BattleTech 17: Natürliche Auslese
nichtssagend, aber die Kartons waren durchgängig mit Hersteller und Produktbezeichnung bedruckt. Das Essen für die Gefangenen hier hatte er schnell als Beute von Kookens Freudental erkannt.
Es war einfach genug gewesen, die Kennung für Verschiedenes zu identifizieren. So selten er das betreffende Icon auch aufrief, er bemerkte doch, daß alle Kisten sich in Größe, Form oder Gewicht unterschieden. Die Banditen schienen schnell zugeschlagen und das Bataillon der Zwölften Leichten Deneb-Reiterei, das den Industriekomplex verteidigte, vertrieben zu haben. Sie hatten Zeit genug gehabt, den Komplex zu plündern, bevor Verstärkungen eintrafen, aber die hochmodernen Werkzeugmaschinen, Computer, Industrieedelsteine und sonstigen traditionellen Beutestücke waren nirgendwo zu sehen. Statt dessen hatten sie nur ein paar Juwelen und Kunstobjekte mitgehen lassen, die jetzt über den Laderaum verteilt waren. Nichts, dessen Wert die Kosten für eine derartige Operation rechtfertigte.
So wie meine Gedankengänge momentan verlaufen, bete ich darum, daß irgend etwas von echtem Wert auftaucht.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Nelson, wie die Banditenwachen Haltung annahmen, aber erst, als die Arbeitseinheit plötzlich verstummte, drehte er sich um. Vom Anblick der Frau, die rechts von ihm auf einem Laufsteg über dem Hangar stand, war Nelson ebenso gebannt wie der Rest der Gefangenen.
Sie war wunderschön. Rotes Haar fiel auf ihre Schulten und den Rücken. Bei ihren langen Gliedern und der geschmeidigen Figur schaffte es nicht einmal eine Kühlweste, sie füllig wirken zu lassen. Ihre scharfen Züge erinnerten ihn an eine Füchsin, und ihre blauvioletten Augen glitzerten mit animalischer Schläue.
Aber es waren nicht nur ihre körperlichen Reize, die ihn in den Bann schlugen. Ihre hautengen Shorts zeichneten Oberschenkel und Po zwar sehr vorteilhaft nach, aber ihre Haltung erstickte alle sexuellen Tagträumereien im Keim. Sie hatte einen Ellbogen auf die Hand des anderen Arms gestützt und zupfte mit Daumen und Zeigefinger der freien Hand sanft an ihrer Unterlippe. Ihr Blick zuckte von einem Mann der Arbeitseinheit zum nächsten, schätzte ab, verwarf. Als er die Gefangenen unter ihr der Reihe nach abhakte, schienen diese zu schrumpfen. Ihre Träume und Hoffnungen verflüchtigten sich unter ihrem Urteil.
Dann schaute sie Nelson an. Er fühlte die Begegnung ihrer Augen wie einen elektrischen Schlag, einen Schock, der sich als Angst in seinen Eingeweiden festsetzte. Gleichzeitig entfachte er eine Lust in ihm, wie er sie nie gekannt hatte. Er hatte Jons Mutter geliebt, tief, leidenschaftlich, aber er hatte niemals eine derartige Lust auf sie verspürt. Es schien, als schreie seine DNS in allen Zellen seines Körpers nach einer Vereinigung mit dem genetischen Material dieser Frau.
Er wartete darauf, daß sie wegsah, aber das tat sie nicht. Mit jeder Sekunde, die ihr Blick auf ihm ruhte, fürchtete Nelson, sie könnte ihn übergehen, und gleichzeitig wünschte er sich verzweifelt, von ihr ebenso ignoriert zu werden wie die anderen. Mechanisch drückte er die Icons, während die Kisten aus dem Landungsschiff kamen. Sie kam auf ihn zu. Ihr militärischer Gang fraß die Distanz zwischen ihnen. Ihre Stiefel knallten auf den Metallrost des Laufstegs. Sie war ebenso groß wie der siebenundvierzigjährige Nelson und vielleicht halb so alt. Sie lächelte nicht, aber er spürte, wie er unter ihrem Blick rot wurde. »Du warst der Pilot des Kampftitan, frapos?«
Nelson nickte.
Sie nahm ihm dem Compblock aus der Hand und legte ihn ab. Dann bog sie seine linke Hand auf und drückte sie gegen ihre rechte Handfläche. Die beiden äußeren Finger ihrer Hand legten sich über die Narben. Ihre Haut wirkte neben seiner unnatürlich blaß, und die Narben auf seiner Hand waren fast wie Fühler, die aus ihren Fingern wuchsen.
Sie hielt seine Hand etwas länger fest als ihm angenehm war. »Seit wann?«
»Fast vier Jahre.«
Sie schürzte die Lippen, dann starrte sie ihn an wie eine Schlange ihrer Beute. »Ich könnte dich reparieren lassen. Du könntest die Finger regenerieren.«
Nelson wollte eine Reaktion unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. All das, was er seit seiner Verwundung bei der Claninvasion verloren hatte, alles, das er auf den Verlust seiner Finger geschoben hatte, zog vor seinem inneren Auge vorbei. Er könnte sein Kommando zurückbekommen. Er wäre wieder respektiert.
Selbst Jon…
Als sich ihre Lippen zu einem grausamen
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