BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
beeindruckenden Größe empor, wie an dem ersten Tag, als die Geschko auf Ironhold eintraf und sie so hart mit ihm kämpfte. Sein besonderes Talent scheint seine Widerstandskraft zu sein. Aber er zeigt gleichzeitig eine innere Müdigkeit, die mir Sorgen bereitet. Ich habe Joanna angewiesen, ihn nicht so hart zu behandeln, aber sie ist eisern. Sie hält nichts von der Theorie, daß ein Ausbilder sich vom Strafenden zum Helfer entwickeln sollte. Ja, sie besteht darauf, daß ein Kadett, zu dem man freundlich ist, selbst wenn es sich um einen Kadetten handelt, der zu Großem bestimmt scheint, lax wird, mit Folgen auf allen Gebieten, von der Konzentration bis zum Timing. Vielleicht hat sie sogar recht. Bei meiner Gereiztheit und aufbrausenden Art wäre ich sicher ein schlechter Lehrmeister. Aber andere Offiziere, die eine sanftere Gangart vertreten, produzieren mit ihrer Methode auch erfolgreich Krieger.
Es erscheint oft seltsam, daß unsere Ausbildung im Widerspruch zur militärischen Ausbildung vergangener Zeitalter steht. In früheren Zeiten ging es darum, Individuen zu einer Einheit zu formen, die effizient zusammenarbeiten und kämpfen konnte. So wie ich es aus den Texten entnehme, die ich gelesen habe, bestand dieser Vorgang darin, die Rekruten zu konditionieren. Jeder Rest von Individualität wurde ausgemerzt, um eine Gruppenidentität zu schaffen. Wir beschreiten die entgegengesetzte Route. Wir nehmen eine Gemeinschaft, eine Geschwisterkompanie oder Geschko, und zerschlagen diese Einheit. Wir hetzen sie sogar gegeneinander auf, so wie wir es bei dieser Geschko getan haben. Und warum? Um Individuen aus ihnen zu machen, ihnen die Selbstbezogenheit zu geben, die für den Charakter eines BattleMechpiloten Vorraussetzung ist. Natürlich erkennen wir die Notwendigkeit der Einheit in der Schlacht an, aber das kommt später. Einmal einem Stern zugeteilt, lernt der Krieger die Einheit der Geschko wieder, aber diesmal mit neuen Partnern. Manche sagen, daß es eine neue und bessere Einheit ist, eine, die sich an neue Krieger anpaßt, welche tote oder versetzte Gefährten ersetzen. Die alten Gruppenraufereien der Geschko scheinen, verglichen mit der lebhaften Gemeinschaft und lockeren Harmonie einer Kampfeinheit, primitiv.
Es ist schwer zu sagen, was aus den beiden anderen Kadetten der Mattlov/Pryde-Geschko werden wird. Der kleine Bret ist sicher ein Kämpfer und einigermaßen intelligent, aber er ist mehr Draufgänger als fähiger Taktiker. Er könnte es schaffen. Ohne Zweifel versucht er sich zu beweisen und wird unterhalb eines Sieges nichts hinnehmen, eine Qualität, die wir bei einem Krieger suchen.
Die andere, Rena, scheint mir kein echtes Kriegermaterial. Sie hatte früher Übergewicht und bewegt sich teilweise noch immer mit ihrer damaligen Schwerfälligkeit. Aber sie hat Mut und Durchsetzungsvermögen. Vielleicht überrascht sie uns.
Am meisten Sorgen mache ich mir um Aidan, nicht weil er es nicht schaffen kann, sondern weil er versagen könnte. Manchmal, wenn ich vom sterbenden Ramon Mattlov träume, verwandelt sich das Gesicht des Leichnams in das seines Beinahe-Zwillings Aidan. Analytiker würden daraus schließen, daß ich Angst vor irgend etwas habe, das mit diesem störrischen Kadetten zusammenhängt. Ich habe schon viele überschlaue Kadetten gesehen, aber ihm gebührt die Krone in dieser Hinsicht. Alles, was ich jetzt noch für ihn tun kann, ist, ihm Glück zu wünschen.
13
Aidan schreckte hoch. Neben seiner Koje bewegte sich leise ein Schatten; vielleicht war er auch noch nicht richtig wach, und das alles war ein Alptraum.
»Wer ist da?« flüsterte er.
Der Schatten zögerte, als wolle er weder schlafen noch spuken.
»Peri, bist du das?«
Ihre Schultern sanken herab. Sie hatte nicht erkannt werden wollen.
»Ich gehe«, erklärte sie. »Bitte sprich nicht lauter. Ich möchte meine Erniedrigung nicht vor den anderen zur Schau stellen.«
»Es ist keine Erniedrigung, es ist…«
»Ich weiß. Es ist Teil des ganzen verdammten großen Ziels, das wir alle anstreben. Nur daß ich jetzt nicht mehr dazugehöre. Stell dir vor, was für ein Gefühl das ist. Die ganze lange Ausbildung, nur um ausgesiebt zu werden und zu hören, daß du jetzt zu einer anderen Kaste gehörst. Aber ich gehöre in keine andere Kaste. Wo immer ich hinkomme, die Leute werden mich ansehen, und der Gedanke wird sich ihnen aufdrängen, daß ich einmal in der Kriegerausbildung gesteckt habe. Das ist wie ein Brandzeichen auf meiner Stirn.
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