BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
mich zu fragen, wie mancher andere es vielleicht getan hätte, ob der Fehler nicht eher bei mir zu suchen war als bei den anderen.«
Sie strich die Falten in ihrer Kleidung mit einem Gerät glatt, das sie auf einem Basar eines anderen Planeten gekauft hatte. Es war ein runder Zylinder mit Griff. Elektrische Funken sprühten, wenn er das Tuch berührte, aber sie bearbeitete jede Falte mit festem, gleichmäßigem Strich und glättete sie.
»Ich habe meinen Haß in meiner militärischen Laufbahn gut einzusetzen gewußt. Er gab mir einen gewissen Schwung. Und ich vermute, es ist einfacher, alle anderen zu hassen, als sich mit den Problemen herumzuschlagen, die andere, freundlichere Gefühle mit sich bringen. Aber ab und zu packt mich ein anderes Gefühl für jemand. Ich vermute, es ist einfach eine abgeschwächte Form von Haß. Was immer es ist, diesmal bin ich mit dir geschlagen. Das bedeutet, ich möchte eine von zwei Möglichkeiten erleben: Ich würde dich liebend gerne zerquetschen, dich so hart in den Boden rammen, daß deine daraus resultierenden Hirnverletzungen dich gerade noch für die mieseste, stinkendste Drecksarbeit geeignet machen, wenn du von hier verschwindest. Oder ich möchte dich als Krieger sehen, der sein Potential verwirklicht, statt sich von seinen persönlichen Defekten besiegen zu lassen.
Oh, ich weiß, daß du anders bist als die anderen. Ich weiß auch von deiner widernatürlichen Zuneigung zu Kadettin Marthe. Ich glaube, diese Bindung habe ich zu ihrem und zu deinem Besten zerschlagen. Sie wird eine Kriegerin werden, und das wirst du mit deinen dummen romantischen Träumereien nicht verhindern. Und für dich ist sie kein Hindernis mehr. Ich habe eure Beziehung sofort gesehen und zu zerstören versucht. Es freut mich, daß es mir gelungen ist. Nein, ich will keinen Kommentar hören. Es steht dir nicht zu, mein Handeln in Frage zu stellen, nicht einmal die Geheimnisse, die ich dir anvertraue. Ich habe mein möglichstes getan, dir gegenüber grausam zu sein, deine Ausbildung so hart wie möglich zu machen, dich zu besiegen. Das ist der einzige Weg, auf dem du zum Erfolg kommen kannst, das weiß ich. Du denkst zuviel, Aidan. Das wird dein Ruin sein.«
Sie war fertig mit der Arbeit an ihrem Overall und stand auf. Ihr langes Haar fiel wie üblich auf wundersame Weise in Form, als besäße sie eine Art Maschine, um Unregelmäßigkeiten auszubügeln.
»Ich sehe den Haß in deinen Augen. Gut. Genau das will ich von dir. Dies war unser letztes Zusammensein. Ich werde dich nicht mehr herbestellen. Von jetzt an werden wir nur noch bei offiziellen Gelegenheiten miteinander reden. Jetzt geh, ohne etwas zu sagen. Ich hoffe, du versagst. Das ist der Fluch, den ich über dich gelegt habe.«
Aidan war froh, ihrem Quartier zu entkommen. Ihre Worte hatten seinen Haß auf diesen Ort, seinen Haß auf sie noch verstärkt.
Er verbrachte die nächsten Stunden mit Überlegungen, warum sie ihm das alles erzählt hatte. Der Morgen brach an, der Vormittag, aber er hatte noch immer keine Antwort. Er wußte nur eines: Er mußte Joanna beweisen, daß er das Zeug zum Krieger hatte. Und an dem Tag, an dem er den letzten Test bestanden hatte, würde er auf ihre polierten Stiefel spucken.
11
In seinen seltenen heiteren Momenten sah Aidan die schnell verstreichenden Tage als Autokanonenbombardements mit sich als Zielscheibe. Sie verstrichen zu schnell, als daß er den Projektilen der Zeit hätte ausweichen können, und sie trafen jedesmal ins Schwarze. Hätte ihn später jemand herausgefordert, eine genaue Abfolge der Ereignisse niederzuschreiben, hätte er es nicht gekonnt.
Seit jenem Tag, an dem Joanna so offen zu ihm gesprochen hatte, schien er sich noch weiter von den anderen zu entfernen. Von der Geschko, von Marthe, sogar von sich selbst. Joanna hatte gesagt, daß er eine Maschine werden mußte, und das stimmte, zumindest teilweise. Er versteckte bewußt jedes Gefühl, führte die Übungen exakt nach Vorschrift aus, nahm Haltung an, wenn er angesprochen wurde – kurz, er wurde zum Musterkadetten. Je mehr er erreichte, um so schärfer putzte ihn Joanna vor den anderen herunter. Vorher hatte ihn ihre abfällige Kritik ziemlich wütend gemacht, weil es ihm wichtig gewesen war, wie die anderen in der Geschko ihn sahen. Jetzt war ihm das gleichgültig.
Nachts in seiner Koje konnte er kaum schlafen. Es war beinahe soweit, daß er sich freute, wenn er zum Wachtdienst eingeteilt wurde, weil er dort mit seiner Schlaflosigkeit
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