BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
roten Kreises war der silberne Stern im klaffenden Maul des Drachens, das Zeichen des designierten Thronerbens, deutlich zu erkennen. Er war sehr stolz auf den Mech und hatte ihn den ›Rächer‹ genannt.
Der ›Rächer‹ trat in den Schatten des Hangars und steuerte ein Haltegerüst an. Mit der feinfühligen Hand eines Experten manövrierte Theodore den klobigen humanoiden Mech in die wartenden Haltvorrichtungen. Als der Mech verstaut war, öffnete er die Einstiegluke am ›Hinterkopf‹ der Maschine und quetschte seinen hoch aufgeschossenen Körper durch den schmalen, niedrigen Durchschlupf, der zur Luke führte. Draußen behielt er seine geduckte Haltung bei, bis er sicher war, daß er sich an dem rechtwinklig abstehenden Horn, in dem ein Großteil der Kommausrüstung des Orion untergebracht war, nicht mehr den Kopf stoßen konnte.
Kaum war er aus dem Schatten des Horns herausgetreten, lag Tomoe auch schon in seinen Armen. Ihre Lippen begegneten sich, und ihre geschickten Hände öffneten die Verschlüsse seiner Kühlweste, so daß sie ihn umarmen konnte. Als sie innehielten, um wieder zu Atem zu kommen, lächelte Tomoe strahlend. »So verhält sich kein Mann, der in drei Tagen mit einer anderen Frau verheiratet werden soll.«
»Mag sein.« Theodore erwiderte ihr Lächeln. »Wenn ich sie lieben würde. Es ist eine rein politische Heirat.«
»Ich dachte, du würdest die Politik hassen.«
»Das tue ich auch. Die Heirat ist notwendig, wie du sehr wohl weißt. Das Kombinat braucht die Kontinuität in der Herrscherlinie, und mein Vater hat diese Heirat arrangiert, um sicherzustellen, daß ich einen wohlbegründeten Anspruch auf Rasalhaag haben werde. Meine Zukünftige ist die Tochter des Distriktsgouverneurs, und ihre Familie unterhält starke Bande zu den Sorensons und McAllisters, zwei alten und angesehenen Familien in dieser Gegend. Die Hochzeit wird den Zweck erfüllen, diesen oft aufsässigen Distrikt stärker an das Kerngebiet des Kombinats zu binden. Es ist meine Pflicht, und ich werde es tun.«
»Nette Ansprache. Und ziemlich politisch. Ob du die Politik am Ende nicht doch magst?«
»Du weißt, das ist nicht der Fall. Es ist Giri. Ich bin ein Samurai und muß meine Pflicht erfüllen.«
»Ja, du bist ein Samurai.« Sie strich ihm über die Wange. »Immer Giri anstatt Ninjo. Immer erst die Pflicht und dann die menschlichen Gefühle.«
Tomoe schaute ihm tief in die Augen. Er fragte sich, ob sie nach einer Ablehnung ihrer Feststellung suchte. Wenn das der Fall war, würde sie keine finden. Schließlich seufzte sie und ließ den Kopf gegen seine Brust sinken.
»Ich hatte gehofft, du würdest früh von der Übung zurückkehren, damit wir noch etwas Zeit vor der Trauung haben würden.« Tomoes Stimme wurde durch die Falten seiner Weste gedämpft.
»Und das habe ich auch getan.« Theodores Kinn ruhte auf dem weichen Kissen ihres glänzenden schwarzen Haars.
»Ich weiß. Und werde die Erinnerung daran für den Rest meiner Tage in Ehren halten.«
Die Besorgnis in ihrer Stimme tat ihm weh. »Es muß nicht so sein.«
»O doch, das muß es, mein tapferer Samurai. Wir haben das schon viel zu oft durchexerziert. Ich will nicht deine Konkubine sein. Wenn du verheiratet bist, werden wir kein Liebespaar mehr sein.«
»Das will ich aber nicht.« Er hob ihren Kopf, damit sie ihm ins Gesicht schaute.
»Ich will das auch nicht, aber es muß nun einmal so sein.«
Er wollte widersprechen, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.
»Verschwende nicht das bißchen Zeit, das uns noch bleibt.«
Sie nahm seine Hand und führte ihn zum Aufzug des Haltegerüsts. Die Fahrt nach unten und den anschließenden Weg zu den Kasernen legten sie schweigend zurück. Sobald sie die Tür von Theodores Zimmer hinter sich geschlossen hatten, streifte sie ihm die Kühlweste über die Schultern. Noch bevor sie den Boden berührte, machte sie sich bereits an den Verschlüssen seiner Uniform zu schaffen. Eine Stunde lang hatten sie keinen Bedarf mehr an Worten.
Sie lag mit dem Kopf auf seiner Schulter und ließ ihre Hand an seinem Körper entlanggleiten, vor und zurück mit gelegentlichen Pausen, bevor sie wieder zum knochigen Schwung seiner linken Hüfte zurückkehrte. Theodore entspannte sich, während er ihre sanften Berührungen genoß. Er versuchte sich einzureden, daß es ewig so weitergehen würde.
»Dein Vater ist aufgehalten worden«, sagte sie ohne große Vorrede.
»Ein Angriff?«
»Nichts so Dramatisches. Höfische Angelegenheiten. Sein
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