BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
Dunkelheit des Luftkissenfahrzeugs verschwunden. Aidan ging zu seinem Helikopter. Unterwegs hörte er noch weiteres abfälliges Gemurmel anderer Clan-Kommandeure. Möglicherweise hörte er sogar einen von ihnen die Falkengarde »Prydes Schande« nennen.
Diana sah ihrem Vater hinterher, als der den Hubschrauber verließ und zum Befehlsstand der Garde marschierte.
Sie hatte ihn auf dem Flug zum Befehlsstab begleitet, um eine Ersatzplatine für ihren Mech zu besorgen. Als sie den Wortwechsel zwischen Aidan und Marthe Pryde beobachtet hatte, war sie sich nicht sicher gewesen, was sie davon halten sollte.
Sie wollte eine echte ClanKriegerin sein, aber es fiel ihr noch immer schwer, einige der alten dörflichen Gewohnheiten abzustreifen. In den niederen Kasten war die Paarung nicht annähernd so nebensächlich und beiläufig wie unter ClanKriegern, und sexuelle Kontakte zwischen Familienmitgliedern waren tabu. Aber bei ClanKriegern paarten sich Mitglieder derselben Genlinie, derselben Geschko, wann immer es ihnen in den Sinn kam. Sie gönnte ihrem Vater die Freuden des Sex, aber es bereitete ihr Unbehagen, daß er es mit einer Koschwester treiben konnte.
Dann wurde ihr klar, daß sie schließlich Nachkomme einer Verbindung zwischen Aidan und einem anderen Mitglied seiner Geschko war, Peri. Das war ihr nie sonderlich bedeutsam erschienen. Aber Peri war ihre Mutter, und Diana war voller Bewunderung für sie aufgewachsen, auch wenn sie häufig abwesend gewesen war. Sie erinnerte sich, wie Peri ihr einmal erklärt hatte, daß alle Begriffe, die mit der Eltern-Kind-Beziehung zusammenhingen, in einer Geschko als obszön galten. Aus diesem Grund hatte Diana sie nicht ›Mutter‹ genannt. Peri war in dem Glauben aufgewachsen, daß dieses Wort verboten und das gesamte Konzept der Elternschaft abstoßend war. Obwohl sie aus freien Stücken zur Mutter geworden war und bewußt die Verhütungsmittel abgesetzt hatte, um sich von Aidan schwängern zu lassen, hatte sie ihre Tochter gelehrt, sie Peri zu nennen.
»Du scheinst etwas bedrückt heute abend, MechKriegerin Diana.«
Sie drehte sich um und erkannte Sterncommander Selima vom ersten Elementarstern des Delta Trinärsterns, Delta Läufer Eins. Er war hochgewachsen und dunkelhäutig, mit vorstehenden Wangenknochen und einem sanften Mund. Als der größte unter den Elementaren der Falkengarde ragte er hoch über Diana auf, obwohl sie für eine MechKriegerin ebenfalls groß war. Sie hatte ihn schon immer gemocht. Er war nicht grob oder abweisend wie viele Elementare und schien — auch das ein Gegensatz zu den meisten Elementaren — durchaus fähig, ernsthaft nachzudenken. Sie hatte ihn nie bei Spielereien mit anderen Mitgliedern seiner Unterkaste gesehen. Im allgemeinen hielt er sich zurück.
»Du wirst mich doch nicht melden, weil ich im Dienst nachgedacht habe, Sterncommander Selima?«
»Nein. Ich habe keine Nachlässigkeit festgestellt. Meine Bemerkung bezog sich auf deinen Gesichtsausdruck. Du hast an etwas gedacht, das Bedeutung für dich hatte.«
»In gewissem Sinne. Aber es ist privat.«
»Aaah. Ich wollte mich nicht aufdrängen.«
»Du hast dich nicht aufgedrängt. Ich bin froh über die Ablenkung.«
»Es ist mir ein Vergnügen. Du bist eine ganz besondere MechKriegerin, Diana.«
»Warum sagst du das?«
»Weil du komplex bist. Es gibt wenige komplexe Krieger.«
»Ich bin freigeboren.«
»Das könnte eine Erklärung sein.«
»Du findest Krieger nicht komplex? Hältst du zum Beispiel unseren Sterncolonel nicht für komplex?«
»Doch. Aber genau wie du ist er anders. Schau dir seinen Kodax an. Das ist keine normale militärische Laufbahn.«
Sie redeten noch eine Weile. Bevor Selima wieder ging, stellte Diana fest: »Du hast mein Aussehen gar nicht angesprochen, Selima. Im allgemeinen tun Männer das.«
»Elementare?«
»Nun, nein, Elementare nicht.«
»Siehst du. Wir finden einander nicht einmal schön. Wir würden es hassen, wäre es anders.«
»Ich hasse es natürlich auch, und ich bin keine Elementare.«
»Du, MechKriegerin Diana, bist eine genetische Verirrung«, erwiderte er mit einem Lächeln, das seine Worte zu einem Kompliment machte. »Und damit gute Nacht.«
Der riesige Elementar lief mit eleganten Schritten davon zum Sammelpunkt seines Sterns.
Plötzlich war Diana traurig. Diese Nacht hätte mit wüstem Schlachtlärm erfüllt sein sollen. Statt dessen waren es Worte. Mit schnellen Schritten, die sich schließlich in einen Sprint verwandelten,
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