BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
gespielter Verärgerung eine Grimasse, aus der Theodore schloß, daß Ninyu davon ausging, die anderen wüßten dies bereits. »Du wirst feststellen, daß noch mehr Leute von der ISA hier sind«, sagte er. »Beobachten die Unzufriedenen und sich selber.«
»Wir wollten doch in die Messe«, erinnerte sie Sandersen, der seinen Bauch tätschelte.
»Ein Mann, der seine Gedanken auf das Wesentliche konzentriert«, lachte Ninyu. »Dann kommt mit. Ich zeige euch den Weg. Ich will doch nicht, daß ihr Fremdlinge euch unterwegs verirrt, bevor ihr den erbärmlichsten Haufen Abschaum und den miesesten Fraß im ganzen Kombinat kennengelernt habt.«
Theodore war froh, Ninyu als Führer zu haben. Im Tageslicht schien die Ansammlung von Baracken nicht den Satellitenfotos zu entsprechen, die er studiert hatte. Der Weg zur Messe war dankenswerterweise kurz. Sandersens andauernde Nörgelei über den Mangel an Essen wurde langsam langweilig.
Die Messe war überfüllt, die Verbindung von Lärm und Qualm gab ihr den Anstrich einer schäbigen Kantine auf irgendeinem Hinterwäldlerplaneten. Die meisten der Männer und Frauen saßen bereits, viele hatten ihr Essen fast verzehrt. Theodore fragte sich, was sie wohl den ganzen Tag über gemacht hatten.
Das Anstehen in der Schlange vor der Essensausgabe war frustrierend. Die Küchenangestellten und diejenigen, die vor ihnen in der Schlange standen, begegneten Theodores Versuchen, kameradschaftlich zu sein, mit kaum verhohlener Feindseligkeit und beantworteten seine Fragen so einsilbig wie möglich und mit dem unbedingten Minimum an Höflichkeit. Bemerkungen wurden in der mürrischen Atmosphäre einfach übergangen.
»Was ist hier eigentlich los?« fragte Theodore Ninyu leise, als sie die Schlange verließen.
»Du bist neu hier, eine unbekannte Größe. Sie wissen nur, was sie gehört haben, und die meisten glauben, daß du ein Muttersöhnchen bist, eine Schande für den Drachen. Zwar geben die meisten hier keinen Furz auf den Drachen, aber sie haben auch nichts für Papas kleine Jungen übrig. Du hast hier einen Kessel mit kochendem Wasser, du Hitzkopf. Nun sieh mal zu, wie du dir damit Tee machst.«
Ninyu trennte sich von ihm und suchte sich einen Platz an einem der überfüllten Tische.
Theodore entdeckte zwei freie Plätze und machte Tomoe darauf aufmerksam. Sie stellten ihre Tabletts ab und setzten sich, während ihre neuen Tischnachbarn vielsagende Blicke wechselten.
»Ich habe plötzlich gar keinen Hunger mehr«, verkündete eine blaßgesichtige Frau, während sie mit ihrem noch halb vollen Tablett aufstand. Die anderen am Tisch grunzten zustimmend, und einen Augenblick später saßen Theodore und Tomoe allein an dem Tisch.
Zwei Tische weiter stand ein Mann auf und sagte etwas zu seinen Kumpanen. Derbes Gelächter begleitete ihn auf seinem Weg zu ihrem Tisch.
»Das Begrüßungskomitee«, flüsterte Tomoe.
»Laß mich das regeln.«
Der Mann, der sich ihnen näherte, war über zwei Meter groß und schwer mit Muskeln bepackt. Trotz der Tatsache, daß der Bursche eine abgetragene MechKrieger-Jacke trug, konnte Theodore nicht recht glauben, daß der massige Körper dieses Mannes in das enge Cockpit eines BattleMechs paßte. Seine untere Gesichtshälfte war mit schwarzen, borstigen Bartstoppeln bedeckt, abgesehen von einer Linie, die vom Kinn bis zur Schläfe verlief. Die Narbe hob sich weiß von seiner dunklen Hautfarbe ab und trug nicht dazu bei, seinen finsteren Gesichtsausdruck zu verschönen. Dieser Ausdruck war ganz offensichtlich sorgfältig kultiviert worden, wie der goldene Stecker in seinem linken Nasenflügel und die blutrote Scharackifeder, die an seinem rechten Ohr baumelte, belegten.
»Olivares ist mein Name«, sagte der Mann mit einer Stimme, die ganz tief aus dem Bauch und durch die faßförmige Brust zu kommen schien, um dann aus seinem vollippigen Mund zu quellen. Er ließ sein Tablett auf den Tisch poltern, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Sho-sa Esau Olivares. Ich bin hier der Boss. Wenn du mit mir klarkommst, dann kommst du auch mit denen da klar.«
»Ich hatte eigentlich den Eindruck, daß ich das Kommando über dieses Regiment habe.«
»Jetzt hör mal gut zu, Bubi. Wir sind hier an der Front. Die Elsies könnten jederzeit hier reinplatzen. Wenn uns SteinerMechs auf den Kopf fallen, haben wir keine Zeit für einen Akademiejüngling, der noch feucht hinter den Ohren ist und uns im Weg rumsteht. Ich kämpfe seit zehn Jahren gegen die Elsies. Ich kenn die
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