BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
Fusionsbrenner?«
»Ein Drink. Sehr stark. Ich weiß nicht, woraus er gemacht wird. Ich lasse ihn mir regelmäßig fertig gemixt zuschicken. Bist du sicher, daß du kein Glas willst?«
»Ich halte nichts von Substanzen, die beruhigen, enthemmen, Phantastereien fördern oder benommen machen.«
In der Art, wie Diana den Kopf hielt, während sie die Liste unerwünschter Wirkungen abspulte, lag eine arrogante Sturheit, die Joanna an Aidan erinnerte. Seine Kopfhaltung war ganz ähnlich gewesen.
»Ich verstehe deine Ablehnung«, stellte sie fest, »aber ich stimme ihr nicht zu. Ich brauche einen gelegentlichen Verlust des bewußten Denkens.« Sie nahm einen tiefen Schluck. »Ich habe Probleme mit deiner Aussage von vorhin — daß du nie in einen Spiegel blickst.«
»Nicht nie. Manchmal sieht man sich, ohne es zu wollen. Ich blicke nur nie absichtlich hinein, es sei denn, es besteht eine praktische Notwendigkeit.«
»Aber warum nicht? Es kann dir nicht schwerfallen, dich zu betrachten. Nach den meisten Maßstäben, die mir bekannt sind, würdest du als schön gelten.«
»Wirklich? Das ist interessant, aber letztendlich nutzlos für mich.«
»Nutzlos?«
»Ich wollte schon immer Kriegerin werden. Für eine Freigeborene ist das kein einfaches Ziel. Man hat oft versucht, mich davon abzubringen. Aber ich habe weitergemacht, wurde zur Ausbildung zugelassen, habe mich im Test qualifiziert, und jetzt diene ich. Ich besitze zahlreiche Fähigkeiten, die ich bereits bewiesen habe, und andere, auf deren Erprobung ich mich freue. Bei all dem ist Schönheit kaum von Bedeutung, oder?«
Joanna nahm noch einen Schluck vom Fusionsbrenner. Er schmeckte ungewöhnlich stark und stieg ihr schneller zu Kopf als normal. Ohne Zweifel hatte der Kampf gegen Diana ihre Widerstandskraft geschwächt. Sie würde sich mit einem Drink begnügen müssen. Aber diesen einen würde sie bis zur Neige auskosten, dachte sie und starrte in ihr Glas.
»Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Diana, du hast recht. In den Reihen der Clankrieger ist Schönheit nicht gefragt. Hier ist dein Aussehen nicht mehr wert als ein Gemälde in einem Museum oder ein Standbild auf einem öffentlichen Platz. Wir bewundern dich, aber schlußendlich legt unsere Kultur keinen besonderen Wert auf Schönheit.«
»Das freut mich.«
»Aber ich sollte dich darauf hinweisen, daß eine Schönheit wie die deine in manchen Kreisen nützlich ist. Besonders in politischen. Unter Clannern, die den Sinn ihres Lebens vergessen haben und eine gewisse Dekadenz fördern.«
»Das ist verachtenswert. Ich glaube nicht, daß es so etwas gibt.«
»Ich stelle fest, daß du die Vorliebe der Freigeborenen für die Sprachverluderung nicht teilst.«
»Ich bin entschlossen, eine Kriegerin zu sein und wie eine Kriegerin zu sprechen, Sterncommander. Darf ich frei reden?«
»Wie es sich für eine Kriegerin gehört. Sprich, MechKriegerin Diana.«
»Ich bin schon früher auf meine Schönheit hingewiesen worden. Es gab Personen, die, nun, die ihretwegen gewisse Dinge von mir wollten. Ich paare mich nicht so frei wie andere. Das habe ich schon in meiner Kadettenzeit nicht getan. Die anderen in meiner Trainingseinheit respektierten das. Hier draußen im Kampfgebiet gibt es weniger Respekt. Vielleicht hätte ich mehr Erfahrung im Paaren, wenn mein Gegenüber nicht jedesmal vorher mein Aussehen erwähnen würde. Sobald er das tut, will ich ihn nur noch schlagen und ganz sicher nichts anderes mit ihm tun.«
»Dein Ehrenduell mit Kaufmann ging darum, frapos?«
»Neg. Auch Kaufmann ist ein guter Krieger. Er wollte den BattleMech zugeteilt bekommen. Er wird einen Mech immer einem Sexualpartner vorziehen. Ich mag ihn. Ich habe es bedauert, gegen ihn kämpfen zu müssen.«
Diana reckte sich und hielt sich stocksteif von der Rückenlehne des Stuhles fern. Als die junge Frau zur Seite blickte, erinnerte sich Joanna an einige Gelegenheiten, bei denen Aidan auf dieselbe Weise weggeblickt hatte, mit derselben Neigung des Kopfes und Unbeteiligtheit im Blick. Dianas Worte und ihre Ähnlichkeit mit Aidan ließen in Joanna das Verlangen nach einem großen Schluck Fusionsbrenner aufkommen. Sie gab dem Verlangen nach.
Das Glas war leer. Der Alkohol zeigte bereits Wirkung, und sie hätte besser keinen zweiten nehmen sollen. Aber sie schenkte trotzdem nach und nippte mehrmals vorsichtig.
»Sterncommander Joanna, hast du mich für dieses Gespräch in dein Quartier bestellt?«
Joanna schüttelte den Kopf. Die Bewegung
Weitere Kostenlose Bücher