BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
ihm, daß er die Gefühlsregung mitbekommen hatte und zufrieden war, diese Reaktion provoziert zu haben. Es stimmte, daß Theodore Tai-sa Sanada erschossen hatte, aber das war die impulsive Lösung eines Problems gewesen, aber kein vorsätzlicher Mord. Außerdem war Sanada ein gefährlicher, unfähiger Kommandeur gewesen, der seine persönliche Eitelkeit und Ehre über die Bedürfnisse des Kombinats gestellt hatte.
»Das war etwas anderes. Tomoe hatte mir kurz vor der Besprechung mit den Generälen erzählt, daß Sanada ein Günstling von Kriegsherr Tscherenkow sei. Der fette Schwachkopf ist vielleicht ein unmöglicher Kerl, aber er ist immerhin Kriegsherr und deshalb sehr gefährlich. Er hätte meinem Invasionsplan nie zugestimmt. Tscherenkow würde die Operation Contagion schon allein deshalb zunichte machen, um mich zu verärgern. Es würde ihm ein Vergnügen sein, jemanden zu belohnen, der ihm dabei behilflich gewesen wäre, mir das Leben schwerer zu machen. Gleich und gleich gesellt sich gern, vermute ich. Die Sache ist zu wichtig. Ich kann nicht zulassen, daß die Invasion von Skye wegen des kleinlichen Wunsches eines Mannes ins Stocken gerät, sich für eine eingebildete Beleidigung zu rächen, oder weil er sich beim Koordinator lieb Kind machen will. Wenn Tscherenkow von den Truppen erfährt, die wir versammelt haben, wird er Befehl geben, mich aufzuhalten. Er wird unsere Truppen verlegen und die Sprungschiffe für weniger wichtige Aufgaben requirieren. Der Kriegsherr steuert einen Kurs der gefährlichen Trägheit. Er will abwarten und auf Davion herumhacken, wie er das schon seit Jahren tut. Manchmal frage ich mich, ob ihm überhaupt klar ist, daß wir uns tatsächlich im Krieg befinden. Wie kann mein Vater nur zulassen, daß Tscherenkow weiterhin die Kontrolle über Dieron behält?« Theodores Stimme hatte sich im Laufe seiner Rede erhoben, sein lange gezügelter Ärger und seine Frustration machten sich Luft. Er fing sich und machte eine kurze Pause, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, bevor er schließlich fortfuhr. »Das Kombinat braucht diesen Angriff. Wir müssen gegen Steiner zurückschlagen. Dieser Gedanke hat bei der Besprechung die ganze Zeit an mir genagt. Wir haben ganz offen über die Pläne diskutiert. Sanada hat gut zugehört und sich sorgfältig Notizen gemacht. Ich wußte, ein guter Offizier würde dies tun, um sich anständig vorzubereiten, aber ich hatte den Verdacht, sein wirkliches Motiv war der Wunsch, Beweise für Tscherenkow zusammenzutragen. Konnte ich zulassen, daß ein egoistischer Schwachkopf die Chancen des Kombinats zunichte macht? Ich hatte vorgehabt, Sanada vor den anderen Offizieren in Verlegenheit zu bringen, indem ich seine Handlungsweise beim Jinjiro-Thorsen-Zwischenfall offen ablehnte. Ich dachte, das könnte ihn vielleicht zur Räson bringen, ihn dazu zwingen, seine selbstsüchtige Art abzulegen. Aber dann sah ich den Ausdruck auf seinem Gesicht, als Thorson hereinkam. Ich konnte seine Verachtung und seinen Haß deutlich spüren, und mir wurde klar, daß ihn die öffentliche Zurschaustellung meiner Unzufriedenheit mit ihm nur den letzten Anstoß geben und ihn vollständig in Tscherenkows Lager treiben würde. Ich hatte keinen Zweifel, daß Sanada sofort nach der Besprechung direkt zum Kriegsherrn marschieren würde, und der hätte die Invasion und damit die beste Chance des Kombinats verhindert, die Steinerangriffe zu stoppen. Sanada zu erschießen, war die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen ist, um das zu verhindern.«
»Spar dir die Rechtfertigungen. Ich habe nie gesagt, ich wäre nicht einverstanden mit dem gewesen, was du getan hast. Dadurch, daß du Sanada erschossen hast, haben sich deine Ängste auf die anderen Generäle übertragen. Das ist gut. Niemand hat mit dem Kriegsherrn gesprochen, und mit der Landung auf Dromini VI stecken sie zu tief mit drin, um es jetzt noch zu versuchen. Sie werden zu dir halten.«
»Ich will sie gar nicht auf meiner Seite haben. Ich will sie auf der Seite des Kombinats haben.«
»Das ist dasselbe.«
»Ich bin noch nicht Koordinator.«
»Das ist nur eine Frage der Zeit.«
»Würdest du meinen Vater töten, um deinen Vorstellungen davon, was der Drache braucht, zu dienen?«
Ninyu zuckte die Achseln.
Erschüttert durch die zweideutige Antwort seines Freundes stand Theodore auf. Er wollte allein sein.
Ninyu schloß einfach die Augen und ignorierte die Andeutung, den Raum zu verlassen. Verärgert ging Theodore ins
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