BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
Schiffsrumpf verankerten BattleMechs.
Die LSR-Salve, mit der sie sich ankündigte, erschütterten einen der beiden Mechs schwer. Die Explosionen rissen die Kampfmaschine von den breiten, flachen Füßen und warfen sie gegen die solide Schluchtwand. Mit wild um sich schlagenden Gliedmaßen prallte der Mech ab und trieb hinaus ins All. Irgend etwas explodierte an seiner Schulter. Blaue Funken spielten über seinen gesamten Rumpf, als er nach oben aus Tyras Blickfeld verschwand.
Der zweite Mech blieb auf seinem Posten. Ihr Computer informierte sie, daß der BattleMech bereits bei Anikas Angriff beschädigt worden war, aber irgendwie war ihr das gleichgültig. Es interessiert mich nicht, was du hast, oder in welchem Zustand du bist - du gehörst mir. Für Nik und Phelan und alle die Drakoner, die auf Rasalhaag gefallen sind. Ohne sich dessen bewußt zu werden, starrte sie geradewegs auf die Mitte des breiten Mechtorsos. Sie ignorierte das unmittelbar über ihren Kopf zuckende PPK-Feuer und deckte den Mech mit allem ein, was ihr Jäger aufzubieten hatte.
Die Strahlbahnen der drei Laser trafen an einem Punkt auf der Brustpartie des BattleMechs zusammen. Aus dem von ihnen aufgerissenen, leuchtenden Loch flogen Panzerstücke und Teile der internen Struktur. Die Wärmesilhouette des Mechs war grell wie eine Supernova. Eine interne Detonation beulte den schlanken Torso aus zu dem eines alten Mannes, dann schnitten goldene Feuerkrallen durch seine Taille. Die obere Hälfte der Maschine verdampfte in der Glut des Fusionsreaktors, und ihre Beine flogen davon und prallten als Querschläger durch die Schlucht.
Tyra zog den Shilone hoch, um dem Feuerball zu entkommen und stieg geradewegs in die KSR-Salve eines Landungsschiffes. Die Raketen explodierten auf ihrem Cockpit, und das grelle Licht nahm ihr die Sicht. Der Schock schüttelte sie nicht minder durch, als die Detonationen es mit ihrer Maschine getan hatten, aber sie zwang sich, ihn zu ignorieren, bis sie ihren Jäger wieder unter Kontrolle hatte. Sie schaltete die Nachbrenner ein und warf die Maschine in eine lange Spirale, die sie in Richtung Sprungschiffbug davontrug.
»Tyra! Tyra!«
Das Drängen in Anikas Stimme riß Tyra zurück in die Wirklichkeit. Mein Gott, mitten in einer Schlacht so weggetreten ... Ich muß schwer getroffen sein. Sie spürte einen Druck um ihren rechten Ellbogen und über ihrem Brustkorb, aber es dauerte etwas, bis ihr klar wurde, daß er durch ihren Raumanzug verursacht wurde, der ein Leck abdichtete. Plötzlich drang das Heulen der Warnsirenen in ihr Bewußtsein, und als sie den Hauptschirm in Fokus brachte, sah sie, daß ihr Cockpit aufgebrochen war. Sie hob die linke Hand an die rechte Schulter, wo sie etwas sehr Hartes berührte, und zog sich blutverschmiert zurück.
»Tyra, sprich mit mir!«
»Ich bin hier, Nik, Wie geht es dir?«
»Schaltkreisüberladung durch PPK-Treffer. Mein Triebwerk ist ausgefallen, und bis jetzt konnte ich es nicht wieder starten. Ich werde es ganz abschalten und die Maschine neu starten. Aber das ist nicht so wichtig. Wie geht es dir?«
»Ich bin getroffen, Nik. Es ist ziemlich schlimm.« Tyra schluckte den Kloß in ihrem Hals. »Ich liebe dich. Ich bin froh, daß du mir nicht folgen kannst.«
»Nein, Tyra. Mach keine Dummheiten! Bring deine Maschine hier rüber! Ich kann dir helfen.«
»Dazu ist es zu spät, Nik. Wenn du meinen Vater siehst, sag ihm, er kann stolz auf mich sein.« Tyra schaltete das Funkgerät ab und warf den Shilone nach vorne. Sie legte zwei Sicherheitsschalter um. Der erste brachte die Sirenen zum Verstummen, der zweite schaltete alle Hemmschaltungen der Triebwerke ab. Diese Maschinen haben weit mehr Schubkraft, als ein Mensch aushalten kann. Bei voller Leistung verliert der Pilot das Bewußtsein, aber das macht ja jetzt auch nichts mehr aus, oder?
Sie lachte laut auf. Der Klang gefiel ihr. So frei habe ich mich nicht mehrgefühlt, seit Phelan Günzburg verlassen hat. Wie passend. Ich werde bald bei ihm sein.
Sie senkte den Bug des Shilone, ließ die Maschine vornüberkippen und rollte sie herum, um die Brücke des Sprungschiffes auf ihrem Sichtschirm näher kommen zu sehen. Das ist das Ende. Der Eiserne Jarl bringt ein weiteres Opfer für Rasalhaag. Sie trat beide Vollschubpedale bis zum Anschlag durch, flog schneller als je ein Mensch zuvor und hielt den Shilone exakt auf Kurs.#
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Sprungschiff Höhlenwolf, Nadirsprungpunkt, Radstadt Provinz Radstadt, Freie Republik Rasalhaag
31. Oktober
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