BattleTech 17: Natürliche Auslese
gezeigt. Schließlich haben sie sich zur Kooperation bereit erklärt, als sie kamen.«
Victor zuckte die Achseln, dann runzelte er die Stirn. »Warum bin ich überhaupt hier? Warum ist er hier?«
Der Präzentor lächelte gütig. »Wir sind hier, um unsere allseitige Besorgnis über Banditenüberfälle zu diskutieren – insbesondere über die Rote Korsarin.«
Victor setzte die Tasse ab. »Die ist doch nur ein unwichtiges Ärgernis. Ich muß mir über Militäreinheiten Sorgen machen, die aus dem Clanraum kommen, um unsere Welten zu überfallen. Morges ist von den Clans weit härter getroffen worden als Kookens oder Pasig.«
»Von den Jadefalken und Stahlvipern, Victor, nicht von allen Clans«, korrigierte Phelan.
»Gibt es da einen Unterschied?«
Je wacher er wurde, desto mehr irritierten Victor Phelans ruhige Überlegenheit und ComStars passive Manipulation.
Phelan nickte langsam. »Vielleicht würdet Ihr es vorziehen, daß der ilKhan sich nach dem nächsten Vorstoß des Kombinats von Wolcott bei Euch beschwert. Die Jadefalken sind eigenständig und mit dem Wolfsclan nicht zu verwechseln.«
»Zugegeben.« Victor blickte Hettig anklagend an. »Warum macht sich ComStar Sorgen um Banditen, während der Orden die Jadefalken und Stahlvipern Überfälle in aller Ruhe oberhalb der Waffenstillstandlinie des Vereinigten Commonwealths durchführen läßt? Wozu ist dieses Treffen überhaupt nötig? Für die Garantie des sicheren Geleits für einen Wolfskhan muß ich mir von Ryan Steiner und seinen Helfershelfern allerhand anhören, und daß er Ragnar mitgeschleppt hat, hilft auch nicht gerade.«
»ComStar weiß um Ihre Schwierigkeiten und Anstrengungen zu unserer Unterstützung«, beruhigte ihn der Präzentor. »Wir hätten keine derart außergewöhnlichen Maßnahmen verlangt, wäre die Situation nicht so ernst. Es handelt sich hier nicht um gewöhnliche Banditen, Prinz Victor.«
»Sie hatten Glück.«
»Sie hatten zweimal Glück, Victor.« Phelan lehnte sich zurück, aber Victor konnte Besorgnis in seinen grünen Augen erkennen. »Hört den Präzentor zu Ende. Der Präzentor Martialum konnte den ilKhan überzeugen, daß genug auf dem Spiel steht, um ein Treffen unter dem Deckmantel der Verabschiedung meines Vaters zu arrangieren.«
Victor nickte. Die Argumente des Präzentors Martialum hatten auch ausgereicht, seine Mutter zu überzeugen. »Was bedrohen diese Banditen denn?«
»Den Waffenstillstand, Prinz Victor. Den Waffenstillstand zwischen ComStar und den Clans.«
Hettig faltete die Hände, aber die Geste war so steif, daß Victor sie als bewußten Versuch erkannte, die gelassene Fassade zu bewahren.
»Wie können Banditen den Frieden bedrohen?« Victor sah in die fast leere Kaffeetasse und wartete darauf, daß das Koffein seinen Kopf klar machte. »Es sind nur Banditen. Sie überfallen eine Welt und verschwinden wieder. Wenn die Grabwanderer auf Kookens nur zwei Stunden eher von der anderen Hemisphäre eingetroffen wären, würden wir uns jetzt in der Vergangenheitsform über die Rote Korsarin unterhalten.«
Phelan schüttelte den Kopf. »Ihr habt Euch die Berichte über Banditenüberfälle angesehen und sie als unwichtig abgetan, weil das, was Ihr gesehen habt, mit dem übereinstimmt, was Ihr über Banditen wißt. Ihr habt keine persönliche Erfahrung mit ihnen. Vielleicht sehe ich die Sache anders, weil ich schon im Dienste des Vereinigten Commonwealth Jagd auf Banditen gemacht habe. Unsere Informationen zeigen, daß eine Banditenbande mit ungewöhnlich viel Glück Beute gemacht hat, die zum größten Teil nicht sonderlich wertvoll war. Wie man es auch dreht, Kookens Freudental ist glimpflich davongekommen. Der Planet hat keine Industrieanlagen verloren und ist nicht erobert worden.«
Der Prinz stimmte ihm zu. »Ich erinnere mich an die Zahlen. Die Angreifer nahmen Nahrungsmittel und ein paar Sklaven mit. Mit Büchsensuppe kann man keinen Gegner erschießen.«
Hettig nickte. »Andererseits gibt es da noch einen alten Spruch, Prinz Victor: ›Eine Armee marschiert auf dem Magen.‹«
»Diese Banditen sind wohl kaum Napoleons Armeen, Präzentor Hettig«, schnappte Victor, dann trank er den letzten Schluck Kaffee, um sich eine Chance zu geben, ruhiger zu werden. Angesichts des ständigen Getuschels, er habe aufgrund seiner kleinen Statur einen »Napoleonkomplex«, fragte er sich, ob das ein subtiler Rüffel gewesen war.
ComStar ist in jedem Fall subtil.
»Stimmt, Prinz Victor, aber bisher haben sie
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