BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
Bedarf für weitere Schmerzen.
Nach einer langen Periode des Schweigens, unterbrochen nur durch seltsame Heullaute und anderes Lärmen, das aus dem dunklen Sumpf in die Kabine drang, sagte Joanna schließlich: »Wir müssen diesen Mech in Bewegung setzen.«
»Wollen Sie noch einmal versuchen, den Fuß herauszuziehen?«
»Nein, ich werde hinabsteigen und ihn befreien.«
»Da draußen? Im Dunkeln?«
»Ich habe eine Lampe.«
Nomad wußte nicht, was er sagen sollte. Einerseits bewunderte er Joannas Mut; andererseits, wenn sie keinen Erfolg hatte und ihr geschah etwas, saß er hier oben im Cockpit fest, mit verletzten Armen, und seinen Beinen ging es auch nicht gerade blendend.
Es wäre vergebene Liebesmüh gewesen, Joanna damit zu kommen. Sie war an Ratschlägen ganz offensichtlich nicht interessiert. Sie packte hastig ein Seil und eine Taschenlampe aus dem Staufach. Dann öffnete sie ohne ein Wort zu ihrem ChefTech die Luke und glitt ins Freie. Nomad spitzte die Ohren, um das Geräusch ihrer Füße an der Seite des Metallriesen von den zahllosen anderen Lauten der Nacht zu unterscheiden. Er hörte nicht viel, nur ein paar deutliche Schläge von Metall auf Metall, und anschließend Joanna, die mit einer Stimme, welche es mit der Dschungelkakophonie aufnehmen konnte, einen der härteren Clanflüche ausstieß. Mit Hilfe des vor Schmerzen hämmernden rechten Arms schob er sich von seinem Sitz. Er arbeitete sich hinüber zum Sichtfenster und blickte nach unten. Außer dem zuckenden und flackernden Licht von Joannas Lampe konnte er nichts erkennen.
Einmal hätte Joanna beinahe das Gleichgewicht verloren und wäre gestürzt. Sie hing gerade an dem Seil, das sie um die Geschützkupplung des linken Mecharms geschlungen hatte. Mit einer Hand an dem noch schwingenden Seil streckte sie den anderen Arm nach einem Baum neben dem Kampfkoloß aus. Doch statt eines festen Stammes packte sie nur eine weiche und schleimige, schwammartige Masse, die das Holz des Baumes bedeckte, möglicherweise eine Art Moos. Sie war von einer kränklich grauen Farbe. Die Lampe konnte kaum irgendwo Farbe zeigen, möglicherweise eine Folge des spärlichen Lichteinfalls durch das nahezu undurchdringliche Blätterdach.
Die Berührung war ekelhaft. Sie stieß einen Fluch aus, den sie seit ihrer Zeit als Ausbilderin auf Ironhold nicht mehr benutzt hatte. Sie nahm sich zusammen und faßte das Seil fester. Dabei versuchte sie sich daran zu erinnern, wann sie das letztemal so gotteslästerlich geflucht hatte, und stellte mit Widerwillen fest, daß auch damals Aidan der Grund dafür gewesen war. An jenem Tag hatte sie erfahren, daß Ter Roshak eine Freigeburten-Einheit umgebracht hatte, nur um Aidan seine ungesetzliche zweite Chance zu verschaffen, ein Krieger zu werden. Sie hatte fast eine Stunde lang getobt und in ihrem Quartier einiges zerschlagen. Sie hatte nicht nur Roshaks Handlungen und den Vorzug verflucht, den er Aidan eingeräumt hatte, sondern auch die Tatsache, daß sie als Roshaks Agentin in die Sache verwickelt war. Es war Roshak gewesen, der ihr befohlen hatte, Aidan zu finden, einzufangen und nach Ironhold zurückzubringen.
Sie beruhigte sich, so gut es ging, bevor sie weiter nach unten kletterte. Der widerliche Gestank, der ihr entgegenschlug, verursachte ihr Brechreiz.
Als sie unten angekommen war, stellte sie fest, daß der Fuß des Mechs bis über den Knöchel im Schmutz versunken war. Die Schutzklappe des Wärmetauschers lag fast zur Hälfte unter Wasser. Mit einer Hand am Seil neigte sie sich zur Seite und faßte nach unten in den Schlamm. Die zähflüssige Masse schien ihre Hand so gierig hinabzuziehen, daß sie den Arm augenblicklich zurückriß. Im Lichtkegel ihrer Lampe bemerkte sie ein Büschel vom Baum herabhängender, dunkelgrauer Lianen. Sie erschienen ihr sehr straff. Am unteren Ende verschwanden sie im Schlamm. Joanna stieß sich mit dem Fuß vom Mech ab, schwang hinüber zu den Lianen und packte eine von ihnen. Sie konnte ihre Spannung fühlen. Als sie an einer zog, bewegte sie sich kaum. Vielleicht hatten sich diese Lianen um den Mechfuß gewickelt.
Sie wollte die Lianen mit der Laserpistole zertrennen, als ein seltsames Beben des Seiles sie hochblicken ließ. Sie hatte erwartet, Nomad zu sehen, der am Seil zog, aber die Wirklichkeit war weit schlimmer. Nicht weit über ihrem Kopf klammerte sich ein Reptil, das ungefähr wie eine Kreuzung aus einem Wildschwein und einem Alligator aussah, an die Panzerung des Mechs. Aus
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