BattleTech 17: Natürliche Auslese
die Stromstöße unerträglich. Weitere Schocks folgten wenn er die Hände nicht angemessen vorsichtig und behutsam bewegte.
Er haßte sich dafür, daß er die Kinder trotz der Schmerzen betrachten und wunderschön finden konnte.
Er zwang sich zu einer Routine, die der Roten Korsarin ebensoviel Arbeit abverlangte wie ihm. Er fand Abkürzungen, durch die er seine Aufgaben schneller erledigen konnte. Er bewegte sich wie eine Lenkrakete durch die Basis, ständig auf der Suche nach einer neuen, schnelleren Methode, irgendwohin zu kommen. Er hielt Ausschau nach unerwarteten Verbindungen zwischen den Gebäuden und benutzte sie wie Tunnel und Brücken.
Nachts, wenn seine Arbeit getan war, saß er draußen vor dem Haus. Er betrachtete den Himmel und freute sich über die Sternschnuppen, die der Computer aus dem Firmament fallen ließ. Die Sternbilder erkannte er nicht, also baute er sich seine eigene kleine Mythologie auf. Er benannte eines nach seinem Sohn Jon, und ein Zwillingsgestirn nach seinen Enkeln. Dorete bekam kein eigenes Sternbild, aber die Rote Korsarin.
Er nannte es ›Die Hexe‹. Es war das erste Sternbild das am Morgen von der aufgehenden Sonne verschlungen wurde.
Seit neuestem hatte die Rote Korsarin es sich angewöhnt, seine Brücken und Tunnel zu blockieren. Das kostete ihn auf seinen Wegen durch die Basis Zeit, aber trotz der Stromstöße machte es ihm nichts aus. Auf dem Weg durch die Basis, bei der Suche nach neuen Abkürzungen, fand er Bereiche, die er nicht betreten durfte. In der Überlegung, daß dieses Zutrittsverbot möglicherweise von der Uhrzeit abhängig war, versuchte er es zu verschiedenen Tageszeiten immer wieder. Nelson stählte sich für den Schock, als er nach links in einen Gang im Keller des Basishaupthauses einbog. Es war kurz vor dreiundzwanzig Uhr, später als er je zuvor versucht hatte, diesen Bereich zu betreten.
Sein erster Schritt löste keinen Stromstoß aus. Er lächelte. Ein zweiter Schritt in Richtung der roten Türen am Ende des Ganges folgte. Ein dritter. Er streckte die Hand aus, und auf seine Berührung hin flogen die Türen auf.
Der Schlag war fürchterlich. Das Laufband riß ihm die Füße weg, und er schlug mit dem Kinn auf den gepolsterten Haltegriff. Er fiel zu Boden, und das Laufband warf ihn als zitterndes Häufchen Elend ab.
Er hörte ihre festen Schritte. Ein Klicken, und das Summen des Laufbands verstummte. Er war noch immer nicht in der Lage, sich zu bewegen. Sie ging neben ihm in die Knie und nahm ihm die Brille ab. Der Konstruktkorridor verschwand, und er brauchte ein, zwei Sekunden, um ihr Gesicht scharf sehen zu können. Er blinzelte einmal. Als er die Augen wieder öffnete, war der Ausdruck von Besorgnis verschwunden, den er auf ihrem Gesicht erkannt hatte.
»Es gibt Orte, an denen du nichts zu suchen hast, Nelson. Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt.« Sie stützte seinen Kopf mit einem Arm ab und löste den Schockkragen. »Das mag dir brutal vorgekommen sein, aber wenn du tatsächlich dort gewesen wärst, hätte man dich erschossen.« Ihre Stimme wurde leiser. »Ich habe es zu deinem Besten getan.«
Er versuchte ihr zu antworten, aber seine Stimme versagte den Dienst.
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Versuch nicht einmal zu reden.« Sie zog die Sensorhandschuhe von seinen Händen. »Es wird ein paar Minuten dauern, bis die Wirkung abklingt.«
Sie hockte sich neben ihn. Erst jetzt bemerkte Nelson, daß sie genauso gekleidet war wie bei ihrer ersten Begegnung. »Du hast das Spiel gemeistert, Nelson. Du bist mit den Ablenkungen und den Hindernissen, die wir dir in den Weg gelegt haben, sehr gut fertig geworden. Ich bin mit deinen Fortschritten sehr zufrieden.«
Nelson nickte. Seine Hals- und Nackenmuskulatur reagierte wieder. Er bewegte Finger und Zehen, und auch wenn sie noch kribbelten, gehorchten sie seinem Befehl. Arme und Beine schienen noch bleiern, aber auch sie zeigten erste Zeichen zurückkehrender Funktion.
Sie nahm seine rechte Hand, und er konnte die Wärme ihrer Haut fühlen. »Ich bin mit deiner Leistung so zufrieden, daß ich dich belohnen werde.« Ihr Blick zuckte zur Tür. »Du leistest so gute Arbeit, um Schmerzen zu vermeiden, daß ich sehen möchte, wozu du zum Vergnügen in der Lage bist.«
Er rollte sich auf die rechte Seite. »Wozu wollen Sie sich bestrafen?« krächzte er.
»Mich bestrafen? Kaum.« Sie lächelte ihn lüstern an. »Ich belohne mich dafür, dich so schnell und gut trainiert zu haben,
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