BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
etwas anfangen konnte.
Eines Nachts, als er Posten stand, sah er etwas Seltsames: Jemand wanderte über den Paradeplatz. Da niemand nachts die Erlaubnis dazu hatte, rief er den Spaziergänger an.
Erst danach erkannte Aidan Falknercommander Ter Roshak. Er hatte gehört, daß Ter Roshak häufig nachts über das Gelände ging. Einen Moment lang fragte sich Aidan, ob er einen Fehler machte, wenn er den befehlshabenden Offizier anhielt, aber die Regeln des Wachtdienstes stellten klar und deutlich fest, daß jeder, ohne Ansehen des Ranges, einem Wachtposten auf Anruf seine Anwesenheit erklären mußte.
Ter Roshak war in Gedanken versunken. Als er aufsah, kniff er die Augen zusammen und fragte undeutlich: »Ramon? Bist du das?«
Aidan wiederholte seine Aufforderung, sich zu erkennen zu geben, und der Commander schien seinen Geist von den Gedankenresten zu befreien, die seine seltsame Antwort ausgelöst hatten.
»Falknercommander Ter Roshak, Geschko-Ausbildungsleiter. Sehr gut, Kadett. Ich hatte die Zeit vergessen. Ich habe verschiedene Geschkos inspiziert. Ich wollte gerade deine Kaserne besuchen. Würdest du mich begleiten? Antwort.«
»Erlaubnis, meinen Posten zu verlassen, Sir.«
»Erlaubnis erteilt.«
In der Kaserne führte Roshak eine seiner klassischen
nächtlichen Inspektionen durch, und Aidan mußte danebenstehen und zusehen. Der Commander warf Bret aus dem Bett und versetzte ihm mit seinem künstlichen Arm einen harten Schlag gegen die Schläfe, bevor er ihm mitteilte, daß sein Spind zerkratzt sei und neu gestrichen werden mußte. Er hob Rena mit seiner Prothese vom Boden und teilte ihr mit, daß ihre letzte Vorstellung im TrainingsMech nicht nur ihrer Geschko, sondern seinem ganzen Ausbildungssternhaufen zur Schande gereicht hatte. Tymm und Peri wurden ähnlich behandelt. Der eine wurde wegen seiner unzureichenden Kleidung heruntergeputzt, die andere wegen ihrer ständig mißmutig nach unten gezogenen Mundwinkel. Nur Marthe entging einer Bestrafung. Statt dessen drehte er sich zu den anderen um und empfahl ihnen, ihr nachzueifern. Aidan glaubte ein Funkeln in seinen Augen zu bemerken, das diesem Lob eine satirische Note verlieh. Marthe hatte die höchsten Bewertungen der Gruppe, und indem er das noch zusätzlich betonte, pflanzte Roshak kleine Eifersüchteleien und Ressentiments in die Gedanken der verbliebenen Geschkomitglieder.
Aidan schwor sich, nicht auf Roshaks Strategie zu reagieren. Er würde vielmehr Gegenmaßnahmen treffen, alles in seiner Macht stehende tun, um die Geschko wieder zu einen.
Nachdem der Commander Aidan draußen wieder auf seinen Posten beordert hatte, sah er ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an und sagte: »Du. Du bist der schlimmste von allen. Du hältst zuviel von dir, das kann ich sehen. Du glaubst, das System schlagen zu können. Aber das kannst du nicht. Antwort.«
»Darauf habe ich keine Antwort, Sir.«
»Ich kann hier nicht gegen dich antreten, nicht, solange du im Dienst bist. Melde dich heute morgen nach Dienstschluß in meinem Quartier. Antwort.«
»Jawohl, Sir.«
Aber als Aidan beim Quartier des Commanders erschien, schlief dieser. Ohne Erlaubnis, ihn anzusprechen, konnte Aidan ihn nicht wecken. Er wartete bis zum Morgenappell an der Tür, aber Roshak wachte nicht auf. Und auch später erwähnte er den Befehl nicht mehr.
Aidan stellte Marthe nach dem Mittagessen und drängte sie an die Zimmerwand.
»Die Geschko fällt auseinander. Das können wir nicht erlauben.«
Einen Augenblick erinnerte ihn die Verachtung in ihrem Blick an Falknerin Joanna, dann runzelte sie die Stirn. »Warum sagst du das mir?«
»Weil wir uns einmal… nahe gestanden haben.«
»Du hast den Mythen zu lange zugehört. Unsere Nähe, wie du es nennst, war eine Spielerei unter Kindern. Wir sind keine Kinder mehr.«
»Was sind wir dann? Krieger?«
»Kein Grund, sarkastisch zu werden. Das ist eine schlechte Eigenschaft. Wie oft hat Falknerin Joanna schon gesagt…«
»Es ist mir verdammt gleichgültig, was sie gesagt hat. Sie will die Geschko zerschlagen.«
»Wenn du die Wahrheit sagst, muß die Geschko ohne Zweifel zerschlagen werden.«
»Welche Bedeutung hatten all die Gemeinsamkeiten? Ich meine nicht dich und mich, ich meine uns alle. Diejenigen, die überlebt haben, und diejenigen, die gestorben sind, und diejenigen, die anderen Kasten zugeteilt wurden.«
»Sie bedeuten, daß wir uns richtig entwickelt haben, daß wir uns zuerst verbunden haben, um die Krieger unter uns zu finden, daß wir
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