BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
kein Ausbilder konnte die Kadetten vom Unsinn der Geschichten überzeugen, die Falknercommander Ter Roshak umgaben.
Auf einer Seite der Schweberkabine drückten sich
Bret und Rena die Nasen an den Fenstern platt und machten einen Wettstreit daraus, verschiedene Geländemerkmale und Aktivitäten zu identifizieren. Ihr Enthusiasmus erinnerte Aidan daran, daß sie vier trotz allem noch jung waren, kaum der Kindheit entwachsen.
Gelegentlich sah auch Aidan aus dem Fenster, nur um festzustellen, daß die Landschaft sich kaum von der unterschied, die sie Stunden zuvor verlassen hatten. Eine Weile flogen sie über einen großen See, auf dem Hunderte von Fischern ihre Netze auswarfen oder komplexe Angelarrangements aufgebaut hatten.
Marthe neben ihm warf kaum einen Blick hinaus. Sie starrte geradeaus oder auf den Schirm eines Taschencomputers. Wahrscheinlich wiederholte sie irgendeinen Teil ihrer Studien. Möglicherweise waren ihre akademischen Werte deshalb die besten, weil sie ständig verifizierte, was sie ohnehin schon besser wußte, als irgend jemand sonst in der Geschko. Was trieb sie zu einem derartigen Perfektionismus? Aidan hatte auch das Verlangen, Erfolg zu haben, genau wie Bret und Rena, aber bei Marthe war es anders. Bei Marthe war es eine Besessenheit.
Sie hatte sich im Verlauf des letzten Jahres auch körperlich verändert, genau wie Aidan. Er war dicker geworden, hatte mit den Muskeln, die alle Kadetten durch das intensive körperliche Training entwickelten, auch an Masse und Gewicht gewonnen. Die Ausbilder hatten ihnen eingeschärft, daß sie wegen der langen Zeit, die sie sitzend im Cockpit zubringen würden, für den Rest ihres Lebens turnen, laufen und marschieren mußten. Ein fetter Mechpilot war ein toter Mechpilot, wie es einer von Dermots interessanteren Merksprüchen ausdrückte.
Marthe war ebenso stark wie Aidan, aber sie war schlanker geworden und hatte durch das körperliche Training einen hageren, drahtigen Körperbau entwickelt. Ihre Taille war so schmal geworden, daß er überzeugt war, sie mit den Händen umfassen zu können, hätte sie ihn nahe genug an sich herangelassen. (Es war lange her, daß sie Sex mit Aidan zugelassen hatte, und noch länger war es nicht mehr auf ihre Initiative dazu gekommen. Genaugenommen schien sie diesen Aspekt ganz aus ihrem Leben gelöscht zu haben.) Auch ihr Gesicht war schmaler geworden. Ihre Wangenknochen waren eckiger und wirkten aus manchem Blickwinkel wie geschnitzt. Ihre Augen waren etwas eingesunken und schienen, wie ihre ganze Persönlichkeit, zurückhaltender. Ihre Lippen waren gespannt, und ihr Kinn nach vorne geschoben. Durch die langen Aufenthalte im Freien war ihre Haut gerötet. Ihre hohe Stirn war noch höher geworden und betonte die generelle Dreiecksform des Gesichts. All diese Veränderungen hatten ihre frühere starke Ähnlichkeit mit Aidan reduziert. Sein Gesicht war weniger dreieckig, seine Wangenknochen weniger hervorstechend, seine Lippen voller. Seine Haut zeigte weniger Spuren von Sonneneinstrahlung und wirkte eher etwas blaß.
Für ihn wurde der schlimmste Aspekt ihres neuen Aussehens deutlich, als er zu den vorderen Schwebersitzen blickte und Falknerin Joanna betrachtete. Marthe hielt sich jetzt ebenso kerzengerade wie Joanna, neigte den Kopf auf dieselbe Manier, hatte denselben abwesenden Gesichtsausdruck. Die Verachtung in Joannas Miene war bei Marthe erst eine Andeutung, aber sie war mit der Zeit immer deutlicher geworden. Er fragte sich, ob sie eines Tages Joannas Aussehen und spöttischen Tonfall annehmen würde.
Als er Marthes Profil anstarrte und sich fragte, ob er sie telepathisch dazu bringen konnte, sich umzudrehen und ihn anzuschauen, wurde ihm klar, daß sich seine Gefühle ihr gegenüber ebenso verändert hatten wie ihre für ihn. Er dachte an ihre Kindertage zurück, als sie geholfen hatte, für Warhawk zu sorgen, oder als sie ihre Erfahrungen mit der Geschko geteilt hatten. Damals hatte er eine besondere Zuneigung zu ihr gehegt. Er erinnerte sich an den Tag, als er geglaubt hatte, es könne die Art Liebe sein, die Geschmutter Glynn benutzt hatte, um ihre Romanzen auszuschmücken. Er wollte solche Gedanken abschütteln und machte sich zum tausendsten Mal Vorwürfe, weil er immer wieder in Gedanken versank. Niemand sonst in der Geschko schien Geschehnisse so anhaltend und tiefgehend zu analysieren wie er.
Als er Marthes Steifheit, ihre Verschlossenheit, ihre neue Ähnlichkeit mit Joanna studierte, wurde ihm klar,
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