachen könnte mir sogar eine Abwehrmöglichkeit gegen die Schatten des Drachen bieten, sollte dies notwendig werden.«
Akuma lehnte sich befriedigt zurück, während er den Kriegsherrn dabei beobachtete, wie dieser die Erfolgsmeldung aufnahm und die daraus resultierenden Möglichkeiten erwog. Samsonow war ein aufgehender Stern, der dazu benutzt werden konnte, einen cleveren Burschen ganz weit nach oben zu bringen. Besser als jeder andere wußte Akuma, daß er ein cleverer Bursche war.
Nach einer taktvollen Pause erinnerte er den Kriegsherrn an den wartenden Mitteilungskorb, der auch Depeschen über den Ausgang des Angriffs auf Barlow's End enthalten mußte.
»Zeitlich würde es hinkommen«, gab ihm Samsonow recht und öffnete eine Schublade an seinem Schreibtisch, um sich Zugang zu der darin befindlichen Computerkonsole zu verschaffen. Während der Bildschirm ausgefahren wurde, gab der Kriegsherr die Anforderung der entsprechenden Botschaftstexte ein. »Hier sind sie«, sagte er.
Bernsteinfarbenes Licht flackerte über Samsonows Gesicht, während die Worte über den Schirm rollten. Akuma merkte auf, als sich Samsonows Kiefermuskeln spannten, sich seine Augen weiteten und sein Gesicht rot anlief. Etwas war
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