BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
verbannt?«
»Es wäre unpassend, wenn ein Chu-sa ein Regiment befehligen würde, geschweige denn die gesamte Legion.«
17
HQ der Legion Wega, Massingham, Marfik
Militärdistrikt Dieron, Draconis-Kombinat
1. April 3025
Theodore zog die Abdeckung herunter und wandte sich ab. Der ›Rächer‹ hatte die drei Monate Raumflug mit minimalen Beeinträchtigungen überstanden. Er schaute sich nach Kowalski um, da er ihn für seine gewissenhaften Wartungsarbeiten loben wollte, aber der SeniorTech war nirgendwo zu sehen.
Er ließ den Blick durch den Hangar schweifen. Es war sonderbar still, die einzigen Geräusche kamen aus den Abteilungen, in denen die Mechs seiner Befehlslanze untergebracht waren. Er wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn und dachte nach.
Theodore hatte den erbärmlichen Zustand der Mechs der Legion gesehen, als sie die Maschinen der Lanze in der vergangenen Nacht hereingebracht hatten. Er hatte Sandersen aufgetragen, einen Befehl auszuhängen, der den regulären Arbeitsplan außer Kraft setzte und von der Aufforderung begleitet war, sich freiwillig für Wartungsarbeiten zu melden. Er hatte sich vorgestellt, daß er bereits mit der Arbeit an seinem Orion beschäftigt sein würde, wenn die Legionäre eintrafen. Theodore hatte gehofft, dies würde den Männern zeigen, daß er auf ihrer Seite und kein engstirniger Leuteschinder war. Er hatte auch gedacht, dies sei eine gute Methode, die Männer seines neuen Kommandos kennenzulernen.
In gewisser Weise hatte er recht gehabt, aber das, was er über seine Männer erfahren hatte, war eher traurig. Die Reihen der LegionsMechs standen stumm und vernachlässigt in ihren Abteilungen, ein erstarrter Karneval der Formen und Farben. Hier gab es keinen Stolz. Auch keine Disziplin.
Er ging zur nächsten Abteilung, wo Tomoes schwarzer Panther stand. Sie machte sich an einer Aktivatorkupplung im Fuß zu schaffen. Obwohl ihre gegenwärtige Pose sie nicht von ihrer besten Seite zeigte, war sie so hübsch wie eh und je. Und so anziehend. Als er ihren Hintern streichelte, fuhr sie nicht überrascht auf, sondern schlug einfach seine Hand weg.
»Hast du Kowalski gesehen?« fragte er.
»Ist schon länger her«, antwortete sie. »Ich glaube, er wollte ins Ersatzteillager und sich dort irgendein Teil besorgen.«
Theodore fragte sich, ob der Tech Glück haben würde. Die Akten, die Theodore während der Reise nach Marfik studiert hatte, belegten die trübe Nachschub- und Ersatzteilsituation der Legion. Er erinnerte sich an eine spezielle Klage, wonach die Beschaffungsabteilung die Legion scheinbar vergessen habe. Wenn diese Akten die Situation korrekt wiedergaben, dann würde Kowalski sein ganzes berühmtes Organisationstalent benötigen, um das zu bekommen, was er brauchte.
Theodore umfaßte Tomoes Hüften und zog sie aus dem düsteren Schatten des Panther-Fußes. »Wir haben für heute genug Zeit geopfert, besonders wenn man die viele Unterstützung bedenkt, die wir bekommen. Laß uns Schluß machen.«
Sie registrierte den leeren Hangar, und eine kleine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen. Ohne sich weiter darüber auszulassen, sagte sie: »Ich habe Hunger. Was ist mit dir?«
»Jetzt, wo du es sagst, ja. Laß uns die anderen beiden holen und in die Messe gehen. Vielleicht stoßen wir unterwegs auf Kowalski. Ich will aber nicht zu lange bleiben. Ich habe Hohiro versprochen, daß wir heute abend noch zu ihm kommen.«
Hohiro. Theodore erinnerte sich an die Trennung in der letzten Nacht. Der Junge war noch zu klein, um die Notwendigkeit einer Nachtlandung auf dem Raumhafen von Massingham und der anschließenden raschen Fahrt zu einem vorbereiteten, sicheren Haus zu begreifen, aber er war ein tapferer Soldat gewesen, als Theodore sich von ihm verabschiedet hatte. Der Junge war bereits an Trennungen von seinen geliebten, aber allzuoft abwesenden Eltern gewöhnt. Zumindest war es Tomoe möglich gewesen, fast das gesamte erste Jahr nach seiner Geburt mit ihm zusammen zu verbringen. Die Täuschungsmanöver waren kompliziert, aber mit Hilfe des O5S und einigen Gefälligkeiten von Subhash Indrahar schafften sie es, die Existenz des Jungen geheimzuhalten.
Theodore drückte die Hand seiner Frau, bevor sie zur nächsten Abteilung gingen. Sein Gruß wurde vom künstlichen Lächeln Ben Tournevilles erwidert. Theodore lächelte zurück, als wüßte er nicht, daß der Mann ein Feind war, ein Spion des Koordinators. Tourneville stellte auch weiterhin die größte
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