BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
eines Wolfes, der ein Reh durch tiefen Schnee staksen sieht. »Ulric ist der Khan, auf den wir den größten Einfluß haben. Er hat enger als jeder andere Khan mit uns zusammengearbeitet, und er war erfolgreich. Die Nebelparder und Jadefalken werden vor dieser Versammlung auf harte Gegenwehr an ihren Fronten stoßen. Ein harter Kampf - oder schlimmer noch, eine Niederlage - wird ihr Ansehen senken und Ulrics Macht stärken.
Wenn wir Haus Davion oder Haus Kurita helfen, riskieren wir, entdeckt und von den Clans bestraft zu werden. Das würde unseren Einfluß auf den kooperationswilligsten und potentiell mächtigsten Khan kosten. Und ich bin sicher, ihr stimmt mir zu, daß es dumm wäre, die Chance zu opfern, die Clans gegen unseren verhaßtesten Gegner zu lenken: Hanse Davion.«
Sein Gesichtsausdruck verhieß alles andere als totale Zustimmung, aber Everson neigte den Kopf. »Ich ziehe den Antrag zurück, aber ich wünschte, meine Kollegen würden zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, unseren Landsleuten bei ihrem Krieg gegen die fremden Invasoren beizustehen. Natürlich gingen wir ein hohes Risiko ein, wenn wir beide Seiten gegeneinander ausspielen, aber es erscheint mir noch riskanter, darauf zu bauen, daß wir eines Tages in der Lage sein werden, Khan Ulric zu kontrollieren. Es wäre eine weise Vorsichtsmaßnahme, zumindest das Fundament zu bereiten, auf dem aufbauend wir den Nachfolgerstaaten gegen die Invasoren helfen können.«
Myndo beobachtete Sharilar, während Everson sprach. Als die schlanke Orientalin zustimmend nickte, stellte Myndo fest, daß sie seinen Vorschlag in anderem Licht sah. Ich finde, dein Rat ergibt einen Sinn. Außerdem würde das Erscheinen von ComStar-Truppen, die das Schlachtenglück zum Vorteil der Nachfolgerstaaten wenden, uns mehr guten Willen - öffentlich wie privat - eintragen als die simple Rolle des Informanten. Ich werde es in Erwägung ziehen.«
Sie lächelte den versammelten Mitgliedern des Ersten Bereichs zuversichtlich zu. »Seid versichert, Kollegen, was auch immer geschieht, ComStar wird unbeschadet aus diesem Konflikt hervorgehen und Jerome Blakes Traum einer vereinten Menschheit erfüllen.«
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Sprungschiff Höhlenwolf, Angriffsorbit, Engadin VII Provinz Radstadt, Freie Republik Rasalhaag
31. August 3050
Noch bevor er das scharfe Einatmen vernahm, wußte Phelan Kell, daß sie es war, die durch die Tür der Krankenstation getreten war.
Er hatte diese Szene in unruhigen Träumen immer wieder durchlebt, aber als er sie hörte und dann in dem kleinen Handspiegel an seinem Bett sah, vergaß er alles, was er sich zurechtgelegt hatte. Wie kann ich noch immer etwas für eine Frau empfinden, die mich betrogen hat und jetzt herkommt, um sich an meinem Unglück zu weiden?
Der Ausdruck von Schmerz in ihrem Gesicht drückte mehr aus als nur den Schrecken über den Zustand seines Rückens, aber er konnte nicht erkennen, worum es sich noch handelte. Von seinen Untersuchungen mit Hilfe des Spiegels in seiner Linken wußte Phelan, daß Vlad ganze Arbeit geleistet hatte. Irgendwann hatte Vlad die Fassade, Informationen aus ihm herauszuholen, aufgegeben und ihn in seiner Wut nur noch geprügelt. Die Peitsche hatte sich wie ein Blitzstrahl um Brust und Bauch gelegt, aber die wunden Narben und Prellungen dort waren nichts im Vergleich zu dem brutalen Mosaik seines Rückens.
»Freigeboren! O Phelan ...« Sie streckte die Hände aus, dann zog sie sie erschüttert zurück. »Wie muß das schmerzen . . . «
Phelan wollte die Achseln zucken, aber die gepeinigten Nerven entlang des gesamten Rückgrats revoltierten. Er biß die Zähne zusammen, dann atmete er keuchend durch. »Ja, das tut es. Aber ich werde es überleben. «
Sie wich seinem Blick im Spiegel aus und schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie etwas so ... so Barbarisches gesehen.«
»Ich nehme an, der Khan wird mich verkaufen.« Phelan lachte bitter. »Ein Leibeigener, leicht beschädigt. Gegen Surat oder Gebot.«
Rannas Kopf zuckte hoch, aber Phelan ließ den Spiegel auf das Kissen fallen. »Was ist los? Warum greifst du mich an?«
Ihre im Tonfall verwirrter Unschuld gestellte Frage schockierte ihn. Wie kann sie das fragen, nachdem sie mit Vlad gevögelt hat? Hat sie gedacht, ich wüßte nichts davon? Teufel, sie hat gehört, wie ich es ihm beschrieben habe. Hat sie gedacht, es sei mir gleichgültig?
Phelan atmete langsam und vorsichtig ein. »Tut mir leid. Ich habe nur etwas dagegen, benutzt zu werden. Ich dachte,
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