BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
ihre Ausrüstung vor, während Phelan den Anzug anlegte und an Hand- und Fußgelenken verschloß. Sie sind so darauf trainiert, Befehle auszuführen, daß sie mir gehorchen, weil ich das Kommando übernommen habe. Ich weiß, ich werde dafür bezahlen müssen, wenn die Krise vorbei ist, aber vielleicht akzeptieren sie meine Entschuldigung, daß ich als Leibeigener besorgt um meinen Meister war. Er setzte den Kugelhelm auf, der in die Halskrause einrastete. Jemand half ihm in Stiefel und Handschuhe, dann schrie der Tech am Türschloß erstaunt auf.
Die Türen zur Brücke glitten auf. Aus einer grauen Rauchwolke stolperten zwei Schwerverbrannte. Noch bevor sie ganz aus der Tür waren, hatten sie die MedTechs schon mit Schmerzmitteln versorgt und führten sie den Gang hinab. Phelan griff sich zwei Sauerstofftanks und ging in die Knie. Sobald die Verletzten aus dem Weg waren, kroch er unter dem sich schnell auflösenden Rauch auf die Brücke.
Was immer uns getroffen hat, war groß oder schnell wenn nicht beides! Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hatten sich die Arbeitsplätze losgerissen und waren in Richtung des Innenschotts geflogen. Unter verbogenen Trümmern sah Phelan Arme und Beine hervorragen, aber die Blutlachen und -rinnsale unter den Metallteilen machten deutlich, daß es für die Menschen unter ihnen keine Rettung mehr gab. Andere lagen über das verwüstete Deck verstreut, manche bewegten sich schwach, aber Phelan ignorierte sie und suchte weiter.
Als ich ihn das letztemal gesehen habe, stand er im Holotank. Als Phelan sich den eingestürzten Wänden der Anzeigeeinheit näherte, wurde der Qualm lichter; er sah jetzt das Loch im Rumpf. Es lag oberhalb und etwas rechts vom Hauptsichtschirm und hatte etwa die Größe einer geballten Mechfaust. Spitze Metallzacken ragten ins Innere der Brücke, aber sie waren auf keinen Fall groß genug, um das Loch auszufüllen. Ein Hagel von Bruchstücken muß bei dem Aufprall die Brücke bombardiert haben. Was, zum Teufel, kann das gewesen sein?
Durch den Rumpf verlaufende Leitungen pumpten eine teerartige Substanz über das Leck und verschlossen das Loch mit einem schwarzglänzenden Vorhang. Etwas von der dunklen Flüssigkeit tropfte an der Rumpfinnenseite herab und verfärbte die Wand, aber der größte Teil legte sich auf die schon vorhandene Schicht und erhöhte deren Dicke. Phelan sah, wie der Sog des Vakuums die Dichtung spannte, und für einen Moment kam Panik in ihm auf. Er war sich klar darüber, daß er und die anderen ins Weltall hinausgesogen würden, sollte das Material nachgeben. Er sah sich um und schüttelte den Kopf.
Offensichtlich waren bereits alle, die nicht durch Trümmer festgehalten worden waren, hinausgeschleudert worden, bevor das Loch versiegelt werden konnte. Auch wenn die Chance minimal war, Phelan würde Ulric finden.
Die Stimme des ReparaturTechs drang besorgt aus dem Funkgerät. »Beeilung, Leute. Die Dichtung steht unter enormer Belastung. Ich weiß nicht, wie lange das stravag Ding noch hält.«
Phelan warf ihm einen schnellen Blick über die Schulter zu. »Wie wäre es mal mit guten Nachrichten?«
Der Tech schüttelte den Kopf. »Das waren die guten Nachrichten, Leibeigener.«
Als er die Überreste des Holotanks erreicht hatte, entdeckte Phelan eine Höhle im untersten der gebogenen Panele.
Vielleicht . . . Er sank auf die Knie und kroch hinein. Mit dem Scheinwerfer am rechten Unterarm vertrieb er die Dunkelheit und starrte auf den Khan.
Stravag! Er braucht Luft. Phelan legte die Maske eines seiner Sauerstoffgeräte über Ulrics aschfahles Gesicht. So vorsichtig wie möglich leuchtete er den Körper des Khan ab, um nach weiteren Verletzungen außer der Schnittwunde auf der Wange zu suchen. Keine mehrfachen Knochenbrüche und nichts, was ihn einklemmt. Mal sehen, ob ich ihn bewegen kann.
Der Söldner packte den Khan des Wolfsclans unter den Achseln und zog. Als sich der Körper des Khan bewegte, fühlte Phelan, wie Leben in die Glieder des Mannes kam. Ulric öffnete die Augen und blinzelte in das grelle Licht des Scheinwerfers.
Er hob die Arme und packte Phelan knapp oberhalb der Ellbogen. Während er sich auf den Söldner stützte, zog sich der Khan aus dem Holotank ins Freie. Er versuchte aufzustehen, aber seine Knie gaben sofort nach, so daß Phelan ihn auffangen mußte.
Der Söldner winkte zwei der weißgekleideten Sanitäter heran. »Das ist der Khan. Schafft ihn hier raus!«
Plötzlich gellten die Lautsprecher in seinem Helm auf.
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