BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
von Verbrennungsrückständen der Raketen geschwärzt und von umherfliegenden Splittern zerkratzt war. Ein Schulterschild fehlte. Die breiten, abgeflachten Futterale, die die Antennen schützten und dem Kopf des Mechs das Aussehen eines alten Samuraihelms verliehen, baumelten vor seiner Gesichtsplatte. Die dicke Panzerung seines linken Beins war entweder weggeschmolzen oder hing in Fetzen herab. Myomer-Muskelstränge ragten aus Löchern heraus, durch die geborstene und durchlöcherte Metallstrukturen zu sehen waren. Kein Wunder, daß der Mech hinkte. Konnte der Pilot derartige Zerstörungen unversehrt überstanden haben?
Seine Befürchtungen lösten sich auf, als er Jenette wohlbehalten aus dem Cockpit klettern sah. Er wartete auf sie, als sie festen Boden erreichte. Eine Minute hielten sie einander wortlos umschlungen, bevor er sich aus ihrer Umarmung befreite, um sich ein Bild von ihrer Verfassung zu machen. Sie war unverletzt, sah aber erschlagen aus. Sogar ihr Lächeln zeugte von ihrer Erschöpfung. Er bugsierte sie zur Feldküche und goß ihr eine Tasse heißen Tee ein, bevor er für sie beide etwas zu essen holte. Sie aßen schweigend, die bloße Anwesenheit des anderen war für beide im Moment genug.
Sie stellte ihren leeren Teller auf den Boden. »Die Kämpfe hier sind vorbei?«
»Ich glaube schon«, murmelte er kauend. »Seit Mitternacht startet ein Landungsschiff der Davies nach dem anderen. Sie fliegen direkt zum Sprungpunkt. An Ting hat sich gehalten, und ohne dieses System bleibt der Vorstoß nach Galedon stecken.«
»Gut.« Sie lächelte. »Dann sind wir bald fertig.«
Die Erleichterung in ihrer Stimme ermutigte ihn, etwas von der Freude über die zufriedenstellend erledigte Arbeit, die er empfand, in seinen Tonfall einfließen zu lassen. »Wir haben Theodores Leute hervorragend ausgebildet. Die Ryuken haben unglaublich gut gekämpft, viel disziplinierter, als ich vorher gedacht habe. Der Eiserne wäre stolz auf sie gewesen. Diese Jungs sind fast so gut wie seine alte Einheit. Sie waren klar besser als das Achte Schwert des Lichts.«
»Willst du ein zweites Misery?«
Die Bitterkeit in ihrer Stimme und der Gedanke an die schrecklichen Wochen auf diesem öden Planeten, auf dem die Ryuken gegen die Dragoner gekämpft hatten, ertränkte sein wachsendes Gefühl der Erfüllung. Seine Freude über den Erfolg seiner Schützlinge war auf einen Schlag verflogen, als er sich an die bitteren Tage auf jener bitterkalten Welt erinnerte. Die Dragoner hatten gegen alles gekämpft, was Haus Kurita gegen sie hatte aufbieten können, die alten Ryuken-Regimenter eingeschlossen. Die Dragoner hatten gewonnen ... mit Mühe und Not. Dechans eigene Lanze hatte den Eisernen gestellt und geschlagen ... mit Mühe und Not. Er hatte nicht den leisesten Wunsch, etwas Ähnliches noch einmal zu erleben.
Hatte er die Einheit, die fast die Dragoner vernichtet hätte, wiederaufgebaut, um Takashi Kurita eine zweite Chance zu geben? Er verdrängte seine Furcht und legte Zuversicht in seine Stimme. »Das kann nicht wieder vorkommen.«
»Bist du sicher?« fragte sie leise.
In der Nacht um sie herum schienen die Dragonergeister ihre Frage zu wiederholen.
65
Henschelbecken, Exeter
Mark Draconis, Vereinigte Sonnen
2. Oktober 3039
»Fuhito-chan, die Orbitaufklärung bestätigt, daß die hereinkommenden Landungsschiffe zu den Vierten Davion Guards gehören«, sagte Theodore zu dem Mann auf dem Pilotensessel des KMT-1C Kampftitan.
Dessen Antwort beschränkte sich auf ein Grunzen. Theodore nahm die Abfuhr gelassen hin. Er hatte nicht den Wunsch, die Konzentration seines Piloten zu stören. Schließlich befanden sie sich mitten in einer Schlacht, und zwar in einer, mit der er sich aus gutem Grund eingehender beschäftigte, anstatt sich ausschließlich um die Operationen auf Systemebene zu kümmern. Mit geschickten Handbewegungen konfigurierte er den Hauptschirm neu, so daß er die Umgebung des Samuelson-Militärsperrgebiets zeigte. Dann rief er auf den Nebenschirmen die Daten über die gesamtkontinentale Situation und die transatmosphärischen Gegebenheiten auf. Er studierte die Anzeigen und gab die Befehle zur Umgruppierung der Kombinatstruppen, um den Druck gegen eine schlecht postierte Verteidigungsstellung zu verstärken, die er in den Linien der Davions entdeckt hatte. Wenn Ryuken-gos zweites Bataillon seine Bemühungen nur ein klein wenig verstärken konnte, würde es die Igelstellung der Fünfunddreißigsten Combined Services-Brigade
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