BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
aufrecht halten.
Noch bevor der Schütze ihn wieder angreifen konnte, brachte Kai einen Hügel zwischen sich und die feindliche Truppe. Eine schnelle Überprüfung der Schäden erbrachte, daß er über die Hälfte der Rückenpanzerung verloren hatte, aber dieses Problem tat er fast augenblicklich ab. Wenn ich einem Gegner gestatte, in meinen Rücken zu kommen, verdiene ich den Tod. Verflucht sollst du sein, Sun-Tzu. Es muß doch eine Möglichkeit geben. Die Funkanlage. Er wußte, daß die Dragoner während der Prüfungen Störsender einsetzten, aber er fragte sich, ob sie die Sender jetzt, da Kai allein war, abschalten würden. Er schaltete das Funkgerät auf die taktische Frequenz, über die sich die Schüler vor dem Kampf unterhalten hatten. Ein bis ins Mark dringendes Kreischen schnitt durch die Lautsprecher des Neurohelms, brach dann jedoch abrupt ab.
Er lächelte, als er den Daishi ans Ende eines kleinen Tales bewegte und zurück nach Norden, in Richtung seiner Gegner, marschierte. Schnell gab er einen Frequenzbefehl in den Computer und strahlte einen Standardcode ab. Wenn sie nicht alles stören, könnte das funktionieren. Er betätigte die Eingabetaste.
Der Sekundärmonitor blitzte zweimal auf. Beim erstenmal verschwanden die Umrisse des Totschläger, beim zweitenmal traten die Satellitendaten der seismischen Sensoren des Gebietes auf den Schirm. Kai vergrößerte das Bild mehrmals, bis er ein etwa zwei Kilometer durchmessendes Gebiet sah, das mehr oder weniger auf ihn zentriert war. Er wies den Computer an, seismische Aktivität anzuzeigen und stellte den Schwellenwert auf 0,01 der Richterskala ein. Er lachte laut auf, als der Computer sechs Quadrate auf den Schirm zeichnete und mit ihren Richterwerten versah.
Er arbeitete sich weiter nach Norden vor. Soweit er es aus den Richterwerten erkennen konnte, waren der Kampftitan und einer von Sun-Tzus Gegnern direkt hinter ihm hermarschiert. Sun-Tzus andere Gegner waren langsam nähergekommen, aber sie schienen interessierter daran, Sun-Tzus Mech als Deckung gegen einen Angriff Kais von Südwesten zu nutzen als auf ihn Jagd zu machen. Der Kampftitan und sein Flügelmann schritten nach Westen, als sie die Hügel passiert hatten, und wollten ihn offensichtlich nach Norden treiben.
Der Schütze schien sich kaum zu bewegen. Dies führte dazu, daß sein Symbol immer wieder vom Schirm verschwand. Kai wußte, daß der Pilot verschlagen war. Das hatten ihm seine Treffer ebenso bestätigt wie sein momentanes Warten. Das beunruhigte ihn. Die einzige Möglichkeit für ihn, dieses Gefecht zu überleben, bestand darin, daß seine Gegner ihn unterschätzten und auf eine Strategie ganz verzichteten.
Ich wünschte, ich wüßte die Zugangskennungen für ein paar von Wolfs Spionagesatelliten. Die Daten wären mir lieber als das Material von diesem Felsenschnüffler. Kai kniff die Augen zusammen und warf einen letzten Blick auf den Wetterbericht. »Jetzt oder nie«, sagte er sich. »Allards letztes Gefecht, erster Teil.«
Er ging nach Osten und brachte den Daishi etwas mehr als 250 Meter vom Schütze und fast doppelt so weit von Sun-Tzus aufgegebenem Mech entfernt über den Kamm.
Zu beiden Seiten der reglosen Maschine standen ein Marodeur II — der böse große Bruder eines der gefährlichsten Mechs aller Zeiten — und ein Donnerkeil. Der Marodeur II besaß den gedrungenen Rumpf des Daishi, und seine dürren Arme endeten in zangenähnlichen
Geschützmanschetten. Die Flugstabilisatoren kennzeichneten ihn als sprungfähig, ließen ihn aber dadurch nicht eleganter erscheinen.
Ein verzweifelter Plan keimte in Kai. Einen Sekundenbruchteil studierte er den Hauptmonitor und die Daten seiner Maschine, dann entschloß er sich, den Versuch zu wagen. Noch während der Schütze seinen Torso nach links drehte und zwei Raketensalven abfeuerte, senkte Kai seine Geschütze auf die leere Hülle von SunTzus Daishi »Jetzt zeig mal, was für ein großer Killer du bist.«
Die Raketen des Schütze hämmerten gnadenlos auf den Daishi ein. Rote Glanzlichter füllten die rechte Flanke der Computersilhouette wie die Flecken eines Leoparden. Der Computer meldete um 40 Prozent reduzierte Panzerung am rechten Arm, und ein blutroter Kreis zeigte, wo die Raketen Panzerung am Fuß der Maschine vernichtet hatten. Wieder wurde der Stabilisator gestört, aber Kai zwang den Daishi nach einem kurzen Stolpern wieder hoch und hielt die Waffen auf ihr Ziel
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