BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
verzerrte sich zu überlappenden Scheiben, von denen die Schwärze des Leerraums weißgetüncht wurde. Gleichzeitig hatte Phelan das Gefühl, er und das;, ganze Schiff würden erst auf zwei Dimensionen reduziert, dann auf eine einzige, schließlich auf gar keine. Einen Augenblick lang, der zu kurz war, um ihn zu bemerken, aber zu lang, um ihn zu ignorieren, wußte er, alles, weil er eins mit der Wirklichkeit war.
Dann entfaltete sich das Universum wieder, gab ihm Leben und Identität zurück. Kaum eine Sekunde war vergangen, seit der Sprung eingeleitet worden war, aber die Höhlenwolf hatte über acht Parsek zurückgelegt. Sie materialisierte am Nadirsprungpunkt, und die Sonne Radstadts schien auf sie herab.
Durch das Bullauge sah Phelan ein anderes Sprungschiff materialisieren, dann ein weiteres. Die anderen Khans treffen pünktlich ein, dachte er, als mehr und mehr Sprungschiffe auftauchten. Moment! Das sind keine Clan-Schiffe. Gott im Himmel, was geht hier vor?
Warnsirenen gellten durch das Schiff. Schutzplatten schoben sich irisartig vor das Sichtfenster und schnitten dem Söldner den Blick auf den Weltall um die Höhlenwolf ab. Phelan schlug auf die Schnalle seines Sicherheitsgurts und drehte sich um. Unter ihm sprinteten die Besatzungsmitglieder auf die Gefechtsstationen. Vlad setzte sich an eine Ortungsstation an der Steuerbordwand der Brücke. Der Holotank um Ulric füllte sich mit zahllosen großen und kleinen Raumschiffen, und der beim Bieten benutzte Bildschirm hoch an der Wand erwachte mit einer Aufzählung der verfügbaren Streitkräfte zum Leben. Darunter erschien in einem kleinen Kasten an der Unterkante des Schirms eine Aufzählung der gegen die Höhlenwolf angetretenen Einheiten. Die Liste lief über den Rand des Schirms weiter, aber blinkte immer wieder auf, weil die Sensoren unablässig weitere Einheiten entdeckten.
Phelan schaute den alten Mann neben sich an. »Wir sind in einen Hinterhalt geraten.«
»Einen Hinterhalt der anderen Clans?«
Der Söldner zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht«, knurrte Phelan. »Aber eines weiß ich: Heute werden wir herausfinden, ob die Wölfe wirklich so gut sind, wie sie zu sein scheinen.«
40
Nadirsprungpunkt, Radstadt
Provinz Radstadt, Freie Republik Rasalhaag
31. Oktober 3050
Die Sirene in der Wand unmittelbar über ihrer Koje auf der Korp heulte auf, kaum daß die letzte Übelkeitswelle des Sprungs über Tyra Miraborg verebbt war. Was, zum Teufel? Wir springen jetzt seit zwei Monaten zwischen unbewohnten Systemen hin und her. Es ist unmöglich, daß uns jemand gefolgt ist oder unsere Ankunft über Radstadt vorhersehen konnte! Wenn irgend so ein Idiot meint, wir bräuchten eine Übung, hole ich mir seinen Kopf!
Sie sprang auf die Beine, dann lehnte sie sich schwer an die Schottwand, weil sich alles um sie zu drehen schien. Sie schluckte schwer und schüttelte den Kopf. Als das Schwindelgefühl nachließ, zog sie die Spindtür auf und stieg in ihre rote Flugmontur. Sie zog den Reißverschluß des Overalls zu, schloß die Velcroverschlüsse an den Handgelenken und stieg in Flugstiefel, die sich automatisch um ihre Knöchel schlossen. Sie nahm die Handschuhe, trat in den Gang und zog die Kabinentür hinter sich zu.
Alle Drakonerpiloten rannten zu den Heckhangars des Landungsschiffes. Tyra benutzte eine Wartungsleiter, weil sie am Lift zu den beiden oberen Startdecks ein Knäuel ihrer Kameraden bemerkte. Eine Etage höher schwang sie sich los und taumelte zu Boden, als sich die Korp vom Sprungschiff löste, das sie hierher gebracht hatte. Die Triebwerke des Landungsschiffes ließen den Rumpf erbeben und füllten das Schiff mit einem tiefen Vibrieren.
Tyra richtete sich hastig auf und rannte hinüber zu ihrem wartenden Shilone. Sie stieg ins Cockpit, zog den Neurohelm über und steckte sein Kabel in eine Buchse neben ihrer linken Schulter. Während sie sich noch bemühte, die Sicherheitsgurte anzulegen und über der Brust zu schließen, drang der Klang einer laufenden Lagebesprechung aus den Helmlautsprechern.
»Es befinden sich bereits vier - ich wiederhole: vier Sprungschiffe der Invasoren im System. Eines davon hat die Größe ihrer Planetenkiller. Die drei anderen sind kleiner. Das große muß ihr Flaggschiff sein. Es ist das Primärziel der Flotte ...«
Klasse, wirklich Klasse. Auf Rasalhaag, als wir alle in Topform waren, durften wir nicht gegen sie kämpfen. Wir mußten warten, bis zwei Monate Versteckspiel im Leerraum uns alle so richtig schön
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