BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
hast dich an die Regeln gehalten, wir aber nicht. Ihr habt euch auf die Zweikämpfe eingelassen und seid genau aufs Stichwort losgestürmt, als wir den Panther beschossen haben. Aber selbst der Trick war nicht gut genug, um dich zu bremsen.
Als du unserem offensichtlichen Beispiel gefolgt bist, keine Luft/Raumeinheiten einzusetzen, bist du in Wirklichkeit getäuscht worden. Wir wollten nicht, daß unsere Spionagesatelliten im Orbit entdeckt werden. Das war unser geheimer Vorteil. Während du wie ein Blinder umhergetappt bist, wußten wir in jeder Minute, wo deine Truppen sind. Und trotzdem hättest du uns fast noch geschlagen.«
Minobu hörte sich Wolfs Geständnis an, ohne ihn zu unterbrechen. Wolfs unerbittliche Schilderung der Schwierigkeiten, die Minobu gehabt hatte, und des Beinahe-Triumphs über sie wühlte Minobu auf. Wolf hatte nach seinen eigenen Regeln gekämpft und sich seine Ehre bewahrt. Sein Geständnis, sich nicht an Minobus Regeln gehalten zu haben, änderte gar nichts. Tatsache war, Minobu hatte die Aufgabe nicht erfüllt, die ihm sein Herr gestellt hatte. Und wenn er sie erfüllt hätte, würde er damit sowohl seinen Freund als auch die von ihm innig geliebten und fast sicher zu Unrecht beschuldigten Dragoner in den Abgrund gestürzt haben. Ein derartiger Erfolg wäre zu viel für Minobu gewesen.
Was alles noch viel schlimmer machte, war die Tatsaehe, daß auf beiden Seiten viele tapfere MechKrieger unnütz gestorben waren, denn keine Seite hatte ihr erklärtes Ziel erreicht. Die Draconier hatten es nicht geschafft, Wolfs Dragoner zu vernichten. Die Söldner bildeten immer noch eine funktionierende Einheit.
Die Dragoner hatten einen hohen Blutzoll gefordert und die Draconier versprengt, waren aber nicht in der Lage gewesen, die gegen sie angetretenen Truppen völlig zu vernichten. Gewiß, das Einundzwanzigste Galedon-Regiment war übel mitgenommen und das Siebzehnte wahrscheinlich ein für allemal zerschlagen. Das Achte Regiment der Schwerter des Lichts hatte die Kämpfe jedoch recht gut überstanden, und fast die Hälfte der MechKrieger der Ryuken würden später wieder kämpfen können. Alle Überlebenden waren jetzt kampferprobte Veteranen, die von denjenigen zu Stahl geschmiedet worden waren, die sie hatten vernichten wollen.
Die Dragoner hatten ihrerseits schwere Verluste erlitten. Obwohl jede Einheit und jedes Regiment mit unterschiedlicher Heftigkeit in die Kämpfe verwickelt worden war und die Verlustwerte daher unterschiedlich hoch lagen, beliefen sie sich zum Teil auf sechzig Prozent. Trotz ihrer Verluste hatten es die Söldner geschafft, den Zusammenhalt zu bewahren und somit kampftüchtig zu bleiben. Die materiellen Verluste konnten ersetzt werden, aber geübte Veteranen sicherlich nicht. Wolfs Dragoner würden ihre exklusive Rekrutierungspolitik nicht länger aufrecht erhalten können, wenn sie weiterhin ihre zahlenmäßige Stärke beibehalten wollten. Es blieb die Tatsache, daß sie die Schlacht um ihr Überleben gewonnen hatten. Mehrere Sprungschiffe hatten das System bereits mit Dragonereinheiten an Bord verlassen, um sich ihren Angehörigen anzuschließen.
Als Wolf schwieg, hievte sich Minobu in eine sitzende Position, wobei er die Proteste seiner Muskeln ignorierte. Durch die abrupte Bewegung wurde ihm schwarz vor Augen und schwindlig, aber seine Stimme war fest. »Warum erzählst du mir das alles?«
»Ich versuche dir klarzumachen, daß dein Herr eigentlich stolz auf dich sein müßte. Du hast mehr erreicht, als irgend jemand von dir erwarten konnte.«
»Und doch habe ich versagt.«
Wolf wurde wütend. »Einheit, was bist du für ein sturer Mensch!«
»Hartnäckig ist ein besseres Wort«, korrigierte Minobu milde. »Ich habe mein Leben lang versucht, ein rechtschaffener Mensch zu sein. Der Drache bewundert Hartnäckigkeit, und der Codex der Samurai hält sie ebenfalls hoch. Daher habe ich versucht, sie zu hegen und zu fördern. Ich folge meinem Codex.«
Wolf wollte den Kopf schütteln, besann sich dann aber eines Besseren. Ein listiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Der Codex schätzt Loyalität über alles, nicht wahr?«
»Das weißt du ganz genau.«
»Weißt du denn nicht, daß dich dein Herr hintergangen hat, bevor du überhaupt die Möglichkeit hattest, ihm gegenüber zu versagen?«
Minobu ließ sich nicht von Michi ablenken, der scharf Atem holte. Er schaute direkt in Wolfs graue Augen. Als er mit seinem Ki nach dem Wahrheitsgehalt der Worte des Söldners
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