BattleTech 16: Wolfsrudel
Schiedsrichters. Der Test ist vorbei, das Urteil gefällt.« Sie hielt inne. Ich glaube, niemand auf dem Schlachtfeld atmete, während wir auf ihre nächsten Worte warteten.
»Willkommen daheim, Colonel Wolf.«
53
Colonel Wolf verbrachte die Nacht und den nächsten Tag nach der Schlacht damit, dafür zu sorgen, daß alle Kämpfe eingestellt und alle Toten geborgen wurden. Er bekam in dieser Nacht keinen Schlaf. Ich ebenfalls nicht, aber ich konnte meine Aufgaben leichteren Herzens angehen, als Maeve mit den Überresten ihrer Befehlslanze eintraf. Als wir die Bestätigung erhielten, daß Hyperpulsnachrichten zu Alpha und Delta herausgegangen waren, in denen sie davon unterrichtet wurden, daß alles geregelt war, befahl mir der Colonel, mich schlafen zu legen. Natürlich befolgte ich den Befehl nicht. Das Wiedersehen mit Maeve erfrischte mich mehr, als es bloßer Schlaf je vermocht hätte.
Als die Schicht wechselte, kam Schlomo ins Kommandozentrum. Obwohl in erster Linie ein Spezialist für Forschung, hatte er seine medizinischen Kenntnisse in den Dienst der überarbeiteten Regimentschirurgen gestellt. Wie wir anderen auch, war er über den Punkt äußerster Erschöpfung hinaus.
»Colonel Wolf?«
»Ja, Schlomo?«
»Er ist wach.«
»Sein Zustand?«
»Schlecht, aber stabil. Die Sorte ist zäh. Er könnte es schaffen.« Schlomo bezog sich auf Elson. Der Elementar war in funktionsuntüchtiger Rüstung und halb tot gefunden und hergebracht worden. Der Colonel hatte Befehl erteilt, ihn sofort zu verständigen, wenn und falls Elson das Bewußtsein wiedererlangte. Die Tatsache, daß Elson überhaupt noch lebte, ließ darauf schließen, daß er gegen den Tod noch härter gekämpft haben mußte als gegen den Wolf.
Der Colonel nickte seinem Stab zu. Es bedurfte keiner Worte. Bei der hitzigen Konferenz, mit der wir den Sonnenaufgang begrüßt hatten, war bereits alles gesagt worden. Kommandeure beider Seiten waren anwesend. Der Anfechtungstest war vorbei, das Ergebnis des Positionstests ins Gegenteil verkehrt. Jetzt war die Zeit, die Wunden zu heilen. Chandra, Jamison, Nichole, Atwyl, Grazier, Maeve, der junge Tetsuhara und Graham von der Sonderaufklärungsgruppe folgten uns, als wir uns auf den Weg ins Krankenrevier machten.
Die Offiziere in unserem Schlepptau dienten den Dragonern als provisorischer Rat, als verlängerte Arme des Wolfs bei der strapaziösen Tätigkeit, die Scherben aufzusammeln. Es war eine ungewöhnliche Prozedur und nur zum Teil als Dragonerbrauch zu rechtfertigen. Als Kommandant konnte der Colonel zwar Dekrete erlassen und auch erwarten, daß sie befolgt wurden, aber die Befehlskette war straffer gespannt, wenn ein Offiziersrat hinter ihm stand, insbesondere dann, wenn dazu auch Personen gehörten, die noch vor kurzem gegen ihn gekämpft hatten. Der provisorische Rat war ein improvisiertes Arrangement, aber eine Menge von dem, was die Dragoner in der nächsten Zeit taten, würde improvisiert sein.
Der eigentliche Dragonerrat war natürlich ein Scherbenhaufen. Mehrere Mitglieder waren gestorben, und der Colonel hatte noch keine Nachfolger ernannt. Fancher zählte ebenfalls zu den Toten, wodurch das Beta-Regiment ohne Repräsentant war. Das GammaRegiment befand sich in einer ähnlichen Situation, obwohl Parella nur als vermißt galt. Die Ratsmitglieder, die derzeit nicht auf Outreach waren, würden kommen, sobald es ihnen ihre Kontrakte erlaubten. Bis dahin und bis zur Neubildung des offiziellen Rats würde der Colonel mit Zustimmung und Unterstützung des provisorischen Rats agieren.
Der Hauptkomplex des Tetsuhara-Manövergeländes wimmelte vor Betriebsamkeit. Ich hatte das Treiben schon vor der Schlacht für geschäftig gehalten, aber da hatte vergleichsweise ruhige Beschaulichkeit geherrscht. Mit Kratern übersäte, demolierte BattleMechs und Panzer waren aufs Geratewohl überall geparkt, während Techs hin und her huschten und ihre Reparaturgerätschaften von einem Vehikel zum anderen transportierten. Beschädigte Schlachtrüstungen lagen auf Wartungsgestellen und wurden von den Waffenmeistern mit neuer Panzerung versehen.
Doch Maschinen waren nicht die einzigen Opfer der Kämpfe, und sie waren ganz gewiß nicht die wichtigsten. Das gigantische Landungsschiff der Festungsklasse, welches die Kämpfe beendet hatte, leitete jetzt Strom in die Krankenstationen und Operationssäle, um die auf den Anlagen des Manöverkomplexes liegende Belastung zu verringern. Der Schatten des Kriegsschiffs fiel auf die
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