BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
gegenübersehen, und dessen wahre Ausmaße vielleicht nur die Dragoner kennen.
Aber bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen meinen neuen Stellvertreter vorstellen.« Mit einer Hand deutete Wolf auf den jungen Mann, der einige Schritte hinter ihm stand. »Einige von Ihnen kennen ihn bereits als Major Darnell Winningham. Sein wahrer Name lautet MacKenzie Wolf, und er ist mein Sohn. Er tritt an die Stelle Natascha Kerenskys.«
Wolf wartete, bis die geraunten Reaktionen auf seine Erklärung wie eine Woge aufgebrandet und wieder verebbt waren, bevor er weitersprach. »Wie Sie alle wissen, wurde die Innere Sphäre im letzten Jahr von einem Gegner überfallen, der über BattleMechs von ungeheurer Kampfkraft verfügt. Vor kurzem konnten die Streitkräfte des Vereinigten Commonwealths und des Draconis-Kombinats bescheidene Erfolge gegen diese Invasoren erringen. Nach Monaten fehlgeschlagener Versuche konnten sie den Eindringlingen endlich eine Niederlage beibringen. Seither haben die Invasoren sich allem Anschein nach auf die bereits eroberten Planeten zurückgezogen.«
Jemand rief: »Weil wir ihnen in den Arsch getreten haben!« Victor konnte die Stimme nicht identifizieren, aber er fühlte, wie der trotzige Chor der Zustimmung ihn mitriß. Wir haben sie hart getroffen.
Wolf schüttelte den Kopf. »Sie können doch nicht wirklich glauben, daß ein solcher Gegner sich von leichten Rückschlägen beeindrucken läßt? Sie haben sich zurückgezogen, weil sich eine einzelne Rasalhaager Pilotin geopfert und ihren Shilone in das Flaggschiff der Invasoren gesteuert hat. Sie hat zumindest den Anführer der Invasion getötet und damit die Befehlsstruktur der feindlichen Streitkräfte gestört. Hätte sie das Schiff nur zehn Meter höher, tiefer, weiter rechts oder links getroffen, würden die Invasoren heute noch ebenso unaufhaltsam vorrücken.
Wenn Sie so naiv sind zu glauben, zwei kleine Siege und ein Glückstreffer einer tapferen Pilotin würden ausreichen, diese Invasoren zurückzuschlagen, stehen unsere Erfolgschancen in diesem Krieg sehr schlecht.«
»Unsere Chancen?« Das war Romano Liaos Stimme. »Natürlich! Ich wußte es die ganze Zeit!« Sie lachte triumphierend. »Sie haben nur darauf gewartet, daß unsere Truppen die Invasoren abschätzen. Jetzt werden Wolfs Dragoner aus ihrem Bau kommen und in die Schlacht ziehen.«
Sie sah zu Jaime Wolf auf. »Ihre Truppen sind die gefürchtetsten Söldner der Inneren Sphäre. Mit Ihrer Hilfe werden wir diese randwärtigen Renegaten in die Flucht schlagen.«
Wolf schnitt ihr mit hartem Blick das Wort ab. »Ich befürchte, Sie sehen das falsch, Madam Kanzlerin. Die Feinde, denen wir uns gegenübersehen, sind weder Renegaten noch Banditen. Die Invasoren werden zurückkehren, wahrscheinlich in weniger als einem Jahr. Wir müssen uns darauf vorbereiten, ihnen mit allem zu begegnen, was wir aufzubieten haben, denn bisher haben wir nur eine kleine Kostprobe ihrer Stärke bekommen.«
Wolfs Stimme und Miene waren grimmig. »Nach Radstadt und dem Tod ihres Kriegsfürsten werden sie mit voller Gewalt angreifen. Sie werden keine Gnade erwarten oder gewähren. Meine Damen und Herren, wir erleben möglicherweise die letzten Tage der Inneren Sphäre.«
EPILOG
DER NAME DER BESTIE
Sprungschiff Höhlenwolf, Transferorbit Rasalhaag, Okkupationszone des Wolfclans
12. Januar 3051
Als Phelan Kell den kleinen Beiboothangar der Höhlen wolf betrat, hatte er keine Schwierigkeiten, den Präzentor Martialum in der wogenden Menge gelber Roben der ComStar-Akoluthen zu finden, die sein Gepäck verstauten. Er schob sich zwischen ihnen hindurch und reichte dem Einäugigen die Hand. »Ich habe gerade erst erfahren, daß Sie abreisen.«
Anastasius Focht schüttelte Phelan freundschaftlich die Hand. »Ja. Ulric fand, es sei besser so. Er sagte, ich wäre nicht willkommen dort, wohin der Clan reist.« Er gab die Hand des Söldners frei, dann lächelte er ihn fragend an. »Was wird aus Ihnen? Haben Sie schon etwas über die Untersuchung Ihres Verhaltens während des Angriffs gehört?«
Der Kell Hound schüttelte den Kopf. »Nein. Seit der Schlacht um Radstadt erfahre ich praktisch nichts mehr, aber möglicherweise haben wichtigere Dinge Vorrang. Ich hatte den Eindruck, die Nebelparder wollten Radstadt einäschern, weil Überlebende der Rasalhaag-Flotte dort hätten Zuflucht gesucht haben können.«
Focht nickte zustimmend, dann führte er Phelan von den übrigen ComStar-Angehörigen fort. »Ulric hat gesagt, die
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